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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Seite offen war. Sie konnte das erste Morgenlicht sehen. Die Öffnung war weit und hoch, unproblematisch zu erreichen, und von ihr führte ein felsiger Pfad weg. Unter ihnen konnte sie Wald erkennen.
    „Oh!“ jubelte sie. „Oh, sieh nur!“ Sie hatten es geschafft. Sie war sicher. Es gab Tageslicht. Sie konnte den Himmel sehen. Es gab einen Fluchtweg.
    Sie begann auf den Ausgang zuzurennen. Nur einen Augenblick später ging es nicht weiter, denn der Mann hinter ihr hielt sie an ihren Oberarmen fest und ließ sie nicht los.
    „Laß mich, Arpad!“
    Er ließ sie nicht. Sein Griff war wie Eisen. Sie wand sich darin. Doch sie hatte nicht seine Kraft.
    „Charly! Charly, hör mir zu. Charly, warte!“ Seine Stimme klang eindringlich und fast ein wenig panisch.
    Sie wehrte sich, doch fand sich lediglich in der Umschlingung seiner Arme wieder, rückwärts gegen seinen Körper gepreßt. Keinen Daumenbreit ließ er sie vorwärts kommen. Nicht einen Schritt kam sie der Freiheit näher. Sie hörte seinen Atem direkt an ihrem Ohr. Sie versuchte zu verstehen, was geschah, und verstand doch nichts. Hatte sie sich so in ihm getäuscht, die Situation so falsch eingeschätzt?
    „Hör mir zu, Charly! Bitte! Du mußt zuhören!“ sagte er, und seine Stimme war voller eindringlicher Intensität. „Du kannst hier nicht raus. Du kannst nicht durch diese Öffnung nach draußen. Du kannst es nicht sehen, aber die Öffnung ist blockiert. Es liegt ein Bann darauf. Ein arkaner Bann. Wie ein glitzerndes Spinnennetz. Du kannst hier nicht durch.“
    „Was?“ fragte sie und begriff nicht, was er sagte. Was hatte er getan? Was tat er ihr an?
    „Hör mir zu! Bitte! Wenn ich jemals dein Vertrauen gebraucht habe, dann jetzt. Ich weiß, es ist schwer zu begreifen, und es tut weh. Doch du – kannst – den – Ausgang – nicht – benutzen! Es tut mir leid. Es geht nicht. Er ist blockiert.“
    Sie starrte hinaus in den kühlen, frühen Morgen. Die frische Luft duftete nach Wald, es roch ganz anders als in den Höhlen.
    „Aber da ist doch nichts, Arpad. Da ist rein gar nichts. Nur Morgendämmerung und Wald. Die Sonne wird bald aufgehen, ich kann nach Hause. Bitte laß mich gehen! Bitte!“
    „Nein, mein Herz. Du hast mir bis jetzt vertraut, also vertrau mir bitte auch hier. Jemand hat den Berg mit einem Bann überzogen. Mit genügend arkaner Energie ist so etwas möglich. Ein starker Meister des Arkanen mag zu so etwas fähig sein, obgleich ich noch nie einen Menschen getroffen habe, der ein ganzes Gebirge in seine Macht gebracht hat. Ich hätte nicht gedacht, daß ein Mensch tatsächlich dazu fähig ist, doch es ist ihm offenbar gelungen. Ich kann dort nicht durch. Und du auch nicht. Stell dir einfach vor, daß ein gigantisches, unsichtbares Spinnennetz vor den Eingang gewoben ist. Du würdest darin hängenbleiben und sterben, Charly. Ich weiß nicht wie, aber ich weiß, daß es so ist. Bitte, Charly, mein süßes, tapferes Mädchen, du mußt mir glauben. Auch wenn es weh tut. Du kannst hier nicht raus.“
    „Aber ich könnte doch versuchen …“
    „Nein“, unterbrach er sie und hielt sie immer noch so fest, daß sie sich nicht bewegen konnte. Er tat ihr nicht weh. Sie konnte spüren, daß er seine Kraft maßvoll und vorsichtig einsetzte. „Du darfst es nicht versuchen. Die Berührung schon könnte dich umbringen. Auf alle Fälle würde sie einen Alarm auslösen. Er würde wissen, wo wir sind. So wie eine Spinne, die fühlt, wenn eine Fliege ihr ins Netz gegangen ist. Er wartet irgendwo darauf, daß wir ihm ein Zeichen geben. Er hat die Kraftlinien zu einem Netz gefügt. Er muß ganz außergewöhnlich mächtig sein. Er hätte dies zu einem Gefängnis nur für mich, für Na Daoine-maithe machen können, doch er hat es für alles und jeden zur Falle gemacht. Du mußt mir glauben, mein armes Herz. Ich schwöre, ich lüge dich nicht an.“
    Sie spürte sein Gesicht an ihrem Kopf, fühlte seine Sorge. Und dann begann sie ihm zu glauben, rang nach Atem, als die Enttäuschung eiskalt über sie hereinbrach. Einen Moment lang wurden ihr die Knie weich, doch er hielt sie, und sie fiel nicht.
    „Mein Herz, bitte, vertrau mir doch. Ich würde dich nicht so quälen. Bei meiner Ehre, das würde ich nicht!“ Er klang unruhig.
    „Ich weiß“, sagte sie schließlich und fand wieder auf die Füße. „Ich weiß, das würdest du nicht tun.“
    Er hielt sie immer noch fest, als fürchtete er, sie könnte doch noch in dem Moment davonstürzen, in dem

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