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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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stahlverstärkte Sitzkabinen waren nacheinander gelagert. Ein narbenentstellter Mann saß in einer. Arpad lag zusammengesunken und reglos in der anderen. Sie konnte seine Schmerzen fühlen, und Tränen schossen ihr in die Augen.
    Ein Herr um die fünfzig eilte ihnen entgegen. Sie brauchte eine kleine Weile, um ihn wiederzuerkennen. Er war dagewesen, als man Sevyo verbrannt hatte. Sie stöhnte auf und versuchte, ihr tränenüberströmtes Gesicht abzuwenden.
    Doch er ignorierte sie völlig.
    „Wo bleiben Sie denn? Wir warten schon!“ fragte er den Mann neben ihr. „Wirklich, das war ein Bubenstreich von Ihnen, einfach so in den Höhlen zu verschwinden! Wir brauchen Sie. Irgend etwas funktioniert nicht. Der Mechanismus springt nicht an. Kommen Sie. Nun kommen Sie schon! Sputen Sie sich!“
    Herr Meyer hielt wortlos ihre gefesselten Hände hoch. Der Professor blickte ungehalten.
    „Wer hat den Schlüssel? Von Waydt? Nun, dann sperren Sie schon auf! Rasch jetzt. So ein Unsinn!“
    Charlys ehemaliger Verlobter trat herbei, lächelte sie beide dünn an. Er hatte das Sagen, strahlte Macht aus. Er hielt den Schlüssel für alles Weitere. Er genoß die Situation und freute sich über ihre Tränen. Er war so leicht zu lesen, daß ihr der Kopf schwirrte.
    Er drehte einen Schlüssel im Schloß und öffnete Herrn Meyers Handfessel. Dann nahm er die Kette in die Hand und führte Charly von ihm weg. Sie blickte auf den leidenden Feyon in dem Metallkäfig und auf den Mann, der versuchte hatte, sie vor ihm zu retten.
    „Bitte!“ flehte sie, und ihre Blicke trafen sich. Dann stellte er fest, daß sie nicht für sich um Hilfe bat, und wandte sich ab.
    Von Waydt zog sie hinter sich her. Sie erinnerte sich wieder an ihre Puppe, die er entführt und geköpft hatte. Eine so hübsche Puppe. Buben sind eben so, hatten ihre Eltern dazu gemeint. Dieser Bube hatte sich nicht geändert.

Kapitel 18
    „Wenigstens ist es warm“, sagte Corrisande. „Dafür sollten wir dankbar sein. Schließlich sind wir in einer Eishöhle.“
    Sie saß auf ihrem Mantel auf dem Boden und sah einigermaßen entspannt aus. Nur ihre linke Hand lag über ihrem Bauch in einer Art beschützenden Geste, die verriet, daß sie nicht ohne Sorge war.
    „Wie können Sie so ruhig sein? Man hat uns in eine Höhle ohne Ausgang verfrachtet. Wir werden hier verhungern! Diese drei – was immer sie waren – scheinen mir nicht ganz so wohlwollend, wie wir gedacht oder gehofft hatten. Sie haben uns in einen Berg gesperrt mit einem Proviantkorb, der bestenfalls zwei Tage lang reichen wird. Und dann? Vraiment, c’est trop bizarre! “
    Cérise Denglot schritt im Zentrum der Höhle auf und ab. Die Röcke ihres wunderbaren Kleides wirbelten mit ihrer Bewegung. Die Federn ihres entzückenden Hutes wippten vor Empörung. Panik schwang in ihrer Stimme, doch auch Wut und einiges an Stimmtechnik.
    „So eine Unverschämtheit!“ fuhr sie fort. „Sich darüber aufzuregen, daß ich keine Jungfrau mehr bin, und uns dann in eine Höhle zu sperren, damit wir langsam verhungern.“
    „Warum setzen Sie sich nicht, Mademoiselle Denglot“, schlug Sophie Treynsterns ruhige Stimme vor und unterbrach die Tirade. „Ich glaube nicht, daß sie sich soviel Mühe mit uns gemacht hätten, nur um uns jetzt in einer Höhle sterben zu lassen. Allein der Fakt, daß sie uns mit Wärme versorgt haben, sollte doch einen Hinweis darauf geben, daß sie uns wohlgesonnen sind. Ich sitze hier auf einen Eisblock, und er ist warm. Und er schmilzt nicht einmal. Das ist doch ein wirkliches Wunder! Wir haben Wesen getroffen, die Wunder wirken können. Ich will nicht einmal versuchen zu ergründen, was sie sind, Heilige, Sí oder Göttinnen. Es ist unerheblich. Ich glaube, daß sie helfen wollen. Und so sollten wir uns denn entspannen und der Sache mit etwas Stil begegnen.“
    „Behaupten Sie etwa, ich wäre stillos? Wie können Sie es wagen! Vielleicht haben Sie die Reise von draußen in den Berg ja als angenehm empfunden. Ich hingegen muß sagen, daß ich mir unter einer göttlichen Offenbarung etwas grundsätzlich anderes vorgestellt habe.“
    „Wie bewundernswert von Ihnen, Cérise“, bemerkte Corrisande trocken. „Ich selbst muß gestehen, daß ich mir zur Beschaffenheit von göttlichen Offenbarungen bislang nie Gedanken gemacht habe. Gewiß habe ich nicht damit gerechnet, eine zu erleben. Besonders religiös bin ich nicht, müssen Sie wissen. Und das, was wir erlebt haben, fügt sich auch in keinster Weise

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