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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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als er. Er trieb es nur weiter. Es ging immer weiter aufwärts. Schließlich hielt das Pferd an und ging keinen Schritt weiter.
    Sie hatten steiniges Gelände erreicht. Er lauschte den Berg hinab. Schon wurden die Geräusche wieder lauter. Offenbar hatten die Jäger seine unfreiwillige „Abkürzung “ gefunden. Er stieg ab und half ihr herunter.
    „Sie werden uns kriegen, nicht?“ fragte sie ängstlich.
    „Wir werden uns verstecken“, sagte er und weigerte sich, einfach aufzugeben. Schon gar nicht wollte er ihr gegenüber Schwäche zeigen. „Komm!“
    „Sie dürfen mich nicht kriegen!“ Sie schniefte. „Vielleicht habe ich einen von ihnen getötet. Ich bin nicht sicher.“
    „Wie das?“
    „Ich habe ihm die Lampe auf den Kopf geschlagen. Zweimal. Er hat sich nicht mehr bewegt.“
    „Hast du nicht nachgeschaut?“
    Er fühlte, wie sie erbebte, während er sie hinter sich her zog.
    „Nein, ich konnte ihn einfach nicht anfassen. Außerdem mußte ich mich anziehen.“
    Er blieb stocksteif stehen, und ein erneuter Schmerz durchschoß ihn. Er zuckte und zischte. Anziehen? Hieß das, sie war nackt gewesen? Was war geschehen?
    „Hat er … hat er dich …?“ Wie fragte man eine junge Frau, ob jemand ihr Gewalt angetan hatte? Er hatte sich über ihre Bekleidung schon gewundert. Jetzt wurde ihm klar, daß sie die Sachen ihres Angreifers trug. Vor seinem geistigen Auge entfaltete sich eine Szene. Grobe Hände rissen der süßen, jungen Frau die Kleider vom Leib, während sie schrie und sich wehrte und um Gnade flehte. Brutale Finger hielten sie und faßten sie an, wo sie kein Recht hatten zu sein.
    „Nein. Ich habe ihm auf den Kopf gehauen.“
    „Gut!“
    Sie sparten sich den Atem für den weiteren Aufstieg. Bergsteigen war in den letzten Jahren modern geworden. Doch unter den gegebenen Umständen war Udolf sicher, daß, selbst wenn er in seinem ganzen Leben keinen weiteren Berg erklimmen mußte, es immer noch einer zuviel war. Der Schmerz in seiner Seite zerriß ihn fast, und das Atmen wurde ihm schwer.
    Nach einiger Zeit zog sie ihn. Erstaunlich stark war sie für eine Dame. Nun, sie war eben keine Dame, sondern eine Bedienstete, und wahrscheinlich an harte Arbeit gewöhnt. Sie war zäh. Doch den ganzen Berg würde sie ihn nicht hinaufziehen können.
    Sie hörte die Verfolger hinter sich. Ihre Laternen sandten Licht durch den Forst unter ihnen wie Glühwürmchen. Er stolperte und fiel, stöhnte vor Schmerz, als er aufschlug.
    „Du mußt aufstehen! Martin! Von Görenczy! Udolf! Mon mari ! Du mußt aufstehen! Bitte!“
    Er rappelte sich hoch, und sie kraxelten weiter.
    Sie erreichten ein Felsplateau unter freiem Himmel, ohne Bäume. Der Mondschein ließ die Berge hell leuchten, und sie konnten sehen, daß sie eine Art Zwischengipfel erreicht hatten. Auf der einen Seite fiel eine Steilwand ab ins Tal. Auf der anderen ragte eine Felswand schräg gen Himmel. Der Gipfel türmte sich über ihnen.
    Der Weg war hier zu Ende. Sie standen auf einer natürlichen Terrasse, zu der es nur einen Zugang gab. Die anderen Berge schienen lauernd darauf herunterzublicken, und der weiße Mondglanz verlieh allem etwas Unheimliches.
    Sie sahen sich auf dem Plateau um. Kein Weg hinab, keiner weiter hoch. Um hier wieder wegzukommen, mußte man den gleichen Weg zurück nehmen. Nur kamen dort schon ihre Verfolger, und sie klangen verdrießlich, entschlossen und beneidenswert frisch und munter.
    Von Görenczy überprüfte seine Pistole. Der Mond spendete gerade genug Licht, daß er ihr Gesicht erkennen konnte. Er spürte die Furcht und Enttäuschung des Mädchens. Eine Kugel. Er hatte verdammt noch mal nur eine Kugel.
    „Das war ’ s“, sagte er und versuchte, selbstbewußt und adrett zu klingen. „Wir haben ’ s versucht, es hat nicht sollen sein. Aber wir haben ’ s versucht. Stell dich hinter mich.“
    Es klang tapfer, war aber sinnlos. Er wußte das, und sie wußte es auch.
    „Was werden sie mir tun?“ Ihre Hände krallten sich in seinen Arm. Anmutige kleine Hände. Ihre Stimme war voller Furcht.
    Irgendwann würden sie sie umbringen. Genau wie ihn.
    Sie wichen zurück an die schräge Felswand, in der Hoffnung, sich in deren Schatten verstecken zu können. Auch das war zwecklos. Ihre Verfolger hatten Laternen. Sie mußten sich nicht aufs Mondlicht verlassen. Sie würden sie also sehen, auch wenn sie sich im Schatten verbargen. Dennoch hatte es etwas Tröstendes, den Felsen hinter sich zu spüren. Man kam sich nicht so

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