Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
machten sich die Dinge gerne leicht. Sie hatte es ihr ganzes Leben lang an den wechselnden Beschützern ihrer Mutter gesehen, die ihr erst den Hof machten und dann weiterzogen – oft ohne ein Wort des Abschieds. Ihre Mutter war daran gewöhnt. Sie wußte, wie man aus jeder Beziehung das meiste herausholte, und war gut darin, Geld gewinnbringend anzulegen.
Marie-Jeannette überlegte, ob sie sich spontan in einen Weinkrampf stürzen sollte, um die Theorie zu untermauern, sie sei nur die unschuldige kleine Mitreisende, die von nichts gewußt hatte. Weinen würde einfach sein, dazu mußte sie sich unter den gegebenen Umständen nicht anstrengen. Sie sah dem Mann in die Augen. Nein. Er würde ihr nicht glauben, Tränen hin oder her.
Sie musterte seinen Körperbau und hoffte, der Blick wirke bewundernd. Unterhalb seines Gürtels ließ sie ihren Blick einen Moment lang verweilen. Sie atmete tief ein und streckte dabei ihre Büste nach vorn. Dann hob sie den Blick von dem, was erste Zeichen seiner Anerkennung sein mochten.
„Ziehen Sie mich aus!“
Jetzt sah sie ihm in die Augen, lächelte ängstlich, brav und ein wenig aufgewühlt. Sein Gaffen erreichte eine neue Dimension. Sein Mund stand offen. Anscheinend hatte sie sich klar ausgedrückt. Dafür war sie dankbar, er verstand ihr deutsch-französisch-englisches Sprachgemisch. Ihre Körpersprache war wahrscheinlich ohnedies eindeutig.
Langsam bewegte sie ihren Kopf auf ihn zu, sah zu ihm hoch mit leicht geöffneten Lippen, die sie bedächtig mit ihrer Zunge benetzte. Dann trat sie zurück. Die Spannung stieg. Er hatte den Mund immer noch nicht wieder geschlossen. Gesagt hatte er auch nichts.
„Ich weiß, was Sie tun wollen, Monsieur. Ich kann es nicht verhindern. Aber dann sollten wir es richtig tun. Ziehen Sie mich aus. Das wird viel besser sein.“
Er regte sich nicht. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, daß sie sich ihm ergeben würde, ehe er es auch nur verlangte. Vielleicht hätte er ihr auch gar nichts getan. Doch im Grunde glaubte sie das nicht. Er hätte sie geschlagen, sie berührt, und mit jeder Berührung wäre er ihr nähergekommen. So war es besser. Sie hatte die Führung übernommen. Man konnte im Sturm nur mit dem Wind laufen, nicht dagegen.
„Tun Sie es!“ lud sie ihn mit süßer Stimme ein. „Ehe Ihre Kameraden kommen. Ganz in Ruhe.“
„Sie wollen …“, fragte er mißtrauisch.
„Ich will nicht, daß man mir weh tut. Sie können doch lieben, ohne weh zu tun? Sie sehen aus, als könnten Sie gut lieben. Ich kann Ihnen Freude bereiten. Aber nicht so.“
Sie sah an ihrem dreckigen Reisekleid hinunter, dem Höhepunkt eleganter Schneiderkunst. Alle Kleider Cérises waren so geschnitten, daß sie die schönen Einzelheiten einer guten Figur trickreich unterstrichen, ohne allzu skandalös zu sein.
Er hielt ein Messer in der Hand, und sie atmete bestürzt ein. Das hatte sie nicht erwartet, kein Messer, keine Waffe. Sie trat einen weiteren Schritt zurück und fiel fast. Sie war zu weit gegangen. Er wollte kein Tête-à-tête, er wollte ihr wehtun, Informationen aus ihr herausholen. Doch sie wußte nichts zu sagen. Jetzt war es zu spät, die gekränkte Unschuld zu spielen und um Gnade zu flehen.
Da war er auch schon, das Messer in der Hand, packte sie, drehte sie um, preßte sie mit dem Gesicht nach unten aufs Bett, und sie hörte es, fühlte es: Er schnitt die Schnürung ihres Kleides auf.
Er nahm sich keine Zeit, das Gewand zu öffnen, sondern zerschnitt es ebenso wie kurz darauf ihre Unterkleidung. Dann drehte er sie um, und sie stellte mit Erleichterung fest, daß er das Messer weggesteckt hatte. Zwei Hände waren an ihrem Ausschnitt und zerrten das Kleid von ihren Schultern, zerrten an den Unterkleidern, legten ihre Brüste frei.
Plötzlich fühlte sie sich unendlich verwundbar und wußte nicht, warum. Ihr Mut schien sie zu verlassen. Sie hatte sich so verhalten in der Hoffnung, daß es einfacher sein würde. Doch jetzt stellte sie fest, daß sie es nicht einfach fand, von ihm berührt zu werden. Sie war bereit gewesen, alles zu tun, um einer allzu brutalen Behandlung zu entgehen, doch sie hatte genausoviel Angst wie vorher. Im Zimmer war es kalt, und sie bekam eine Gänsehaut. Sie errötete bei der Feststellung, daß ihre Brustwarzen auf die Kälte reagierten.
Er genoß ihren Liebreiz, und unter anderen Umständen hätte ihr das vermutlich geschmeichelt. Er streichelte ihre Brüste ungeschickt, und sie stieß einen künstlichen
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