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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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kraftlos. „Du mußt allein weiter. Ich kann nicht mitreiten. Ich falle nur vom Pferd.“
    „Unsinn“, gab er zurück, obwohl das seine Probleme gelöst hätte. „Ich lasse dich nicht hier zurück. Setz den Fuß in meinen Steigbügel. Den anderen.“
    Er zog sie hoch und hätte beinahe geschrien, als ihr Gewicht an seiner geschundenen Schulter hing. Ein schmerzverzerrter Zischlaut war alles, was er sich gestattete.
    „Halt dich fest, aber um Himmels willen nicht an meinen Rippen. Die tun ohnehin schon scheußlich weh.“
    Eine kleine Hand krallte sich in seine Schulter. Ihr anderer Arm legte sich um seine Hüften. Interessante Position, aber nichts, womit er sich jetzt auseinandersetzen konnte. Keine Zeit, keine Möglichkeit, kein Spaß.
    „Festhalten, Madame Krieger!“
    Das tat sie. Die Furcht verlieh ihren Händen und Armen erstaunliche Kraft.
    Er ging in den Galopp, und ihr Körper schmiegte sich so eng an seinen, daß sie die Bewegungen mit ihm mit machte. Ihre Schenkel umrahmten seine, und zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er das außerordentlich anregend gefunden.
    Er horchte, während er sich zu orientieren versuchte. Baumkronen verdeckten nun das Mondlicht, das die Koppel erhellt hatte.
    Es mochte Stunden dauern, nach Ischl zu kommen, im Dunkeln noch dazu. Zu zweit belasteten sie das Pferd ziemlich, obgleich er nicht dick und sie ein schlankes, zartes Mädchen war – wenn man von ihren Brüsten absah, die sich gegen seinen Rücken quetschten.
    Wann anders! bat er still. Irgendwann laßt mich diesen entzückenden Leib erforschen, irgendwann, wenn ich viel Zeit habe. Aber nicht jetzt. Jetzt müssen wir reiten. Beinahe ein Gebet – er merkte es kaum.
    „Vorsicht, niedrige Äste.“ Sie duckten sich und galoppierten weiter. Er hatte ein gutes Tier ausgewählt. Der Fuchs war schnell und trittsicher, seine Bewegungen weich und rund. Ein Tier mit einer härteren Gangart hätte Marie-Jeanette sicher hinter ihm aus dem Sattel geschleudert. Doch es gelang ihr, sich oben zu halten.
    Er trieb das Pferd an, und sie preschten den Pfad entlang, ohne noch genau zu sehen, wohin es ging. Wie lange bis zur Hauptstraße? Von dort mochte es nicht mehr allzuweit sein – er wußte es nicht. Sie mußten den halben Weg nach Ischl längst zurückgelegt haben, als man sie aufhielt. Doch dann hatte man sie nach Südosten gebracht, zurück in die Nähe der Seen.
    Er hatte keine Vorstellung von der Entfernung. Er hatte auch keine Muße, sich damit zu befassen, war zu zerschlagen. Gar nicht darüber nachgrübeln.
    Schon konnte er die Jäger hören. Sie würden nicht die ganze Nacht brauchen, um sie wieder zu fangen. Irgendwann würden sie sie einholen. Er wollte nicht darüber nachdenken, was dann geschehen würde. Mit seiner gestohlenen Handfeuerwaffe konnte er genau einmal treffen, wenn er gut zielte. Doch es war mehr als ein Jäger hinter ihnen her, und sie würden alle bewaffnet sein.
    Ihm wurde klar, daß sie hinter ihm saß wie ein Kugelfang. Wenn man auf ihn schoß, würde man sie zuerst treffen. Er würde sie nicht festhalten können. Sie würde einfach vom Pferd kippen, fallen wie ein Krieger in der Schlacht, und die nächste Kugel würde ihn treffen.
    Der Weg wurde steil, und fast rutschte sie hinten vom Pferd, doch es gelang ihr, sich festzukrallen. Ihre Hände waren tief in seine Schulter und seine Hüfte gegraben. Er konnte sich nicht erinnern, daß es auf der Hinfahrt eine so steile Passage gegeben hatte. Äste fegten ihn fast vom Pferd. Der Weg war eng geworden. Bäume und Büsche überwucherten ihn wie im Dschungel.
    Kein Wagen hätte hier durchgepaßt. Er mußte falsch abgebogen sein, galoppierte einen Forstpfad entlang, anstatt auf dem Weg nach Ischl zu sein. Höchstwahrscheinlich führte diese Route nicht zur Hauptstraße. Wahrscheinlich führte sie einen Berg hoch. Er hatte sich im Dunkeln verirrt.
    Vielleicht würden sie sie so ja nicht finden. Er strengte sein Gehör an, und tatsächlich schien der Lärm der Jäger abzunehmen. Sein Pferd schnaubte mißmutig. Der Pfad war zu steil zum Galoppieren. Er wurde langsamer, zuckte zusammen, als ein Ast gegen seinen Arm knallte. Das Mädchen schrie leise auf, auch sie war getroffen worden.
    „Haben wir uns verirrt?“ fragte sie außer Atem.
    „Wir sind falsch abgebogen. Damit hängen wir sie wahrscheinlich ab.“
    Wald und Unterholz wurden dichter, und er konnte fast nichts mehr sehen. Er gab dem Wallach Zügelfreiheit, in der Hoffnung, das Tier würde mehr sehen

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