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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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gegeben, da hatte die Bruderschaft die Herrscher der christlichen Welt nicht davon überzeugen müssen, daß es erforderlich war, Dämonen und widernatürliche Bestien zu vernichten. Doch das sogenannte Zeitalter der Vernunft hatte den Glauben der Menschen zerstört.
    Christliche Werte, wie Marhanor sie sah, waren nicht mehr das, was sie sein sollten. Man focht keine Glaubenskriege mehr, auch wenn die Kolonialisierung ganzer Teile der Welt unter dem Deckmantel der christlichen Mission erfolgte. Die Kenntnis der Geheimwissenschaften nannte man Aberglauben und verbannte sie in den Bereich der Unbildung und der Unterklasse.
    Hexen und Meerjungfrauen waren romantisches Beiwerk für Kunst und Literatur, Na Daoine-maithe nichts als Mythen und Balladen. Ihre Gefahr sah niemand mehr.
    Marhanor sah sie. Was er tat, tat er für einen guten Zweck. Hardenburg hingegen tat, was er tat, um zu beweisen, daß er recht hatte. Er schob sein Land vor, doch Marhanor war sicher, der Professor hätte die Maschine für jedes Land gebaut, das seine Forschung finanzierte. Hoffärtig und anmaßend war der Mann. Er tat, was er tat, für sich, für Ehre und für Anerkennung. Für die Erkenntnis, daß es machbar war.
    Schwarzeneck war genausowenig selbstlos. Er war gewissenlos und von Machthunger zerfressen. Gerne wäre er ein neuer Metternich geworden, hätte wie jener nach den Napoleonischen Wirren das Schicksal seines Landes und anderer Länder in seine gierigen Hände genommen. Metternich hatte soviel Macht gehabt, daß man zu jener Zeit an ihn und nicht an Kaiser Franz I. dachte, wenn man von Österreich sprach. Genau das wollte Schwarzeneck, die Möglichkeit, Österreich und Europa für einen unauffälligen Herrscher zu leiten, der im Hintergrund versauern würde.
    Doch er machte einen Fehler. Er irrte sich in der Gesinnung seines Kaisers. Franz Joseph war ein entschlossener, harter Mann, der wußte, was er wollte, und sich, was seine Handlungen anging, nicht zierte. Wie seine Mutter verband er einen eisernen Willen mit einer Entschlossenheit, die mitunter an Herzlosigkeit grenzte.
    Schwarzeneck würde in der Versenkung verschwinden, sobald seine Zielsetzungen aufflogen. Es war nur eine Frage der Zeit. Doch in der zur Verfügung stehenden Zeit mußte Marhanor sehen, daß er das Beste aus der Maschine machte. Kriege würde er damit wohl keine gewinnen. Doch die Sí würde man dafür jagen und sie darin verwenden. Darum ging es, nur darum.
    Er spürte wieder der schwarz schimmernden Existenz des Feyon hinterher. Immer noch im Berg. Näher. Er war sich sicher, sicherer als bei all den anderen Emanationen von Fey-Energie, die er gemessen hatte.
    Irgendwo in den Gedanken Marhanors gärte sein Zorn über die Unfähigkeit, all jene Kreaturen zu fangen, die er so deutlich spürte. Es war, als spielten sie mit ihm und seinen Zielen, doch er wußte, daß das nicht der Fall war. Sie waren nur schwer zu finden, und die Männer waren keine Spezialisten, nur Handlanger, und ihre Unfähigkeit quälte Marhanor.
    Von Waydt war bei ihm, kochte in stillem Zorn. Sein Hirn war besser als das seiner Untergebenen, deshalb hatte Marhanor ihn als Assistenten ausgesucht, ihn und noch einen, der ihm wenig half. Doch von Waydt war hilfreich. Er mochte es, zu befehlen, und haßte es, sich unterordnen zu müssen. Sein Ekel war eine gute Ener-giequelle. Hier ging es um Macht, und Marhanor wußte, woher man sie bezog. Früher hatte er sich auf Sandkörner konzentriert. Heute ersetzten Menschen den Sand. Ihre Gemütsbewegungen rieselten und bewegten sich in der Dünung ihrer Träume und Ziele. Man konnte sie kanalisieren und lenken wie den Sand.
    „Er kommt näher“, sagte er nach einer Weile frustrierten Schweigens. Er sagte es nicht zum ersten Mal, und von Waydt hatte aufgehört, darauf zu antworten.
    Er hatte nachgefragt, was denn mit jener anderen Ausstrahlung war, die Marhanor gespürt hatte und nach der immerhin erst vier, dann noch mal zwei Männer geschickt worden waren. Die Wahrheit war, Marhanor wußte es nicht. Die Signatur war ausnehmend schwach gewesen und schließlich erloschen, so wie alle anderen Emanationen, die er gespürt hatte, bevor sie im Nichts verlorengingen.
    Es war dieses „Nichts“, das ihn brennend interessierte. Irgendwo im See, in der Luft oder im Wald mußten sie doch sein und seiner spotten. Irgend etwas hatte er übersehen, etwas ganz Banales, und es quälte ihn. Er wußte nicht, wohin die Kreaturen verschwanden. Er wußte nicht, wo

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