SAM
Körper bebt vor Angst, Anstrengung und Erschöpfung zugleich. Erst jetzt wird mir allmählich die Situation bewusst, in der ich mich befinde. Ich liege nackt auf dem Fußboden des Badezimmers. Alex kniet vor mir. Sein Shirt klebt triefend nass an seinem Körper, seine Jeans haben bereits eine Pfütze um uns gebildet.
„Wie konntest du das nur tun. Sam, Herrgott, warum bist du nur so unvernünftig gewesen. Du hast mir eine Heidenangst eingejagt“, höre ich ihn gegen meine Stirn sagen, denn er hat mir bereits beim Aufrichten geholfen und hält mich nun fest gegen seine Brust gepresst.
„Was…was ist geschehen?“, frage ich etwas verwirrt und heiser vom Husten.
„Du musst in der Badewanne eingeschlafen sein. Sam, wie konntest du nur so leichtsinnig sein. Du warst so müde,…ich hätte dich nicht alleine lassen sollen…“ Vorwurfsvoll und gleichzeitig schuldbewusst klingt seine Stimme, während ich beginne furchtbar zu frieren. Bevor mich Alexander vorsichtig auf seine Arme hebt, um mich nach nebenan zu bringen, blicke ich mich ängstlich um: Nichts. Jedenfalls nichts Außergewöhnliches. Kein blutbespritztes Bad, keine Badewanne voller Blut, kein unheimlicher Mann im Spiegel. Habe ich jetzt endgültig den Verstand verloren? Im Schlafzimmer legt mich Alex auf das Bett und wickelt mich in die Bettdecke ein. Schnell entledigt er sich seiner nassen Klamotten und legt sich zu mir, um mich sogleich fest an sich zu drücken.
„Ich habe geglaubt, ich hätte dich verloren“, flüstert er mir zu und streicht mit seinen warmen Händen immer wieder über meinen in die Bettdecke gewickelte Körper, um mich aufzuwärmen. Während meine Lebensgeister langsam wiederkehren und ich den Komfort seiner Berührungen genieße, kommen erneut die Erinnerungen wieder: die Gestalt im Spiegel, das blutige Wasser, dieses Etwas, das mich herunterzog. Meine Gedanken wirbeln wild durch meinen Kopf. Habe ich mir das wirklich alles nur eingebildet? Sind das nur Fantasiebilder meines übermüdeten Verstandes gewesen? Halluziniere ich bereits? Oder war alles nur ein böser Traum? War es letztlich so, wie Alex gesagt hat? Bin ich in vollkommener Entspannung in dem warmen Wasser einfach nur eingeschlafen und bin einem Alptraum erlegen?
„Ich hatte solche Angst dich zu verlieren. Oh, Sam, ich hatte solche Angst um dich.“ Seine Stimme klingt erstickt, so als würde er mit seiner Fassung ringen und immer noch wiegt er mich in seinen Armen.
„Ich bin okay“, versichere ich ihm krächzend und schäle meine Arme aus der Bettdecke um sie um seinen Nacken zu legen und ihn nah an mich heran zu ziehen. Mein Herz schlägt immer noch wild gegen meine Rippen und das Erlebte bringt mich immer wieder zum erzittern. Alexander küsst meine Stirn und flüstert: „Ich darf dich nicht verlieren Sam, niemals.“ Wir flüstern uns immer wieder liebevolle Dinge zu, bevor er das Bett verlässt um neue, trockene Bettwäsche zu holen. Ich wickle mich aus dem nassen Stoff und bin froh, dass er schnell mit frischem Bettzeug wieder bei mir ist. Obwohl ich beginne mich damit abzufinden, dass sich alles so zugetragen hat, wie Alex mir glauben macht, möchte ich im Augenblick nicht eine Sekunde alleine, ohne ihn sein. Kaum ist das Bett frisch bezogen, legen wir uns eng aneinandergeschmiegt wieder unter die Bettdecke. Alexander streicht sanft über mein Haar. Ich fühle mich so unendlich geborgen und sicher in seinen Armen. Dennoch kann ich meine Erinnerung an das eben Erlebte nicht vollends verdrängen. Wäre es besser Alex davon zu erzählen? Er würde mir wahrscheinlich verständnisvoll zuhören, aber letztlich doch alles auf meine arg strapazierten Nerven zurückführen. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso unrealer erscheint mir das, was ich glaube gesehen zu haben. Ich beschließe mit einem Seufzer es dabei zu belassen. Ich war unendlich müde und bin in der Badewanne eingeschlafen. Es war nichts weiter als ein Unfall! Aber warum um alles in der Welt habe ich dann so ein beklemmendes Gefühl tief in meinem Inneren?
„Wie spät ist es?“, frage ich schläfrig und verspüre immer noch ein leichtes Brennen im Hals.
„Nachmittags. Es muss ungefähr vier Uhr sein.“
Alex spielt mit einer Haarsträhne, die er mir aus dem Gesicht gestrichen hat.
„Alex, sind wir sicher hier? Ich meine, wenn Balthasar uns tatsächlich töten will, wäre es ihm dann nicht ein Leichtes zuerst in deinem Appartement nach uns zu suchen?“
Ich spüre, wie sich sein
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