Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
loszulassen und mit den Armen ihr Gesicht zu schützen.
    Man hatte sie gefunden.

Kapitel 8
    Charly sehnte sich danach, daß Arpad aufwachte, und fürchtete sich zugleich davor. Sie hatte noch nie einen schlafenden Mann in den Armen gehalten. Irgend etwas war schön daran. Sie hörte sein regelmäßiges Atmen. Die Wärme seines schlanken Leibes verriet, daß er lebte. Sein Haar und seine Bekleidung waren erstaunlich schnell getrocknet, schneller als ihre, die immer noch feucht war. Einen logischen Grund gab es dafür nicht, es mußte damit zusammenhängen, daß er kein Mensch war.
    Ab und zu verlagerte sie sein Gewicht, wenn ihr der Arm einschlief. Wieviel Zeit verging, wußte sie nicht, nur daß er lebte, atmete und Wärme ausstrahlte, wie er da in ihrem Arm lag, und daß er früher oder später erwachen würde. Dann würde er vielleicht wieder ihr treusorgender Arpad sein, würde Witze machen, falls es noch etwas gab, worüber man witzeln konnte – oder die brutale Bestie und sie umbringen. Sie wunderte sich, daß sie sich damit so relativ ruhig befassen konnte.
    Mit der freien Hand erforschte sie sein Gesicht. Es sah schön und entspannt aus. Sie fuhr an seiner Oberlippe entlang, zeichnete mit einem Finger seine geschwungenen Augenbrauen nach und strich ihm das Haar aus der Stirn.
    „Ich habe Angst“, sagte sie dem Bewußtlosen. „Mir gefällt es hier nicht. Ich habe das Gefühl, mich beobachten unsichtbare Kreaturen mit blitzenden gelben Augen. Ich kann sie nicht sehen. Ich weiß aber, daß sie da sind. Ich bin mir sicher. Wach auf. Ich brauche dich.“
    Doch sie wußte nicht, was er tun würde, wenn er erwachte. Ihr war nur klar, was geschehen würde, wenn er nicht mehr erwachte. Sie würde verhungern. Sie nahm die freie Hand von seinem Gesicht und legte sie auf sein Herz.
    Seine Augen öffneten sich ruckartig, nahmen die Umgebung wahr, und er gab ein Zischen von sich. Ihre Angst war plötzlich wieder da, dennoch hielt sie ihn weiter im Arm, während ihre Hand auf seiner Brust ruhte. Sie spürte seinen Herzschlag. So menschlich. Würde er sie jetzt töten?
    „Arpad?“
    Ihre Blicke trafen sich, und er sah sie lange an. Dann regte er sich. Sie schrie vor Entsetzen auf.
    Er griff sie nicht an, kauerte sich nur neben sie, ihr zugewandt, nahm ihr Kinn in die Hände, drehte ihren Kopf. Sah auf ihren Hals.
    „Bitte!“ beschwor sie ihn. „Tu mir nicht weh! Ich werde mich nicht wehren. Tu, was du tun mußt, aber laß es nicht weh tun. Blockiere den Schmerz!“ Sie rang um Fassung und merkte, wie ihr als deutliches Zeichen ihrer Angst eine Träne über die Wange lief. Sie hatte sie nicht aufhalten können. Sie blinzelte, um weitere Tränen zu verhindern. Eine sanfte Hand untersuchte die Kratzspuren, die seine Zähne an ihrer Kehle hinterlassen hatten.
    „Charly“, begann er und wußte dann nicht, was er sagen sollte. Er wischte ihr die verräterische Träne ab.
    „Wie schwer habe ich dich verletzt?“ Seine Stimme klang spröde.
    Sie begann zu zittern, brachte kein Wort heraus. Sie weinte nicht, ergab sich keinem hysterischen Anfall, konnte nur einfach nicht aufhören zu schlottern.
    Eine Weile schwiegen sie. Sie spürte seine geheimnisvollen Blicke auf sich, brachte es aber nicht fertig, ihn anzusehen – als sei sie schuld an seinem Fehltritt, nicht er. Wie unterhielt man sich mit einem Mann, der versucht hatte, einen umzubringen? Wie dankte man einem Mann, der einen Altruismus gezeigt hatte, der ihn das Bewußtsein gekostet hatte?
    „Wie lange ... habe ich geruht?“ fragte er, und sie begriff, daß er nicht zugeben wollte, ohnmächtig gewesen zu sein. Sie zuckte die Achseln. Sie wußte es nicht. Ihre Zähne klapperten.
    Seine warme Hand fuhr an ihrem Rock und ihren Strümpfen entlang. Sie trockneten.
    Er inspizierte ihre Handgelenke, und sie dachte daran, wie er sie geheilt und dann ihren Hals als Quelle noch mehr wohlschmeckenden Blutes angestarrt hatte.
    Wieder schwiegen sie. Sie spürte, wie unangenehm ihm all dies war. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Das war neu. Bisher hatte er immer gewußt, was zu sagen war. Er musterte ihr Gesicht, und sie vergrub es in den Händen, nicht weil sie weinen wollte, sondern weil sie seinem prüfenden Blick nicht standhalten konnte. Sie wußte nicht mehr, was er in ihr sah.
    „Hast du mich die ganze Zeit im Arm gehalten?“ fragte er, und sie nickte, ohne die Hände vom Gesicht zu nehmen. Sprechen war unmöglich. Sie spürte, daß er sich neben sie setzte.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher