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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Stimmen näher kommen.
    Gleich würde man sie finden. Sie öffnete die nächste Tür und glitt in den Raum dahinter. Ein kräftiger Mann mit Kochmütze drehte sich zu ihr, doch sie war schon unter dem Tisch verschwunden, ehe er sich noch ganz umgewandt hatte.
    „Franzl?“ fragte er. Er murmelte etwas in einem unfreundlich klingenden Dialekt, und sie verstand nur wenig.
    Reglos kauerte sie unter einem großen Holztisch nahe bei der Tür. Vermutlich stellte man hier die Teller fürs Servieren zusammen. Kein gutes Versteck. Sie war kaum zu übersehen.
    Drei Lampen brannten und erleuchteten den Raum, so daß man darin arbeiten konnte. Sie sah, wie der Koch mal dies, mal das tat, hin- und herlief. Schließlich trat er auf sie zu, und sie biß sich auf die Hand, um nicht zu jammern.
    Er passierte den Tisch und ging zur Tür hinaus, hielt sie hinter sich offen.
    „Franzl!“ rief er erneut.
    Doch Franzl war nirgends zu sehen, und der Mann blickte prüfend auf seine Töpfe, ehe er dann vollständig aus der Küche verschwand. Die Tür schloß sich.
    Nun war sie allein. Sie holte tief Luft, merkte, daß sie eine Weile den Atem angehalten hatte. Sie wußte, daß sie nicht viel Zeit hatte, doch schon war sie aus ihrem Versteck geschlüpft und durchquerte die Küche. Eine zweite Tür war auf der anderen Seite. Vielleicht kam sie dort hinaus.
    Sie hielt am Herd an, ihr Magen knurrte. Diese Leute würden essen, und sie blieb hungrig. Der ganze Raum war voller köstlicher Speisen, und sie hatte nicht die Muße, auch nur eine davon zu probieren. Wenigstens konnte sie es den anderen vermiesen. Mit einer schnellen Handbewegung öffnete sie die kleine Medizinflasche und schüttete den Inhalt in die Suppe.
    Es mochte nichts bewirken. Doch eventuell würden sie müde werden. Sie griff sich einen Apfel und schob ihn in die Tasche. Für später.
    Sie erreichte die andere Tür und horchte. Vom Hof waren Pferde und Stimmengewirr zu hören. Stimmen näherten sich auch der Tür, an der sie stand. Sie rannte zurück, doch da öffnete sich die andere, durch die sie gekommen war. Sie duckte sich dahinter, hielt die Luft an, hörte ihr Herz hämmern, meinte, es müsse sie verraten.
    Die offene Tür verbarg sie nur bruchstückhaft. Keinen Schritt entfernt stand sie vom Koch und jenem Franzl, den dieser am Ohr in die Küche zerrte und der entsprechend laut jammerte und heulte. Anscheinend der Küchenjunge.
    Auf Zehenspitzen schlich sie hinter den beiden um die Tür, erwartete jeden Augenblick, sie würden sich umdrehen und sie sehen. Schon hatte der Junge sie erblickt, stierte sie an. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch eine Backpfeife des Kochs verschlug ihm die Sprache. So schlüpfte sie zurück in den Flur, aus dem sie gekommen war.
    Die Tür zum Hof stand offen. Sie rannte darauf zu, blickte hinaus und sah das herrliche Durcheinander im fast Dunkeln. Genau, was sie brauchte. Nur hatte sie noch nicht nachgedacht, was nun zu tun war.
    Eventuell sollte sie ein Pferd stehlen. Reiten konnte nicht so schwer sein. Die Grundprinzipien kannte sie. Doch sie hatte noch nie ein Pferd gesattelt. Sie war auch noch nie ohne Hilfe aufgestiegen, hatte noch nie im Herrensitz gesessen, war nie im Dunkeln geritten.
    Sie sah, wie ein Stallbursche einem Mann die Zügel abnahm und das Pferd in den Stall führte. Gute Idee. Sie suchte nach dem nächsten reiterlosen Pferd im Hof, um es zu nehmen und wegzuführen. Sie ging immer weiter, die Kopfbedeckung tief im Gesicht, den Blick gesenkt.
    Männer sahen sie an. Sie spürte ihre Blicke deutlich, und sie waren ihr schier unerträglich. Sie wollte nicht angesehen werden, fühlte sich nackt. Sie biß sich auf die Lippen.
    Jemand sagte etwas, und sie nahm gehorsam die Zügel und begann, das Pferd Richtung Tor zu führen. Doch dort stand ein Mann, und so wandte sie sich dem Stall zu.
    Der Pferd zerrte an ihr, und sie wickelte sich die Zügel um die Hand, nutzte ihr ganzes Gewicht, um das Tier zu halten. Es scheute, stieg ihr fast auf den Fuß, warf sie beinahe um. Doch es kannte den Weg zum Stall besser als sie und strebte ihm entgegen, führte sie anstatt umgekehrt.
    Der Stall war nur dürftig erleuchtet, doch sie sah einen Hinterausgang. Vielleicht kam man von dort ins Freie.
    Sie überlegte, wie sie des großen Tiers Herr werden sollte. Aufzusteigen und zu reiten schien ihr unmöglich. Da trat eine Gestalt aus einer der Boxen, ein Mann, der seine Faust gegen sie schwang. Alles, was ihr blieb, war, die Zügel

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