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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Nichts Schlimmes. Man starb nicht an Nasenbluten – normalerweise.
    Sie stolperte weiter durch die Dunkelheit, fühlte sich dabei weitaus weniger sicher als vorher, als sie noch vollständig blind gewesen war. Die Handschellen zwangen sie zu körperlicher Nähe, doch sie versuchte, ihn nicht anzusehen. Nach einer Weile hörte das Nasenbluten auf. Sie wischte sich mit der freien Hand übers Gesicht, verteilte die klebrige Substanz letztlich aber nur auf ihrer Haut. Sie hörte, wie ihr Herz zum Hals hinauf schlug, unendlich laut. Sie zwang ihre Füße voran, einen nach dem anderen, versuchte, ihre müden, brennenden Muskeln zu ignorieren. Sie redete nicht mehr, schleppte sich nur weiter, stumm und schweigend.
    Sie verlor jedes Gefühl für Zeit. Stunden und Tage schienen vergangen zu sein, als sie eine weitere kleine Höhle erreichten, in die durch einen Spalt nach draußen etwas Licht einbrach, ein dünner, heller Strahl. Der Boden war überflutet, und sie wateten knöcheltief im eisigen Wasser. Sie bemerkte kaum, als ihre Knie nachgaben und sie vorwärts ins Wasser kippte. Nur ihre Handschellen hielten sie noch. Sie rappelte sich sofort wieder hoch, naß und kalt. Kleidung klebte an ihr. Sie hatten keine Zeit für Schwäche. Wenn sie Arpads Tod verhindern wollten, mußten sie sich beeilen. Sie fiel beim nächsten Schritt erneut, zog sich hoch und fiel wieder.
    Er zog sie mit einer Hand hoch, drehte sie dabei zu sich um, und plötzliches Entsetzen spiegelte sich in seinen Zügen. Er sah zum ersten Mal das Blut in ihrem Gesicht.
    „War ich das?“ fragte er. Seine Stimme hallte von den Wänden wider.
    Sie nickte nur, wandte sich von ihm ab und zwang ihre weichen Knie dazu weiterzugehen. Er ging dicht hinter ihr, in der engen Verbindung, zu der die Fesseln sie zwangen.
    Nach einer Weile sprach er.
    „Ich möchte mich entschuldigen. Ich wollte zu Ihren Verletzungen nicht noch beitragen.“
    Sie zuckte nur mit den Schultern. Es gab nichts mehr zu sagen. Um Arpads Leben zu flehen, würde ihrem Freund nicht helfen. Und Herr Meyer hatte ihr schon versprochen, sich für sie einzusetzen. So er konnte.
    Er haßte sie. Seine Ablehnung war wie eine Wand zwischen ihnen und schmerzte, als ob jemand ihr mit einem zackigen Messer ins Herz schnitt. Ändern konnte sie nichts daran. Sie konnte nur weitergehen.
    Auf Händen und Knien krochen sie einen Abhang hoch. Nebeneinander, der Fesseln wegen. Oben angelangt brauchte sie eine Minute, bevor sie sich wieder hochziehen konnte.
    Er stellt die Lampe ab, griff sich in die Tasche und holte eine kleine Taschenflasche hervor. Er schraubte den Verschluß ab und setzte die Flasche an ihre Lippen.
    „Trinken Sie das!“ Sie trank gehorsam. Die brennende Flüssigkeit ätzte an ihrer Kehle entlang und brannte ein Loch in ihren leeren Magen. Sie krümmte sich zusammen und stöhnte auf. Es dauerte eine Weile, bis sie ihren Atem zurückbekam. Ihr war schwindlig. Sie versuchte, nicht zu würgen. Und sie sah, wie er sich im letzten Moment davon zurückhielt, nach ihr zu greifen, um sie zu halten.
    „Können Sie weiter?“ fragte er kühl, und sie zwang sich wieder auf die Füße und begann zu gehen.
    „Danke“, versuchte sie zu sagen, doch der scharfe Schnaps ließ ihre Stimme rauh und heiser klingen.
    „War selbstverständlich, Fräulein von Sandling.“
    „Nichts war selbstverständlich“, gab sie zurück, und sie wußten beide, daß sie sich nicht auf den Schluck aus der Flasche bezog. Einen panischen Augenblick lang fürchtete sie einen weiteren Angriff, zuckte vor einem erwarteten Hieb zusammen, doch nichts geschah.
    Nach einer weiteren Ewigkeit erreichten sie einen Gang, in dem seltsame Glaskugeln schwach leuchteten.
    „Wir sind fast da, Fräulein von Sandling. Ich werde für Sie tun, was ich kann. Doch Sie dürfen sich nicht wehren. Wenn Sie brav im Hintergrund bleiben, werden die Männer ihre Anwesenheit vielleicht einfach vergessen. Wenn Sie von Waydt ärgern, wird er sich selbst um Sie kümmern wollen. Haben Sie das verstanden?“
    Sie nickte.
    „Was immer auch geschehen wird, vielen Dank dafür, daß Sie mich retten wollten“, sagte sie.
    „Ersparen Sie mir Ihre Höflichkeitsfloskeln, Fräulein von Sandling. Ihre Manieren und Ihr Anstand lassen mich unbeeindruckt.“
    Sie nickte noch einmal.
    Der Tunnel öffnete sich zu einer großen, hell erleuchteten Höhle. In deren Mitte stand ein Apparat, der an eine Lokomotive erinnerte, mit einem umgedrehten Schirm und einem Rohr. Zwei

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