SAM
wieder nach seinem Schwert greifen können und gewinnt in dem Kampf langsam die Oberhand. Sein Kontrahent wird scheinbar müde und das macht Alex sich zu nutzen. Er schlägt mit dem Schwert auf ihn ein. Immer und immer wieder und als der andere Vampir vor Erschöpfung seine Verteidigung vernachlässigt, rammt Alex sein Schwert erbarmungslos in dessen Herz, um ihn anschließend zu köpfen. Luca und Ethan kämpfen weiter wie besessen und das Klirren der Klingen fügt sich zu einer bizarren Musik zusammen.
„Überlass ihn mir!“, knurrt Alex Luca an. Ethan und Alex stehen sich feindselig gegenüber und belauern sich.
„Du wirst mit deiner kleinen Hure sterben. Ihr seid doch nichts weiter als dreckiger Abschaum!“, zischt Ethan Alex zu und seine Augen sind schwarz und hasserfüllt.
„Nichts und niemand wird mich von Sam jemals trennen. Nur schade, dass du keine Gelegenheit mehr haben wirst, dies überall kundzutun, du erbärmliches Stück Dreck!“ Alex Stimme ist so kalt und schneidend, dass mir fröstelt. Dann holt er aus und schlägt mit dem Schwert wie ein Besessener auf Ethan ein, der keine andere Chance hat, als seine Waffe über seinen Kopf zu halten und die kraftvollen Schläge abzuwehren. Schweiß rinnt über Ethans Gesicht. Immer weiter treibt Alex seinen Stiefbruder mit gezielten Schlägen in die Enge, bis Ethans Lage aussichtslos ist, denn er steht mit dem Rücken zur Wand. In einem unaufmerksamen Augenblick ändert Alex seine Schlagrichtung und stößt schließlich seinem Stiefbruder mit aller Wucht das Schwert bis zum Schaft in das Herz. Ich sehe, wie Ethans eisblaue Augen brechen und Alex zum finalen Schlag ausholt. Als sein geköpfter Stiefbruder vor ihm liegt, sagt er leise: „Für dich Isabella. Schlafe in Frieden auf ewig!“
Ich liege auf der Rückbank eines Autos, das mit irrsinniger Geschwindigkeit durch die engen Straßen Londons jagt. Ich liege auf dem Rücken, die Beine leicht angewinkelt und den Kopf auf Alexanders Schoß gebettet. Draußen ist es dunkel. Welcher Tag ist heute und wie lange wurde ich gefangen gehalten? Das sind nicht die einzigen Fragen, die in meinem Kopf herumschwirren. Alex sieht auf mich herab und streichelt wieder über mein Gesicht. Er sieht sehr ernst und besorgt aus. Er versucht es jedoch zu verbergen, um mich zu nicht zu beunruhigen. Immer wieder stöhne ich auf, wenn die Krämpfe in meinem Bauch nicht auszuhalten sind.
„Schneller, Luca, schneller!“, fordert Alex seinen Freund auf. Ich weiß nicht, wie lange wir bereits unterwegs sind, als Luca den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stehen bringt und hastig die Türen öffnet. Alex kommt um den Wagen gelaufen und hebt mich unendlich vorsichtig von der hinteren Rückbank. Als er mich auf seinen Armen in das Krankenhaus trägt, küsst er immer wieder meine Stirn und flüstert: „Es wird alles wieder gut, hab Vertrauen, Sam, halte durch.“
In der Notaufnahme lügt er das Personal an und sagt, mir wäre schwindelig geworden und ich wäre die Kellertreppe hinuntergestürzt. Wie sonst sollte er die heftigen Prellungen und Verletzungen an meinem Körper erklären.
„Sie ist schwanger und verliert viel Blut. Bitte, helfen sie uns!“ Ich werde auf eine Liege gelegt und sofort in ein Behandlungszimmer gefahren. Alex hält die ganze Zeit meine Hand. Ich blicke in sein Gesicht. Es ist angespannt und ernst. Und unendlich traurig. Er weiß es bereits. Ich sehe es ihm an. Er hört den Herzschlag offenbar nicht mehr. Als der Arzt für einen Augenblick das Zimmer verlässt, um ein Ultraschallgerät zu holen, flüstere ich zu Alex: „Kannst du noch sein Herz schlagen hören?“
Er blickt mich mit seinen warmen, braunen Augen an und schüttelt den Kopf. Dann senkt er den Kopf auf die Liege und vergräbt sein Gesicht in meinem Arm. In dieser Geste liegt so unendlich viel Wärme, Mitgefühl und Traurigkeit. Ich streiche sanft über sein Haar.
„Es tut mir leid. Ich konnte es nicht mehr halten, es ging nicht, ich…“, schluchze ich.
Er hebt den Kopf und schaut mich erstaunt an.
„Dich trifft keine Schuld, Sam! Du darfst dir keine Schuld geben!“, spricht er eindringlich auf mich ein. Der Arzt ist mit dem Ultraschallgerät wieder da und beginnt mit der Untersuchung. Nach wenigen Minuten, eröffnet er uns die furchtbare Diagnose, die wir bereits kennen: „Es tut mir leid, es ist keine Frucht mehr zu erkennen. Es sprudelt nur so aus ihnen heraus.“ Er blickt uns beide voller Mitgefühl
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