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SAM

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Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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Bedrohliches von ihm aus. Etwas Eigenartiges umgibt ihn. Irgendetwas zwischen Gefahr und Versuchung.
     
     
     
     
    Der nächste Arbeitstag beginnt mit viel Sonnenschein und jeder Menge Fragen, die von den einzelnen Teams an mich herangetragen werden. Mr. DeMauriere lässt sich heute morgen nicht blicken, hat mir jedoch eine detailierte Liste ausgedruckt, welche Arbeiten vorrangig zu erledigen seien und eine Liste von Änderungen hinsichtlich der ursprünglichen Restaurierungspläne. Mr. Duncan und Mr. McFinley sind nicht gerade begeistert von den plötzlichen Eingebungen ihres Auftraggebers, aber nachdem sie die damit verbundenen Problematiken ausdiskutiert haben, kommen sie schließlich  zu dem Ergebnis: „So können wir es machen!“ Und das ist alles was zählt. Ansonsten herrscht im Schloss ein Kommen und Gehen. Es brummt förmlich, wie in einem Bienenstock, nur das es sich hier nicht um fleißige Bienen, sondern um nicht minder fleißige Handwerker handelt.
    Ich gehe zurück in das Arbeitszimmer, das mir Mr. DeMauriere auch weiterhin zur Verfügung stellt und schaue erneut auf die Papiere, die er mir für heute bereitgelegt hat. Auf der Liste mit den vorrangigen Arbeiten hat er handschriftlich ergänzt: Heute Abend, 19:00 Uhr, Bibliothek!
    Ist das eine Aufforderung oder eine Anordnung oder würde er sich nur freuen mich dort zu treffen? Ich werde nicht ganz schlau aus dieser Notiz und beschließe trotzdem zum genannten Zeitpunkt dort zu sein.
    Den Rest des Tages verbringe ich damit, durch das Schloss zu laufen und die Arbeiter mit meinen Fragen zu quälen. „Warum wird das so gemacht? Weshalb muss die Vertäfelung dort abgemacht werden? Kann der Boden hier nicht auch ausgebessert werden? Und so weiter… Ein Glück fühlen sich die Handwerker nicht von mir gestört und sind sehr geduldig mit mir, auch wenn ich zum wiederholten Mal frage, warum die Wand hier und nicht dort aufgestemmt wird. Alles wird mir ausführlich und trotzdem leicht verständlich erklärt. So erlange ich nicht nur die nötigen Informationen aus den Papieren, sondern kann mir auch an Ort und Stelle ein Bild machen. Am umfangreichsten sind die Arbeiten hinsichtlich der Elektrik. Vor Probleme stellt der Hausherr die Elektriker auch mit seinem Wunsch, dass Haus  mit Sicherheitssystemen in eine wahre Festung zu verwandeln. Aber bisher habe ich noch niemanden sagen hören: „Das geht nicht!“ Alle sind immer bemüht den Wünschen von Mr. DeMauriere Folge zu leisten. Ich denke so viel Motivation wird bestimmt auch durch die überdurchschnittlich hohe Entlohnung hervorgerufen, denn ich werde bestimmt nicht die Einzige gewesen sein, die mit offenem Mund über das angebotene Geld verblüfft war.
    Gegen Mittag sehe ich Winston das erste Mal. Er kommt auf mich zu, verbeugt sich kurz und fragt: „Ich nehme an, sie nehmen ihren Lunch im Arbeitszimmer zu sich?“
    „Ja, gerne vielen Dank!“ Er dreht sich um und geht zurück in die Küche. Als ich nach ungefähr einer Viertelstunde wieder zurück ins Arbeitszimmer gehe, steht auf dem Tisch neben dem Sofa bereits ein Tablett. Darauf befindet sich ein Teller mit Sandwiches, eine Schale Obst und eine Tasse Kaffee, sowie eine rote Rose in einer schmalen  Glasvase und ein kleiner Zettel :
    Ich würde mich freuen, wenn sie mich heute Abend in der Bibliothek treffen. Es gibt Neuigkeiten! Alex.
    Also doch! Eine Verabredung! Geschäftlich! Rein geschäftlich! Und warum pocht mein dummes Herz dann so wild? Seine Handschrift ist geschwungen und doch kraftvoll. Passt zu ihm, denke ich.
    Während ich die Sandwiche vertilge, denke ich darüber nach, wie die Bibliothek wohl früher einmal ausgesehen haben muss. Außer den hohen Bücherregalen, der so reich verzierten Decke, den dazu passenden, dunkelblauen Vorhängen und dem Mosaikfußboden, war nicht viel übriggeblieben von der ursprünglichen Einrichtung und dem Ambiente. Zunächst müsste dafür gesorgt werden, dass die Elektrik wieder funktioniert, damit Lampen installiert werden können. Dann müsste die Decke restauriert werden, denn an einigen Stellen blätterte bereits die Farbe ab. Die schweren, dunkelblauen Vorhänge passen eigentlich ganz gut in den Raum, da sie mit der Decke und dem Fußboden fabelhaft harmonieren. Die Regale müssen entstaubt werden und dann würde man sehen, ob sie durch neue ersetzt werden müssen, oder ob eine Überholung durch einen Schreiner vielleicht sogar ausreicht. Und dann war ja noch an der linken Wandseite der Kamin.

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