Sam Aus Dem Meer
ihm inzwischen fast egal, was Stace von ihm dachte. Manchmal fragte er sich, warum sie überhaupt zusammen waren. Stacey war hübsch und hatte ihn angebaggert … er war solo gewesen … verdammter Mist. Wie konnte er erwarten, dass Laine ihn mochte, wenn er mit ihrer Erzfeindin zusammen war. Nun war es sowieso vorbei. Laine hatte sich in einen anderen verliebt. Sam war wahrscheinlich ein typischer Frauenversteher und auch noch witzig und hübsch und schlau und – traraaa – ein Fabelwesen! Einfach nur zum Kotzen.
Wenigstens waren die beiden jetzt nicht mehr zusammen. Sam würde bei Abernathy bleiben müssen, bis er starb. Abernathy hatte diesen Fall ja fest einkalkuliert und er würde Sam nicht mehr hergeben. Bill dachte an den verrückten Krankenhaus-Hausmeister aus seiner Lieblingsserie, der sich einen Sohn mit Kiemen wünscht, damit er mit ihm tauchen gehen kann.
„Und dann heißt es adieu, Krankenhaus und hallo, Vater-Sohn-Schatzsucher-Team!“, sagte der Hausmeister. Bill hatte das früher immer urkomisch gefunden. Für Sam würde es trotz Kiemen nie wieder adieu Krankenhaus heißen …
Abernathy war abgebrühter, als Bill angenommen hatte. Bill bog auf den Parkplatz von WalMart ein und hielt nach einer Parklücke Ausschau. Auf seiner Liste standen gefühlte eintausend Dinge, die Abernathy als mögliche Nahrung für Sam aufgeschrieben hatte. Sam verweigerte die genaue Auskunft zu infrage kommenden Nahrungsmitteln und deshalb konnte Bill, der Assistent Bill wohlgemerkt, sich jetzt für einen verwöhnten, launischen Meermann die Hacken ablaufen.
In der Tat verbrachte Bill die nächsten zwei Stunden damit, das Gewünschte einzuholen. Er schleppte fluchend jede Menge Tüten zum Auto und musste noch einmal zurück, weil er etwas vergessen hatte. Hätte er Sam nur in der Höhle gelassen. Sollte er doch mit Laine flirten. Was hatte er jetzt schon davon? Nichts als Ärger und Arbeit.
Bill zog sich hinters Steuer und ließ resigniert den Motor an. Es kam eben alles Schlechte zu einem zurück.
Sam schlug die Augen auf und sah die graue Wand des Wasserbeckens, in das sie ihn gebracht hatten. Das Wasser um ihn war etwas besser als das in dem großen Becken, aber er konnte sich nicht ausreichend darin kräftigen. Sam hatte Angst, dass der Mann zurückkommen und ihm wieder wehtun würde. Oder Schlimmeres. Ein Geräusch drang an sein Ohr. Der Mann sprach mit jemandem. Ganz leise tauchte Sam auf und schaute vorsichtig über den Beckenrand. Der Mann – Abernathy – stand nicht weit entfernt und hielt sich ein Telefon ans Ohr. Sams Herz schlug schneller. Ein Handy! Es sah nicht aus wie Laines, aber es hatte bestimmt auch Tasten. Abernathy beendete das Gespräch und legte das Handy auf das Regal. Er drehte sich
herum.
„Oh, hallo Sam. Du bist ja wach. Bald kommt Bill zurück, er kauft gerade für dich ein. Du musst etwas essen.“
„Ich möchte nichts“, sagte Sam. Sein Herz klopfte immer noch sehr laut. Einerseits wegen des Handys und andererseits, weil er immer Angst bekam, wenn Abernathy ihn ansprach. Das war nur die Einleitung für etwas Unangenehmes oder Schmerzhaftes.
„Aber mein Junge, du musst etwas zu dir nehmen, sonst wirst du zu schwach. Wir haben noch viel vor.“
„Ich will das aber nicht mehr.“
Abernathy betrachtete sein Forschungsobjekt und dachte nach. Sam legte jetzt anscheinend die sture Platte auf und arbeitete nicht mehr mit. Er musste den Jungen dazu bringen, Nahrung anzunehmen, damit er bei Kräften blieb. Er beschloss, es auf die versöhnliche Tour zu versuchen. Wenn Sam in ihm nur noch eine Bedrohung sah, würde es immer schwieriger werden, mit ihm zu arbeiten.
„Ich weiß, und ich bin untröstlich, dass es nicht anders geht“, sagte Abernathy. „Schau, ich habe etwas für dich.“
Er öffnete seinen Laptop, und kurz darauf erklang „Toccata und Fuge“ von Vanessa Mae aus dem Lautsprecher. Sam zuckte zusammen.
„Kennst du Musik, Sam? Hast du so was schon mal gehört?“, fragte Abernathy.
„Ja, so was Ähnliches“, sagte Sam und sah sich unauffällig nach dem Handy um. Es war für ihn unmöglich zu erreichen … es sei denn …
„Gefällt dir das Lied?“, fragte Abernathy.
„Ich weiß nicht.“
Abernathy öffnete die nächste Musikdatei.
Bill ging durch das Camp und sah sich rechts und links um. Stacey hatte er nicht gesehen, aber einige ihrer Mitschüler, die ihn mit entsprechenden Kommentaren bedachten.
„Na, zurück aus dem Exil, Billy-Boy?“, rief
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