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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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voller Krempel auf den Platz gefahren, erschöpft von der stundenlangen Demontage irgendwelchen Mobiliars, oder auch mit den Überbleibseln kaputter Gegenstände, die sie vergeblich versucht hatten, wieder zusammenzusetzen.
    Dann trat Sam vor und packte mit an, übernahm oft sogar den Löwenanteil der Arbeit. Wenn die Leute Bücher oder etwas anderes, das ihn interessierte, dabeihatten, hatte niemand was dagegen, wenn er es zur Seite legte. Und mindestens die Hälfte der Leute griff in die Brieftasche und gab ihm ein paar Dollar für seine Hilfe.
    Hin und wieder steckte ihm jemand sogar eine Fünf- oder gar Zehn-Dollar-Note zu, besonders dann, wenn er zufällig auch Riddle gesehen und sich zusammengereimt hatte, dass er ein angeschlagenes Team vor sich hatte. Im Großen und Ganzen waren die Leute jedenfalls nett zu ihnen.
    Noch netter aber wurden sie nach Sams Friseurbesuch.
    Viel netter sogar.
    Hausfrauen, die ihre Kombis mit alten Gartenmöbeln oder ausgedienten Haushaltsgeräten vollgeladen hatten, lächelten ihm zu, wenn sie ihm ein Trinkgeld gaben. Alte Männer mit hängenden Schultern und fleckigen T-Shirts klopften ihm anerkennend auf die Schulter, wenn er ihnen ihre Gipskartonplatten aus den Pick-ups zog, und scherzten, es ginge doch nichts über einen Job nach der Schule, um im Leben weiterzukommen.
    Plötzlich fühlte sich Sam, als hätte er das Team gewechselt. Die Welt schien größer geworden zu sein.
    Und er fragte sich, ob es damit zusammenhing, dass ihn die Leute plötzlich wahrnahmen.
    ***
    Riddle schlug sein Telefonbuch auf und betrachtete eine seiner Zeichnungen. Eine bräunliche Motte landete auf dem gelben Papier. Riddle starrte sie an und in seinem Kopf wirbelten die Gedanken.
    Manche Wesen kommen mit Flügeln auf die Welt. Wie Schmetterlinge. Oder Vögel.
    Und sie können fliegen.
    Manche Wesen haben nur Beine. Wie Spinnen. Aber sie haben viele Beine, mit denen sie kriechen, laufen und sich verstecken können. Wenn man nur zwei Beine hat, ist es schwieriger, sich zu verstecken.
    Das Licht bewegt sich immer. Wenn auch nur sehr, sehr langsam.
    Das Licht gibt allem Form.
    Ich schmecke Waldbeeren. Auch wenn ich sie nur sehe.
    Ich höre zu. Ich höre immer zu. Wenn man still ist, hört man mehr als Wesen, die Geräusche machen.
    Ich sehe das Innenleben von Dingen. Wenn ich sie drehe und wende. Sogar wenn sie zerbrochen sind. Ich füge sie wieder zusammen.
    Ich beginne mit der Schattenseite.
    Es tut weh, aber das Innere zu sehen, lohnt immer.
    Riddle schlug das Telefonbuch zu und zerquetschte dabei die Motte. Langsam öffnete er es wieder und starrte auf das platt gedrückte Insekt, von dem nur noch zwei Schmutzflecke übrig waren.
    Und seine Augen füllten sich mit Tränen.

6
    Bobby Ellis hatte schon den Führerschein, deshalb würde er sie alle in seinem Auto mitnehmen.
    Er war achtzehn, ging aber trotzdem in dieselbe Klasse wie Emily. Weil er als kleines Kind Mumps hatte, verpasste er die ersten drei Wochen nach Schulanfang und deshalb warteten seine Eltern lieber noch ein Jahr ab, bevor sie ihn einschulten. So erzählten sie es jedenfalls. Nicht dass er in seiner Entwicklung zurückgeblieben sei. Er habe einfach nur einen schlechten Start gehabt.
    Alles war die ganze Woche über genauestens geplant worden. Bobby würde zuerst Rory abholen. Dann würden Bobby und Rory bei Nora vorbeikommen. Und dann würden Bobby, Rory und Nora Emily abholen. Emily hatte insgeheim gehofft, dass ihre Eltern ihr verbieten würden, bei Bobby Ellis im Auto mitzufahren. Aber zu ihrer neuen Erziehungsphilosophie, dass Emily mehr Freiheit brauche, gehörte auch, dass sie ihr jetzt mehr erlaubten. Die Geschichte mit dem Gesangssolo hatte ihnen zu denken gegeben.
    Tragisch.
    Emily duschte nach der Schule und zog aus dem Schrank einen Pulli heraus, der ganz okay war. Sie sah darin gut aus, aber es wirkte nicht so, als hätte sie sich für Bobby Ellis extra viel Mühe gegeben.
    Als Emily fertig war, hörte sie dreimal hintereinander ihren Lieblingssong an. Normalerweise ein todsicheres Mittel, um sich in gute Laune zu versetzen. Sie versuchte, sich einzureden, dass sie Bobby Ellis mochte. Nichts half. Nur noch zwanzig Minuten, dann würden sie alle kommen, um sie abzuholen. Emily ging nach unten, um einen Joghurt zu essen.
    Ihre Eltern waren zu einem Konzert am College gegangen. Ihr kleiner Bruder hatte einen Freund zu Besuch und die beiden spielten mit viel Geschrei irgendein langweiliges Videospiel.
    Auf dem Sideboard im

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