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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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und reizen, beleidigen und zur Weißglut bringen, verunglimpfen, kränken, einschüchtern und bedrohen gehört auch dazu.“
    Der Fährmann ignorierte den Kommentar.
    Die Männer schulterten jetzt ihren Gefangenen, den sie transportfertig gemacht hatten. Und schließlich verschwanden sie in dem Gang, aus dem sie gekommen waren.
    Noch später tauchte das Boot vollends aus dem Fels und schwebte nun frei in der Luft.
    „Kann ich jetzt aussteigen? Oder werde ich dann in den Fels sinken – oder etwas ähnliches?“
    „Du kannst aussteigen. Aber du mußt zurück sein, bevor das Boot wieder Fels berührt“, erklärte der Sí. „Doch es gibt nichts, was du tun könntest. Sie können dich nicht sehen. Vielleicht können sie dich spüren, doch du wirst dem Mädchen damit nur Angst machen. Du kannst sie nicht anfassen, ohne sie schwer zu verletzen.“
    „Wenn sie mich nicht hört, kann ich eine Nachricht in den Fels kratzen. Ich sehen von Orvens kleines Messer dort liegen.“
    Der Sí folgte seinem Blick zu der zierlichen Kalteisenwaffe.
    „Gib acht, was du planst, Menschenmann! Ich bin mächtiger als der kleine bluttrinkende Herumtreiber.“
    Delacroix wurde klar, daß das kleine Messer dem großen Wassermann durchaus gefährlich werden konnte. Er lächelte. Es war kein nettes Lächeln.
    „Nur keine Angst, Durchlaucht! Ich will doch nur helfen. Geradeso wie Sie. Sind wir nicht beide selbstlos?“
    „Vergiß das nicht!“
    Der wuchtige, schwarzhaarige Mann stieg aus dem Boot und ging auf die junge Frau zu, die versuchte, den Leutnant zu wecken. Sie war nicht erfolgreich in dem Unterfangen. Ihr Gesicht spiegelte Panik und Sorge wider.
    Delacroix ließ sich direkt vor ihr auf ein Knie nieder und starrte sie an, ohne sich zu rühren. Vielleicht würde sie ihn ja sehen können, wenn er lange genug reglos verharrte.
    „Wissen Sie noch, wie sie heißt?“ fragte er in Richtung Boot und hoffte, McMullen hätte es behalten.
    „Leider nein.“
    „Durchlaucht? Kennen Sie ihren Namen?“
    „Menschennamen sind mir unwichtig. Mein kleiner Bruder nennt sie sein ‚Herz‘. Doch es ist gut möglich, daß er jede Frau so betitelt.“
    „Fräulein … versuchen Sie mich zu sehen! Schauen Sie zu mir. Los, machen Sie schon!“
    Sie schien ihn wahrzunehmen, versuchte von ihm fortzukommen, doch es gelang ihr nicht, gefesselt, wie sie war. Ihr tränenüberströmtes Gesicht zeigte einen Ausdruck extremer Furcht. Er hatte ihr nicht noch mehr Angst machen wollen. Er versuchte, zu ihr zu sprechen.
    „Sie müssen von Orven sagen, daß er die Maschine zerstören muß. Hier sind mehr Kräfte am Werk, als wir alle ahnen. Er muß die Maschine zerstören! Er soll nicht auf Leutnant von Görenczy warten. Niemand weiß, ob der es schafft. Er muß handeln. Wir werden helfen, so wir können.“
    Nun hatte sie sich bewaffnet, hielt das Messer in der Hand. Vielleicht konnte er es ihr abnehmen, ohne sie direkt zu berühren? Ganz langsam faßte er das Messer an der Klinge und zog so vorsichtig, als balancierte er ein rohes Ei.
    Der Schmerz, der ihr übers Gesicht ging, zeigte ihm, daß er immer noch nicht vorsichtig genug gewesen war. Ändern konnte er das nun nicht mehr.
    Er kratzte Buchstaben in den Boden, konnte sehen, wie Schmerz und Angst sie gleichzeitig überwältigten, faßte nach ihr, als sie niederzusinken begann, während sich ihre Augen hoch unter ihre Lider rollten, ihr Kinn ihr auf die Brust sank.
    „Nicht anfassen! Du bringst sie um!“ hielt ihn der Ruf des Fährmannes auf.
    „Beeilung!“ drängte McMullen.
    Er fuhr fort, Zeichen in den Fels zu kratzen. Für eine lange Nachricht reichte die Zeit nicht. Nur eine kurze also und sein Name.
    „Beeilung!“ rief nun auch der Fährmann. „Gleich sind wir wieder im Fels. Laß die Waffe, wo sie ist, oder du bleibst draußen.“
    Delacroix kletterte hastig ins Boot, McMullen half ihm.
    „Hätten Sie es denn nicht ein wenig anhalten können?“ fragte er giftig und zog seinen Fuß gerade noch in den Kahn, als sie auch schon wieder in den Fels eintauchten.
    „Natürlich hätte ich ein wenig anhalten können“, lautete die Antwort.
    „Und warum haben Sie es dann nicht getan? Sollte es nicht in Ihrem Interesse liegen, Fürst des Wassers, diesen Leuten ihr Handwerk zu legen?“
    „Glaube mir, Menschenmann, du willst nicht, daß ich anhalte. Nicht, solange dein gelbäugiger Freund so dicht hinter uns ist. Außerdem: habe ich nicht gesagt, du sollst dich nicht einmischen? “

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