Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
ihre Gespräche. Wie dunkelgrauer Nebel waberte die Substanz des Steins um sie herum. Delacroix fand es schwierig zu atmen, solange sich das Boot in solidem Fels befand, obgleich dieser nicht wirklich felsenfest war. Die Welt um ihn kesselte Delacroix ein, hielt ihn gefangen, und er bekämpfte seinen Drang aufzuspringen und auf die wolkige Realität um ihn herum einzuprügeln.
    Bis zum Ende dieser Reise mochte er alt und grau geworden sein.
    Bis zum Ende dieser Reise mochte er schon tot sein.
    Und vielleicht nahm diese Reise gar kein Ende.
    Der letzte Gedanke irritierte ihn mehr als jede andere Aussicht. Er war vor einem Ungeheuer geflohen. Er war bereit gewesen zu sterben. Doch er war nicht bereit, bis zum Jüngsten Tag abfällige Bemerkungen über sich ergehen zu lassen. Die Hölle mochte nicht notwendigerweise ein Ort von Feuer und Schwefel sein. Die Hölle fing vielleicht schon mit dem Warten darauf an.
    Schließlich waren sie in einer neuen Höhle aufgetaucht, von unten, mit dem Kopf zuerst, während ihre Körper noch im Fels steckten. Zum ersten Mal war die Höhle nicht leer, nicht dunkel und nicht feucht. Sie hatten den Feyon und das Mädchen wiedergefunden, konnten sie von ihrer Position aus sehen, als tauchten ihre Augen eben aus einem Meer von Stein. Die beiden waren nicht mehr reglos, sie bewegten sich jedoch so unendlich langsam, daß jede Bewegung ewig zu dauern schien.
    Die junge Frau kniete auf dem Boden. Sie war blaß und abgerissen und schmutzig. Tränen verweilten auf ihrem Gesicht, traten ihre unglaublich langsame Reise über ihre Haut an, gerade so, als verweigerten sie der Schwerkraft den Gehorsam.
    Der Vampir hielt Asko von Orven in seinen fordernden Armen. Sehr langsam hob er sein Gesicht vom Hals des anderen, und mit dem Objekt seiner Begierde im Arm wie ein Tänzer oder ein Liebhaber kniete er sich auf den Boden nieder und legte sein lebloses Opfer dort ab. Eine endlose Sekunde lang leckte er sich das letzte Blut von den Lippen.
    „Wir müssen einschreiten“, entschied Delacroix und versuchte, im Boot aufzustehen. McMullen zog ihn wieder hinunter.
    „Wir können uns nicht einmischen“, erklärte der Grünhaarige. „Sie können uns überhaupt nicht wahrnehmen, und wir können sie nicht hören. Sie bei unserer Geschwindigkeit zu berühren, würde sie treffen wie ein Geschoß. Wir sind noch zu schnell. Und das Boot könnt ihr ohnehin nicht verlassen, solange ihr noch teilweise im Fels seid. Ihr würdet im Stein gefangen bleiben, und nur eure Köpfe würden herausschauen. Es muß bessere Arten geben zu sterben.“
    Delacroix gab es ungern zu, doch diesmal schienen die Worte der Kreatur eine Art Sinn zu ergeben. Das machte ihn nicht glücklicher.
    „Er ist dabei, von Orven umzubringen. Den brauchen wir noch. Außerdem hat er kein Recht dazu.“
    „Er ist ein Bluttrinker. Sprichst du ihm das Recht zu leben ab?“
    „Ich spreche ihm das Recht zu morden ab!“ erwidert Delacroix.
    „Er hat das Mädchen nicht getötet, obgleich er das jederzeit hätte tun können.“
    „Sehen Sie sie doch an! Sie ist leichenblaß. Er muß sich auf dem ganzen Weg durch den Berg von ihr genährt haben!“ Delacroix war außer sich.
    „Natürlich. Es war ja sonst niemand da.“
    McMullen unterbrach und starrte seinen Freund verwundert an.
    „Sie wußten, daß er ein Vampir ist?“
    Der Fährmann schnaubte verächtlich.
    „Ja, ich wußte es“, gab Delacroix zurück. „Ich habe geschworen, es niemandem zu verraten. Mein Schweigen für Corrisandes Leben. Ohne seine Informationen damals hätten wir sie nie gefunden, als die Bruderschaft sie entführt hatte.“
    „Und jetzt hast du ihn verraten!“ kritisierte der Fährmann.
    „Nein. Das hat er selbst getan.“
    „Der Herr Leutnant mag noch nicht tot sein“, murmelte McMullen. „Bewegungen sind in dieser Langsamkeit schwer zu beurteilen, doch es sieht so aus, als würde er ihn sanft auf dem Boden ablegen. Würde er das mit einer Leiche tun?“
    Der Fährmann grinste.
    „Wie ungemein scharfsinnig! Euer Freund ist nicht tot. Er ist ohnmächtig. Er hat ein kleines Problem mit der Leidenschaft anderer Männer. So ein hübscher, junger Mann und so festgefahren in seinen Vorurteilen. Kein Sinn für Experimente. Vampire wissen sehr genau, wie man Menschen erfreut. Es ist ihr größtes Talent.“
    „Der Herr Leutnant zieht vermutlich Frauen vor.“
    „Es ist unerheblich, welchen Genüssen er den Vorzug gibt. Ich wünschte nur, er wäre nicht so gänzlich

Weitere Kostenlose Bücher