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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Seufzer aus, bog sich seinen Händen entgegen. Immerhin hatte er warme Hände. Er tat ihr nicht weh, war mit anderen Dingen beschäftigt. Sie versuchte, diese auszublenden, sie waren nur Mittel zum Zweck, nur List, sonst nichts. Einen Moment lang fragte sie sich, ob ihre Mutter die ungeschickte Fummelei ebenso haßte wie sie selbst im Augenblick. Sie zwang sich zu einem verliebten Lächeln.
    Jetzt versuchte er, das Kleid weiter hinunter zu ziehen, doch ihre gefesselten Hände waren im Weg. Es dauerte nur Sekunden, dann hatte er das Messer wieder in der Hand, drehte sie um, befreite sie von den Stricken. Gut. Das hatte sie gewollt. Sie riß sich zusammen, um ihn nicht sofort abzuwehren. Sie hatte angefangen. Verlockung war ihre einzige Waffe. Sein Herz würde er nicht an sie verlieren, aber eventuell lange genug die Konzentration, damit sie etwas tun konnte, irgend etwas – was, das wußte sie nicht. Doch dazu mußte sie deutlicher werden.
    Sie zog die Arme aus dem Kleid, schob es nach unten, trat aus dem Stoffhaufen. Die Schuhe ließ sie an, geknöpfte Halbstiefel brauchten zuviel Zeit. Ihre Schuhe würden ihm ohnehin egal sein. Höchstwahrscheinlich auch ihre Seidenstrümpfe. Er musterte sie – wieder mit offenem Mund, genoß das Schauspiel in stiller Ekstase. Sie griff nach seiner Weste, öffnete die Knöpfe an seinem Hemd, vom Hals abwärts bis zum Gürtel und von dort weiter abwärts. Ihre Finger mußten durch den Stoff zu spüren sein. Wie lange konnte es dauern, bis man den Knopf eines Kleidungsstückes aufbekam, das plötzlich zu eng war, und warum um Himmels willen zitterte sie so, wenn es doch galt, ganz ruhig zu sein?
    Jetzt war sie ihm zu langsam. Seine Hände waren wieder auf ihrem Körper, und sie ließ zu, daß er sie streichelte. Sie half ihm nicht, sie hielt ihn nicht davon ab. Sie lächelte nur, lehnte sich zurück, räkelte sich in den Kissen, die Arme von sich gestreckt, die Lippen halb geöffnet, die Beine nicht ganz parallel. Hoffentlich sah das ungekünstelt aus. Sie hatte die Haltung bei den Modellen gesehen, die sich für eine männliche Klientel daguerreotypieren ließen. Kunst für Männer.
    Seine Joppe flog, sein Hemd hinterdrein, und mit den Füßen stieß er seine Hose von sich. Einen Blick warf er auf ihre Stiefel und Strümpfe. Umständlich stieg er aufs Bett. Seine Hand begrapschte sie, und sie nahm sich eisern zusammen, ihren Abscheu nicht zu zeigen. Statt dessen stöhnte sie auf.
    Körperliche Liebe war ihr kein Geheimnis, konnte es nicht sein, bei ihrem familiären Hintergrund. Sie war in ihrem Bannkreis aufgewachsen, immer versteckt vor den Bewunderern, die ihre Mutter besuchten. Sie hatte durch Schlüssellöcher gespäht, hatte Symphonien von Gestöhne und Geschrei gehört. Sie hatten immer gut gelebt, besser als andere, weil ihre Mutter diese eine Sache wirklich gut konnte und sich dabei den Anschein gab, ewige Liebe zu empfinden.
    Marie-Jeannette hatte selbst eine solche Karriere angestrebt. Kurtisane in ihrem eigenen kulturvollen Salon, jemand, der sich die reichen Männer aussuchen konnte. Kurtisanen vergaben ihre Gunst nicht ohne eine Entschädigung, und seine Entschädigung würde besser sein als Geld. Sie wollte überleben. Das motivierte. Jungfräulichkeit war nur eine Ware. Als mehr hatte sie sie nie gesehen, hatte sie deshalb auch nicht verschleudert. Nun würde sie sie für eine Fluchtmöglichkeit verkaufen. Vermutlich rechnete er nicht damit, daß sie unberührt war.
    Seine Hände begrapschten wieder ihre Brüste, kneteten sie mit der Ungeschicklichkeit, die sie nun schon kannte. Sie öffnete die Lippen, benetzte sie mit der Zunge, und diesmal konnte er nicht widerstehen und küßte sie. Fast lag er schon auf ihr, zerrte und zupfte an ihrer und seiner restlichen Kleidung. Hätte er sich Zeit gelassen, sich ganz zu entkleiden, hätte er jetzt keine Schwierigkeiten gehabt, doch er war dem Spiel zu sehr verfallen, um sich mit Kinkerlitzchen aufzuhalten. Gier benebelte ihm das Gehirn, und seine Eile machte ihn langsamer. Sie unterdrückte ein widerwilliges Zischen. Vielleicht wäre ein Verhör doch vorzuziehen gewesen?
    Sie küßte ihn noch einmal, streichelte ihn mit ihrer Rechten, während die Linke die kalte Nachttischlampe ergriff. Jetzt. Ehe er …
    Die Leuchte knallte auf seinen Kopf, und er lag ganz still. Der Glaszylinder brach, Scherben rieselten herab und schnitten in ihre Haut. Ihr war übel, und sie atmete vorsichtig ein, während sie versuchte, sich aus

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