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Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition)

Titel: Sam & Emily: Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Goldberg Sloan
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lassen, wer hier das Sagen hatte.
    Nein, halt.
    Denk noch mal drüber nach. Denk noch mal drüber nach. Denk noch mal drüber nach.
    Er ließ das Gewehr neben sich auf den Sitz fallen. Die Stimmen sprachen jetzt im Chor zu ihm.
    Sie konnten auf der Stelle losfahren. Zusammenpacken, ab in den Lkw und dann wären sie so schnell in einem anderen Bundesstaat, dass den beiden Hören und Sehen verging.
    Nein, halt.
    Hier bot sich ohne Frage eine günstige Gelegenheit. Um ihnen eine Lehre zu erteilen. Hatte er das nicht mal diese Lady mit dem komischen Zirkusakzent sagen hören? Er musste ihnen beibringen, wer hier Regie führte.
    Im Moment fühlten sich die zwei noch sicher.
    Die Schlange würde als Erste zubeißen.
    ***
    Nachdem Bobby die Fotos gemacht hatte, fuhr er zum Büro seiner Eltern.
    Dort saß Merle Kleingrove an der Empfangstheke. Sie machte die Buchhaltung, nahm Anrufe entgegen und war für seine Eltern so etwas wie das Mädchen für alles.
Merle kannte Bobby, seit er ein Baby war, und war natürlich ganz vernarrt in ihn. Wie alle.
    Merle Kleingrove blickte auf den hübschen jungen Mann, der da zur Tür hereinkam. Teure Turnschuhmarke. Importiertes T-Shirt, in demselben Online-Luxusshop bestellt, wo auch sein Vater einkaufte. Jeans aus leichterem, weicherem, feiner gewebtem Baumwollstoff als gewöhnliche Jeans.
    Ein verwöhnter reicher Bengel.
    Merle zahlte die Rechnungen, deshalb wusste sie Bescheid. Der Junge bekam alles, was er sich wünschte. Allerdings musste sie zugeben, dass seine Mutter und sein Vater ihn auch von sich aus mit Geschenken überhäuften.
    Bobby musste nicht groß bitten. Es war nicht sein Fehler, dass er ein Einzelkind war und seine Eltern so viel Kohle hatten. Was konnte er dafür, dass sie eher ihm ein neues Auto kauften als sich selbst?
    Und trotzdem. Merle setzte ein breites Lächeln auf und teilte dem hübschen jungen Mann mit, dass in der Kaffeeküche eine halb volle Schachtel mit Donuts stand. Seine Mutter sei im Augenblick nicht da, aber bald wieder zurück.
    Bobby bedankte sich bei Merle, wie immer höflich, und ging dann in die andere Richtung.
    ***
    Sie hatten Beziehungen.
    Das war das wichtigste Kapital für einen Privatdetektiv. Und weil seine Mutter jedes Jahr an Weihnachten großzügig riesige Flaschen zwanzig Jahre alten Single Malt Whisky an all ihre Freunde bei der Polizei verteilte, waren sie ihr immer gern zu Diensten.
    Es war nicht das erste Mal, dass Bobby überprüfte, wem ein Wagen mit einem ganz bestimmten Nummernschild gehörte. Und es war nicht das erste Mal, dass er Auskünfte über Besitzverhältnisse einholte. Aber es war das erste Mal, dass er sich mit solcher Leidenschaft dahinterklemmte.
    Bobby ließ sich in den Schreibtischstuhl seiner Mutter fallen, vor ihm stand ihr Computer. Er schrieb eine E-Mail. Nach drei Minuten war die Antwort da.
    Das Nummernschild, nach dem er gefragt hatte, war auf einen zwei Jahre alten Sedan zugelassen, der einem gewissen Evan Scheuer aus dem Bezirk Central County gehörte.
    Anschließend durchforstete Bobby die Telefonnummerndatei seiner Mutter nach diesem Evan Scheuer und fand heraus, dass er zweihundert Meilen entfernt in Backton lebte. Bobby war bereits klar, dass der alte Laster bestimmt kein zwei Jahre alter Honda war, aber er griff trotzdem zum Hörer und rief Evan Scheuer an.
    Es klingelte zweimal, dann war ein Mann am Apparat. »Hallo…?«
    Bobby senkte seine Stimme, die auch so schon tief war, und das Selbstbewusstsein und die stets leicht herablassende Manier seiner Eltern nachahmend, die er tagtäglich von ihnen vorgeführt bekam, sagte er: »Hallo, mein Name ist Andrew Miller. Ich rufe aus der Abteilung für Kraftfahrzeuge wegen des Nummernschilds sieben-M-M-S-neun-zwei-vier an, das unter Ihrem Namen auf einen Honda Sedan registriert ist.«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang weder freundlich noch feindselig. »Der Wagen hatte vor über einem Jahr bei einem Unfall auf der Route 99 einen Totalschaden.«
    Bobby nickte. Natürlich, konnte gar nicht anders sein.
    Er hätte jetzt auflegen können, aber er machte noch etwas weiter, einfach weil er gerade dabei war und weil er Spaß daran hatte, Andrew Miller von der Abteilung für Kraftfahrzeuge zu sein.
    »Ja, Mr Scheuer, das wissen wir. Ich rufe Sie an, weil das Nummernschild dieses Wagens offensichtlich gegenwärtig im Besitz einer anderen Person ist und wir im Begriff stehen, gegen diese Person die entsprechenden strafrechtlichen Maßnahmen einzuleiten.

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