Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
er sie losließ. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er damit nicht recht hatte. Es war so verführerisch. Und so unglaublich. Die Freiheit lag nur wenige Schritte von ihr entfernt, und nichts, das sie sehen oder fühlen konnte, hinderte sie daran zu gehen.
„Wer kann das getan haben?“ fragte sie. „Warum? Wozu nur?“
„Ich weiß es nicht. Doch es muß mit diesen Männern zu tun haben, die versucht haben, mich in deinem Haus zu fangen. Sie wollten mich für irgendwas, von Orven hat so etwas angedeutet. Er sagte, daß ich nicht mögen würde, was sie mit mir vorhätten. Sie trugen alle Schutzamulette gegen Sí-Zauber. Ein einzelnes Amulett ist schon schwer zu bekommen. Acht Leute, die alle miteinander so ausgestattet sind, habe ich noch nie auf einmal gesehen. Selbst ihre Sicht war magisch verbessert. Das heißt, sie hatten einen Meister des Arkanen, der für sie arbeitete. Und es muß ein sehr mächtiger Magier sein, stärker als jeder, den ich bisher persönlich getroffen habe. Ich habe gesehen, wie er gestern den Bann webte, als wir in der Höhle mit der Öffnung über uns waren. Ich hatte gehofft, er würde eine so gewaltige Aufgabe nicht lange durchhalten können. Die meisten arkan geschulten Menschen ermüden bei so etwas sehr schnell. Es ist eine gigantische Leistung. Einen ganzen Bergkamm schließen – das ist wohl noch keinem gelungen.“
„Kannst du denn nichts dagegen tun? Ich weiß ja nicht, aber hast du nicht auch Zauberkräfte?“
„Doch. Ich verfüge über das, was die Menschen Zauberkräfte nennen, doch ich kann den Bann nicht brechen, ohne mich seinem Ursprung zu stellen. Es geht hier nicht darum, ein paar geheimnisvolle Worte zu murmeln – und dann ist alles erledigt. Ich muß den Urheber besiegen.“
„Oh.“ Sie versuchte zu begreifen. „Das heißt, wir müssen diesen Meister finden, und seine Leute, nicht wahr? Und er wartet schon auf uns, wie eine Spinne im Netz. Wartet darauf, daß wir ihn finden. Und dann wird er dich wieder niederschießen und gefangennehmen, und mit mir werden sie das machen, was sie bereits angefangen haben. Habe ich das richtig verstanden? Ist es das?“
Er schwieg. Seine Umarmung war inzwischen weniger ein Festhalten als ein Beschützen. Er wiegte sie in den Armen.
„Du unterschätzt mich, wenn du glaubst, ich könnte diese Männer nicht besiegen“, sagte er nach einer Weile. „Sie werden Waffen haben und Kalteisen, doch ihr wichtigstes Mittel haben sie verloren, das Überraschungsmoment. Es ist wirklich nicht so, als käme ich nicht gegen sie an. Ich kann sehr wohl gegen sie bestehen. Meine Nachtsicht ist besser, ich bin schneller, habe bessere Reflexe, bin stärker und – wir wollen doch hoffen – auch intelligenter. Und dieser Meister bekommt auf alle Fälle mehr zu tun, als er meint. Die arkane Wissenschaft der Menschen ist nicht vergleichbar mit der Zauberkunst der Sí. Es ist keinesfalls gesagt, daß er stärker ist als ich. Er unterschätzt mich vermutlich – und überschätzt sich vielleicht selbst.“
Sie versuchte, seinen Ausführungen mit derselben distanzierten Logik zu folgen, mit der sie sonst Schach spielte.
„Arpad, wenn ich dich richtig verstehe, wirst du all diese bewaffneten Kämpfer töten müssen – und wir wissen nicht, wie viele es sind. Wir wissen nur, wie viele in meinem Haus waren. Gleichzeitig mußt du eine magische Schlacht schlagen gegen jemanden, den du gerade als den stärksten Magier, den du je getroffen hast, bezeichnet hast. Habe ich das so richtig verstanden?“
Er antwortete ihr nicht gleich.
„Sei aufrichtig, Arpad. Ich will jetzt keine Beschönigungen.“
„Deine Einschätzung ist grundsätzlich korrekt, mein Herz. Doch du unterschätzt mich. Ich bin ein ziemlich guter Kämpfer und ein sehr erfahrener… Mörder.“
„Ich weiß“, sagte sie und lehnte sich in seine Umarmung zurück. „Ich kann durchaus sehen, daß deine Chancen gegen eine Horde rücksichtsloser Bewaffneter und einen Meister des Arkanen sehr viel besser sind als die eines Menschen, der in der gleichen Situation wäre. Doch gut sind sie immer noch nicht, nicht wahr? Du bist nicht so stark wie du sein solltest.“
„Ich bin dennoch – ziemlich – stark, Charly“, sagte er nur. „Ich werde noch einmal trinken müssen, bevor ich gegen sie losziehe. Doch ich habe immer noch meinen Verstand und meine Vernunft weitestgehend beieinander. Und Menschen können es nicht mit mir aufnehmen.“
„Einzelne Menschen sicher nicht. Doch dies
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