SAM
auf meinem Nachttisch anschalte. Ich setze mich auf die Bettkante und lasse mir die letzten Minuten noch einmal durch den Kopf gehen. Warum hat er es bloß so weit kommen lassen. Er hat doch gesagt, dass er immer bemüht ist, mir ohne diesen Hunger nach Blut gegenüber zu treten. Warum war er nicht vorsichtiger?
Ich werde durch ein lautes Poltern aus Alexanders Zimmer aus meinen Gedanken gerissen. Ich springe auf und laufe schnell zu ihm. Was ich sehe lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Alexander liegt auf dem Boden vor seinem Bett und krümmt sich. Vor ihm liegen zwei leere Plastikbeutel und neben seinem gekrümmten Körper liegt eine dritte, halb leere Blutkonserve. Blut rinnt aus dem Beutel und verteilt sich auf dem Teppich. Alex stöhnt laut auf.
„Oh, mein Gott! Alex, was ist los, was ist passiert?“, schreie ich und gehe zu ihm.
„Nein!“, zischt er mich an und hebt zitternd eine Hand um mir zu zeigen ich solle nicht näher kommen.
„Alex, was ist los, lass mich dir helfen!“, verlange ich mit verzweifelter Stimme. Er versucht sich aufzurichten, er muss wahnsinnige Schmerzen haben, denn ein tiefes Grollen entrinnt seiner Kehle. Auf allen vieren kniet er vor dem Bett und kann sich kaum halten. Ich beobachte, wie sein Körper sich krümmt und plötzlich spuckt er eine große Menge Blut, würgt es hervor und bricht erneut zusammen. Ich schreie auf, all das viele Blut, es riecht, metallisch und doch auch wie gegorenes Fleisch, sauer, übel. Mir wird schlecht und ich muss den Würgereiz unterdrücken. Verzweiflung keimt in mir empor.
„Alex, lass mich dir helfen!“, sage ich leise und versuche den Horror in meiner Stimme zu verbergen. Langsam gehe ich auf ihn zu. Dabei trete ich in die riesige Blutlache vor mir. Der Geruch ist ekelerregend. Dunkle Stücke geronnenen Blutes schwimmen in dem Blut. Was ist los? Was ist passiert? Wieder stöhnt er auf und wälzt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden. Seine Augen sind geschlossen, seine Haare vom Schweiß und von erbrochenem Blut verklebt. Sein Mund ist halb geöffnet, seine langen spitzen Eckzähne sind deutlich zu sehen. Seine Lippen, Kinn, Hals und Oberkörper sind blutverschmiert. Ich knie mich langsam zu ihm, berühre vorsichtig seine Schulter.
„Verschwinde!“, faucht er mich an. Er hat plötzlich die Augen geöffnet und sie sind immer noch schwarz. Wie Kohlen. „Geh weg von mir Sam!“, schreit er mir verzweifelt entgegen. Ich stehe schnell auf und gehe ein paar Schritte zurück. Schon schließt er wieder vor Schmerz die Augen und krümmt sich erneut. Seine Stöhnen klingt inzwischen eher wie das tiefe Knurren eines verletzten Raubtieres. Oh, mein Gott, was passiert nur mit ihm? Warum lässt er mich nicht helfen. Erneut erbricht er einen Schwall gegorenen Blutes. Inzwischen gleicht das Zimmer einem Schlachthaus. Mir wird schwindelig. Der Geruch ist inzwischen unerträglich. Ich halte die Hand vor den Mund und renne zurück in mein Zimmer. Ich öffne schnell das Fenster und atme tief die kühle, frische Luft ein. Nebenan höre ich, wie Alexander immer noch würgende Geräusche von sich gibt, abwechselnd mit dem grässlichen Geräusch, dass die hervor gewürgte Masse macht, wenn sie auf die bereits ausgebreitet Blutlache platscht. Ich höre sein Stöhnen, Knurren und Grollen. Ich zittere am ganzen Körper. Was soll ich bloß tun? Warum hat er mich fortgeschickt? Seine Augen, sie waren immer noch so dunkel… natürlich, er hat von den Blutkonserven getrunken und irgend etwas muss damit nicht in Ordnung gewesen sein. Waren sie verdorben, geht so was? Und jetzt, nachdem er das Blut erbrochen hat, ist sein Hunger natürlich noch größer. Ganz allmählich wird mir bewusst, dass ich mich offensichtlich in größter Gefahr befinde,…in tödlicher Gefahr. Ich brauche Hilfe! Schnell gehe ich zum Bett und greife in meiner Tasche nach meinem Handy.
„Hallo?“, höre ich die bekannte, dunkle Stimme.
„Luca? Ich brauche deine Hilfe! Bitte! Alexander geht es sehr schlecht. Er hat die letzten Tage kein Blut getrunken und hatte sich erst heute Konserven besorgt. Er hat mindestens zwei davon zu sich genommen und jetzt liegt er in seinem Zimmer auf dem Boden, krümmt sich vor Schmerzen und erbricht ständig das Blut.“ Meine Stimme überschlägt sich fast und ich habe Mühe meine vor Angst und Aufregung zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen.
„Seit wann bricht er?“, fragt er besorgt.
„Seit ein paar Minuten.“
„Sam, hör
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