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Sam Aus Dem Meer

Sam Aus Dem Meer

Titel: Sam Aus Dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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… Zwang. Man denkt, man muss es tun. Aber ich wollte nicht, dass du tot bist.“
    Laine starrte ihn an und spürte einen Schauer über ihren Nacken streichen. Das war mal eine pragmatische Erklärung. Sam hatte also kurz ihren Tod erwogen und sich dann dagegen entschieden. Das musste sie erst mal verarbeiten. Er sah so harmlos aus, dass sie ihm das nie zugetraut hätte.
    „Hast du denn schon mal jemanden ertränkt, Sam?“, fragte sie vorsichtig.
    „Ja“, sagte er. „Einen. Aber er hatte es verdient.“
    „Was hat er getan?“
    „Er hat meinen Vater umgebracht.“
    Laine war geschockt. Sie stellte sich vor, was sie täte, wenn jemand ihren Dad … sie schüttelte sich bei dem Gedanken.
    „Oh, Sam. Das ... tut mir so leid.“ Sie ging zurück zum Ufer und setze sich wieder.
    „Er hat uns überrascht und uns gesehen. Wir wollten schnell wegschwimmen, wir hätten ihm nichts getan, aber er hatte so ein spitzes Gerät. Ich weiß das Wort nicht dafür. Ich habe es gesehen. Es war Absicht. Er hat richtig gezielt und ihn dann erstochen! Ein böser Mensch.“ Seine Flosse pflügte aufgeregt durchs Wasser.
    „Ist schon gut, Sam. Du brauchst dich nicht rechtfertigen. Wann war das?“
    Er senkte den Kopf und gab ein merkwürdiges, sirrendes Geräusch von sich. „Ist schon länger her.“
    „Möchtest du meine Hand halten?“, fragte Laine.
    „Wozu?“ Sam wischte sich über die Augen.
    „Das hilft manchmal.“ Sie hielt ihm ihre Hand hin, und nach einem kurzen Zögern griff er danach. So saßen sie eine Weile, ohne zu sprechen. Laine dachte darüber nach. Welches Recht hatte sie, Sam oder andere Fischmenschen zu verurteilen, wenn die Menschen selber Blutbäder im Meer veranstalteten? Man konnte einem Hai auch nicht verbieten, Menschen zu beißen, nur weil sie Menschen waren. Und was würden diese Menschen wohl tun, wenn sie von der Existenz solcher Wesen erfuhren? Sie vermarkten, sie einfangen und einsperren … sie sezieren oder zur Schau stellen. Einige wenige würden ihre Freiheit befürworten, aber die meisten würden versuchen, sich an ihnen zu bereichern. Sie hielt Sams kühle, nasse Hand. Die Hand eines Wesens, dessen Existenz sie gestern noch ausgeschlossen hätte.
    „Das hilft tatsächlich“, sagte Sam und sah mit seinen hellgrünen Augen zu ihr auf.
    Laine lächelte. „Weißt du, was noch hilft? Schokolade. Das ist das Süße mit dem Papier drum rum.“
    „Hast du was dabei?“, fragte Sam alarmiert.
    Laine musste lächeln. „Ja, klar.“
    Sam ließ seine Fluke auf das Wasser klatschen und Laine bekam ein paar Tropfen ab.
    „Oh, Entschuldigung“, sagte er. „Aber ich freue mich so auf die Schokolade.“
     
    Laine wachte auf und fühlte Sand auf ihrem Gesicht. Sie schrak hoch. Offensichtlich war sie eingeschlafen. Sie hatten geredet und Laine hatte sich in die Decke gekuschelt. Den Übergang zum Schlaf hatte sie gar nicht mitbekommen. Die Sonne schien in die Höhle und sie hörte Wellen und Möwenschreie. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Fast neun. Sie raffte sich auf und sah sich um. Sam war nirgends zu sehen. Sie kroch zum Rand des Sees und sah hinein. Er lag wieder unter dem Felsvorsprung, völlig verborgen. Sie konnte sein Gesicht nur sehen, wenn sie sich platt hinlegte und versuchte, unter den Stein zu schauen. Sie sah, wie er mit leicht geöffnetem Mund alle paar Sekunden Wasser durch seine Kiemen pumpte. Seine Augen waren geschlossen. Diesmal würde sie ihn nicht wecken. Sie klaubte ihre Sachen zusammen und stand auf. Ihre Hose war noch nass, also würde sie im Badeanzug zum Camp zurückgehen müssen. Die meisten schliefen bestimmt noch. Sie hatte Zeit. Laine nahm einen Schokoriegel und legte ihn in den Sand. Dann machte sie sich auf den Weg.
    Im Camp lief das Leben mäßig an. Einige Schüler waren schon auf den Beinen und beim Frühstück.
    „Guckt mal, wer da kommt“, zwitscherte Stacey, als sie Laine zum Zelt gehen sah.
    „Wo sind denn deine Klamotten geblieben?“ Nathalie und Leslie lachten wie auf Kommando.
    „Frühschwimmen und anschließendes Jogging. Hilft gegen wellige Oberschenkel. Solltest du dir auch mal überlegen“, sagte Laine. Dann verschwand sie im Zelt.
    Liz lag mit Kopfhörern auf ihrem Schlafsack. Als sie Laine sah, riss sie die Stöpsel raus und setze sich ruckartig auf.
    „Und?“, fragte sie begierig, „Wie war’s?“
    „Ganz okay“, sagte Laine. „Wir haben es geklärt.“
    „Ist das alles?“ Liz wirkte enttäuscht.
    „Ja“, seufzte Laine. „Das

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