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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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kleine Schalttafel sehen konnte. Und dann hatte er ihm gesagt, dass er zu Hause bleiben solle und dass er, Sam, so lange wegbleiben würde, wie Riddle für zwei Zeichnungen brauchte.
    Als Sam das Restaurant erreichte, setzte er sich unter einen Baum auf dem schmalen Rasenstreifen am Rand des Parkplatzes. Von dort sah er den silbernen Wagen heranfahren und am Straßenrand halten. Drinnen saß Emily und sagte irgendwas zu dem Fahrer – ihrem Vater? –, bevor sie ausstieg, und der Mann lächelte ihr zu.
    Emily entdeckte ihn sofort, obwohl er doch ein Stück entfernt im Schatten saß und es schon dämmerte. Wie konnte sie von so weit weg so sicher sein, dass er es war?
    Jetzt kam sie auf ihn zu und er stand auf und lächelte. Sie lächelte zurück und brachte immerhin ein Hi… zustande.
    Er sagte ebenfalls Hi.
    Zweisilbige Wörter waren der nächste Schritt, gefolgt von welchen mit drei Silben und schließlich ganzen Sätzen, in denen sie sich sagten, wie und was sie dachten.
    Das alles unterschied sich völlig und in jeder Hinsicht von dem Abend vorher, den Emily in Bobby Ellis’ Auto mit den anderen verbracht hatte. Sie fand, dass Bobby – gern und häufig – über Nichtigkeiten quatschte, die anzuhören sie nur schwer ertragen konnte. Sam sprach nur wenig, aber alles, was er sagte, fand sie spannend.
    Sie gingen gar nicht erst ins Pancake-Haus, sondern liefen einfach ohne Ziel los. Sie hätte ihn so gern so viel gefragt, gab sich aber große Mühe, ihn nicht auszuhorchen. Er dagegen hatte sich geschworen, ihr möglichst nichts von seinem Leben zu verraten, gab dann aber Kleinigkeiten preis.
    Er war erst kürzlich hergezogen. Er hatte einen Bruder, den sie Riddle nannten. Der Junge, mit dem er neulich abends unterwegs gewesen war.
    Auch sie habe einen kleinen Bruder, meinte Emily. Und erzählte, dass sie auf die Churchill High School gehe. Und dass sie’s schön fände, wenn er dort auch hingehen würde. Das sah er ganz genauso, sagte aber, dass er zu Hause unterrichtet würde; sein Vater halte nichts von Planung.
    Sie verstand nicht wirklich, was er damit sagen wollte, und deutete sein Schweigen so, dass es wohl besser war, nicht weiter nachzufragen.
    Er bemühte sich, ihre Fragen zu beantworten, ohne sich anmerken zu lassen, dass er sich aus der Hälfte dessen, was sie sagte, keinen Reim machen konnte. Sie dagegen verstand sein Schweigen falsch und deutete seine heillose Verwirrung als Scheu.
    Sie fand, dass ihr noch niemals jemand so gut zugehört hatte.
    Sie erzählte ihm von etwas, das Analysis hieß und er überlegte, ob es sich dabei vielleicht um ein Medikament handelte. Sie hatte in einem Verein gespielt, der sich AYSO nannte, und das, seit sie fünf war. Sie lachte und meinte, schon damals sei sie nie ein Star gewesen.
    Ein Star? Bei was?
    Er erzählte ihr, dass er fünf Monate lang in Mexiko gelebt hätte und dass sie oft umziehen würden. Er beschrieb ihr die Orte, die er gesehen, schilderte, wie er im Freien übernachtet hatte und wie er einmal mit seinem Bruder und seinem Vater an einem einzigen Tag dreißig Meilen zu Fuß durch die Wüste marschiert sei, als ihr Lkw den Geist aufgegeben hatte.
    Sie sagte, sie reise auch furchtbar gern und gab verlegen zu, dass sie heimlich gehofft habe, seine Familie hätte das gleiche Hobby.
    Und plötzlich standen sie vor Emilys Haus.
    Es lag acht Meilen von dem Restaurant entfernt und instinktiv hatte Emily es angesteuert. Sie lud ihn ein, noch reinzukommen, aber das wollte er nicht. Er müsse jetzt nach Hause, meinte er. Er sagte noch, dass er kein Handy habe, sie gab ihm aber trotzdem ihre Telefonnummer und er versprach, sie anzurufen.
    Sie fragte ihn, ob sie sich morgen sehen könnten, aber er meinte, das ginge leider nicht. Auf einmal wirkte er sehr angespannt und wenn er auch noch vor ihr stand, schien er mit einem Mal weit weg zu sein.
    Sam übertraf sämtliche Erwartungen Emilys. Er war so anders als die Jungs, mit denen sie manchmal etwas unternahm. Er erzählte keine geschmacklosen Witze oder langweilte sie mit Storys, in denen er als Held rüberkam. Er gab nicht damit an, seinen Eltern den Wodka aus dem Schrank zu klauen und ihn mit seinen Freunden wegzusaufen oder die Nacht durchzumachen, um irgendjemand einen Streich zu spielen. Er checkte nicht die ganze Zeit sein Handy oder gab sich obercool.
    Für Sam kam Emily von einem andern Stern. Dem Stern der Zufriedenheit. Sie war so energiegeladen und begeistert; sie konnte nur so aufgeschlossen und so

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