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Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 2: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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über kurz oder lang eine Situation verstehen würde, egal wie komplex sie war.
    Sein Grinsen verging ihm, als ein Trupp Männer die Höhle betrat und eine Kugel sich lautlos in den Rücken des Sí bohrte. Er strauchelte. Eine Weile glaubte Delacroix, die junge Frau sei auch getroffen, denn ihr Gesichtsausdruck zeigte ungeheuren Schmerz, und sie ging mit dem getroffenen Mann zu Boden.
    „Sie haben auf ihn geschossen. Ich nehme an, er kann das überleben?“ fragte Delacroix.
    „Tot ist er nicht, wenn dich das interessiert. Sein Herz versucht bereits sich zu heilen. Doch er ist im Moment hilflos und hat große Schmerzen. Auch tragen diese Menschen soviel Kalteisen bei sich, daß ich dessen Ausstrahlung durch mehrere Zeitebenen bis hierher spüren kann.“
    Der Fährmann setzte sich im Heck des Bootes nieder und wirkte etwas invalid. Delacroix wünschte, er hätte sein Kalteisenmesser dabei. Doch er hatte es nicht mit genommen, sondern es tief in seinen alten Sachen zu Hause vergraben. Beinahe hatte er Corrisande damit einmal umgebracht, aus Unkenntnis.
    „Sie müssen das verfluchte Zeug zu einem bestimmten Zweck durch die Höhlen geschleppt haben. Und hier zeigt sich nur ein Zweck.“
    Die junge Frau sah nun hoch, und eine schmerzhafte, langsame Konversation begann zwischen ihr und dem Mann, der offenbar das Sagen hatte. Sie unterwarf sich ihm nicht, sah nicht einmal ängstlich aus, und der beleidigte Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes zeigte deutlich, daß sie ihre Kommentare nicht zurückhielt. Doch starke Worte allein würden dem Feyon nicht helfen.
    Sie zogen sie von dem blutenden Feyon fort. Unendlich traurig sah sie aus, doch so hatte sie schon ausgesehen, als sie vor einer Ewigkeit in dieser Höhle aufgetaucht waren und die junge Frau dem Intermezzo zwischen dem Feyon und dem bayerischen Offizier zugesehen hatte. Sie tat Delacroix leid. Die Männer würden sie umbringen, und er hoffte, sie würden es wenigstens schnell und schmerzlos tun.
    Schon wurde sie gegen die Felswand geworfen. In der grausamen Langsamkeit, in der er die Bewegung wahrnahm, sah es aus, als ob sie flöge. Ihr Haar wehte hinter ihr, der Aufschlag erschütterte ihren ganzen Leib. Sie war nicht in der Lage, sich zu wehren oder zu kämpfen. Der langsame Angriff ging Delacroix gegen die Ehre. Er hätte ihr helfen müssen. Er konnte die Erwartung von Schmerz auf ihrem Gesicht erkennen, noch bevor sie an der Felswand aufschlug.
    „Um Himmels willen!“ murmelte McMullen.
    Der Mann, mit dem sie gesprochen hatte, preßte seinen Körper von hinten gegen sie. Eine seiner Hände tastete an ihrem Körper entlang in einer langsamen, besitzergreifenden Geste.
    Delacroix hatte keine Zweifel, was ihr als nächstes geschehen würde. Er konnte nichts dagegen tun. Er besah sich die Position des Bootes. Noch stak es zum Teil im Fels. Seine Beine waren noch in der seltsamen Realität des Steins gefangen. Er saß hier fest und mußte mit ansehen, was man ihr gleich antun würde. Er fauchte wütend.
    „Wenn ich diesen Kerl jemals in die Finger bekomme, dann bringe ich ihm Anstand bei! Dem gehört der Charakter mit dem Messer poliert!“
    Aus seiner Position konnte er deutlich die fummelnden Hände des Mannes erkennen. Der Frau war es gelungen, ihren Kopf zur Seite zu drehen, obgleich sie immer noch gegen den Fels gepreßt wurde. Extremer Ekel machte sich auf ihren Zügen breit. Ihr Mund war weit geöffnet in etwas, was wohl ein lautloser Schrei war, und Delacroix sah, daß McMullen seine Augen geschlossen hatte, um Weiteres nicht mit ansehen zu müssen. Doch der Mann sprach nur zu ihr, sonst tat er nichts.
    Viel später wirbelte er sie von der Wand fort, schleuderte sie durch die Höhle, und die Langsamkeit der Bewegung ließ die Aktion aussehen wie einen absurden Tanz. Sie flog und stolperte über den Boden, bis sie Leutnant von Orven erreicht hatte. Dort fiel sie beinahe. Eine lange Zeit sah es so aus, als müßte sie schwer stürzen.
    „Sie können Ihre Augen wieder öffnen, McMullen. Er hatte etwas anderes mit ihr vor.“
    „Was macht er denn?“ fragte McMullen und betrachtete sich die seltsamen Vorgänge.
    „Sie hatte Glück“, sagte Delacroix. „Ich habe nicht geglaubt, daß sie unbehelligt davonkommt.“
    „Was für eine Gewalt liebende Rasse ihr doch seid!“ bemerkte der Sí, und Delacroix widersprach ihm nicht.
    „Gewalt gibt es in den verschiedensten Formen“, erläuterte der Meister. „Es gibt auch mentale Gewalt, mein Fürst. Quälen

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