SAM
er.
„Oh doch!“, schnaufe ich und wische mir mit dem Jackenärmel die Tränen aus dem Gesicht.
„Es war gut, dass du es gesagt hast. Endlich weiß ich genau, warum du mich willst. Du liebst mich nicht. Du hast mich nie geliebt. Wie konnte ich nur so dumm sein und so unendlich naiv.“ Wir stehen uns gegenüber und ich stelle wütend fest: „Du hast eben dein wahres Gesicht gezeigt, Alexander. Ich hätte auf Luca hören sollen. Was macht dich so sicher, dass er dich nicht doch manipuliert, dich verführt, hat er gesagt. Es stimmt wirklich, auch Madelaine hatte recht. Du bist ein Lügner und Betrüger. Es geht dir doch nur darum, mich für deine perversen Machtspielchen gegen diesen Balthasar zu benutzen. Aber ohne mich. Ich habe mir nicht ausgesucht, eine von diesen Auserwählten zu sein, hörst du. Ich wollte das nie! Ich habe dich geliebt! So wie du bist, was du bist. Mir war es egal, ob wir beide irgendwie besonders sind, wegen dem, was wir sind. Ich wollte immer nur bei dir sein und dich glücklich machen.“ Ich spüre diesen dicken Knoten in meinem Hals. „Ich hätte nie geglaubt, mich so sehr in dir täuschen zu können. Ich fühle mich so schmutzig und missbraucht…!“ Meine Stimme ist leise geworden und zittert.
Er sieht mich immer noch an und kommt einen Schritt auf mich zu.
„Nein! Bleib wo du bist!“, schreie ich ihn an.
„Samantha, bitte, werde vernünftig!“, fordert er mich auf.
„Vernünftig? Ich denke, ich bin so vernünftig wie schon seit langem nicht mehr. Jetzt wird mir alles klar. Du hast von Anfang an alles geplant. Seit du wusstest, dass ich diese Auserwählte bin. Das ist auch der wahre Grund, warum du mich nicht auf die andere Seite gebracht hast, als du mich in Venedig fast getötet hast, nicht wahr? Als erschaffener Vampir bin ich nutzlos für dich. Wir könnten keine Nachkommen zeugen. Du musst mich unbedingt als Sterbliche an dich binden, um Erben zu bekommen. Du verlogener Mistkerl! Und ich habe dir vertraut…!“ Diese bittere Erkenntnis schmerzt mich so sehr, dass ich glaube innerlich zu zerbrechen. Da ist sie wieder, diese stählerne Faust, die sich um mein Herz schließt und die unerträgliche Atemnot. Er kommt noch ein paar Schritte auf mich zu.
„Bleib weg von mir!“, schreie ich ihn abermals an, tiefste Verzweiflung und Wut in meiner Stimme.
„Sam, du siehst das alles falsch“, versucht er sich erneut zu rechtfertigen.
„Ach ja, dann erklär’s mir doch!“, fordere ich ihn gereizt auf. Mir fällt auf, dass er keinen Mantel oder Jacke trägt. Er steht in Hemd und Jeans vor mir und sieht mich an. Sein Blick ist irgendwie leer. Hoffnungslos. So als wäre ihm eine schreckliche Tatsache soeben bewusst geworden. Zögernd und leise beginnt er: „Ich habe dich von Anfang an in mein Herz geschlossen. Schon als ich dich das erste mal in den Armen hielt, als du acht Jahre alt warst. Du hast mich verzweifelt angesehen und in dieser Verzweiflung habe ich mein ganzes Leben wiedererkannt. Dann habe ich dein Mal im Nacken gesehen. Es ging mir nicht mehr aus dem Sinn, denn ich hatte ein ähnliches Mal bereits schon einmal gesehen, ich wusste damals nur noch nicht wo oder bei wem. Also stellte ich Nachforschungen an und recherchierte. Schließlich fand ich heraus, dass meine Mutter ein ähnliches Mal hatte und deine Großmutter auch. Ich wusste also, dass du eine Auserwählte bist. Du gingst mir nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder schien es, als wenn du nach mir rufst in deinen Träumen. Ich glaubte schließlich fest daran, dass du vielleicht meine Seelenverwandte, meine Lebensgefährtin sein könntest. Also wartete ich ab und sah dich heranwachsen. Ich sah zu, wie aus dir eine wunderschöne Frau wurde. Ich war sogar ab und zu in den Staaten, um zu sehen, wie es dir geht. Ich hätte diesen Nick am liebsten umgebracht, als ich euch zusammen gesehen habe. Aber ich durfte mich dir noch nicht offenbaren. Die Zeit war noch nicht reif, du warst noch nicht reif genug, mit meiner Welt konfrontiert zu werden. Doch dann geriet alles irgendwie außer Kontrolle. Du bist nach England gekommen. Ich lebte zu der Zeit gerade wieder in Schottland und doch spürte ich sofort, dass du mir näher bist als sonst. Ich litt mit dir, als deine Granny starb. Ich fühlte deine tiefe Trauer und deine Einsamkeit. Ich konnte mit diesen Gefühlen nicht umgehen; das alles war neu für mich. Ich kaufte dieses Schloss, dass tatsächlich einmal Margarete gehörte. Als deine Großmutter verstorben
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