SAM
etwas anderes anziehen sollen, etwas eleganteres? Sind eine schwarze Jeans und eine weiße Bluse nicht doch unangemessen? Ich schaue auf und sehe sofort wieder Alexanders Augen, die fest auf mich gerichtet sind. Wenn ich bloß wüsste, was er denkt. Er bemerkt meine Zweifel: „Sei einfach du selbst. Dann wirst du alle mit deinem Charme um den Finger wickeln.“ Ha, als wenn das so einfach wäre. Ich werde wahrscheinlich die meiste Zeit damit beschäftigt sein, mich zu zwingen meinen Mund zu halten, auf gar keinen Fall irgendwelche neugierigen Fragen zu stellen und meine Gedanken vor den Anderen verschlossen zu halten.
Das Treffen findet in einem der Konferenzräume von DeMauriere Enterprises statt. Diesmal fallen mir auch die unzähligen Sicherheitskräfte auf. Ich komme mir vor wie in einem dieser Hollywood Actionstreifen. Auf jeder Etage, jedem Flur sowie vor jeder Tür stehen breitschultrige Riesen, in schwarzen Anzügen und mit schwarzen Sonnenbrillen ausgestattet. Ihre unbewegten, finsteren Mienen sind furchteinflößend und machen mir die Gefahr, in der wir uns offensichtlich befinden, mehr als bewusst. Alexander hält meine Hand, als wir in der sechszigsten Etage aus dem Fahrstuhl steigen und durch einen Flur auf eine schlichte, schwarze Tür zugehen. Kurz bevor er die Hand auf den Türknauf legt, zögert er und sieht mich noch einmal ernst an.
„ Du hast noch nie so vielen starken Vampiren gegenüber gestanden. Wenn du dich unwohl fühlst oder irgendetwas Ungewöhnliches wahrnimmst, dann sag es mir mental .“ Ich nicke zustimmend, doch plötzlich wird mir die Bedeutung seiner Worte bewusst.
„ Vermutest du etwa, du hast einen Verräter in den eigenen Reihen ?“ Alex antwortet mir nicht sofort.
„ Ich vertraue niemandem. Niemals. Das hat mich die Vergangenheit mehr als einmal schmerzlich gelehrt .“ Ich schaue ihm tief in die Augen.
„ Und was ist mit mir? Vertraust du mir ?“ Eine unangenehme Anspannung herrscht plötzlich zwischen uns. Er zögert mit seiner Antwort.
„Ich vertraue dir mehr als ich jemals einem Menschen vertraut habe .“ Damit dreht er sich zur Tür und öffnet sie.
Zunächst fällt mir der lange, schwarze, ovale Tisch auf, der sich inmitten des Raumes befindet. Daran sitzen sieben oder acht Männer, die in diesem Augenblick ihre Blicke auf uns richten. Weitere Vampire stehen in kleinen Gruppen von vier oder fünf Personen vor der schwarz getönten Fensterfront und unterbrechen sofort ihre leise geführten Gespräche, als sie uns bemerken. Meine Nackenhaare stellen sich auf, bei dieser geballten Präsenz der Vampire. Wie eine Druckwelle prallt diese massive, vampirische Macht auf meine Empfindungen. Ich schnappe nach Luft und Alex wirft mir einen sehr kurzen, besorgten Blick zu. Ich zwinge mich zu einem flüchtigen Lächeln und versuche mich auf meine Umgebung und weniger auf meine Empfindungen zu konzentrieren. Wir gehen an den inzwischen aufgestandenen Männern vorbei und nehmen nebeneinander an der Stirnseite des Tisches Platz. Es herrscht immer noch absolute Stille. Das Schweigen der Anwesenden senkt sich wie ein düsterer Nebel auf den Raum. Alle Augen sind auf Alexander und mich gerichtet und ich fühle mich ihren Blicken irgendwie ausgeliefert. Sie betrachten mich mit offener Neugier und Interesse, so als wäre ich ein äußerst seltenes Exemplar einer bereits ausgestorben geglaubten Spezies. Naja, wenn ich genau darüber nachdenke ist dieser Vergleich eigentlich gar nicht so falsch. Ich bemerke das gedämpfte, indirekte Licht und beginne mich umzusehen. Getäfelte Wände aus sehr dunklem Holz. Die Tischplatte besteht aus mattem, schwarzen Glas und die Sessel sind aus schwarzem Leder…viel schwarz…welch ein Klischee! An den Wänden hängen Bilder von Meistern des Expressionismus und überall in dem Raum sind entweder in Vitrinen oder aber auf Säulen oder kleineren Podesten Skulpturen von Künstlern der Gegenwart ausgestellt. An der einen Längsseite des Raumes befindet sich die bereits erwähnte Fensterfront aus sehr dunkel getöntem Glas. Inzwischen haben sich alle Anwesenden fast lautlos wieder gesetzt. Ich blicke in die Runde und suche nach Luca. Alex hat mir bereits gesagt, dass er an dem Treffen teilnehmen wird. Während ich meinen Blick schweifen lasse, erkenne ich durchaus das eine oder andere Gesicht wieder. Es sind auch Vampire anwesend, die auf unserer Hochzeit waren. Sie nicken mir, einer nach dem anderen zu, ohne jedoch eine wie auch
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