SAM
Auf alle Fälle scheine ich eine Rolle in den aufgebrachten Gesprächen zu spielen. Alexander steht auf und bittet die Anwesenden um Ruhe und Aufmerksamkeit.
„Ich verstehe eure Bedenken und im Gegensatz zu den Anhängern des Hohen Rates ist mir eure offene Kritik sehr willkommen. Aber…“, er sieht liebevoll zu mir, „ich denke es ist an der Zeit klarzustellen, dass Samantha mehr als nur eine Sterbliche ist.“ Er wendet sich dem Typen in Lederjacke zu.
„Rhys, gerade du solltest ihr Respekt zollen für den Mut, den sie aufbringt, sich euren bohrenden Blicken und kritischen Hinterfragungen zu stellen. Es sind viele Gerüchte im Umlauf und ich möchte endlich, dass ihr erfahrt, warum sie so wichtig für unsere Art ist. Stellt ihr die Fragen, auf die ihr Antworten sucht. Sam ist bereit sie euch zu geben und ihr habt endlich die Gelegenheit meine Frau, meine Auserwählte, näher kennenzulernen.“ Ich schaue erschrocken zu Alex, aber er sieht mir mit entspannter Gelassenheit entgegen. Dann blicke ich in die Runde und meine Anspannung lässt sich kaum noch verbergen. Ich rutsche nervös auf meinem Sessel hin und her, als ausgerechnet von Luca die erste Frage an mich gerichtet wird.
„Seid ihr nach dem Alten Ritual ewig aneinander gebunden? Habt ihr es vollzogen?“ Ich spüre sofort, wie meine Wangen anfangen zu glühen. Wahrscheinlich wissen alle über das Alte Ritual Bescheid und die Vorstellung, dass jedem klar ist, dass Alex und ich beim Sex voneinander Blut getrunken haben, bringt mich vollends zum Erröten. Aber ich will mich der Herausforderung stellen, nicke tapfer und antworte nach einem kurzen Räuspern: „Ja! Wir sind nach dem Alten Ritual aneinander gebunden.“ Ich bemerke wie Alex, offensichtlich mit Stolz, den Ärmel seines Shirts hochstreift, um allen mein Mal zu zeigen. Ich drehe mich daraufhin in meinem Sessel um, damit alle das gleiche Zeichen in meinem Nacken sehen können. Leises Gemurmel erfüllt den Raum und als ich mich wieder in meinem Sessel den anwesenden Vampiren zuwende und für einen Moment in Lucas Gesicht sehe, meine ich so etwas wie Enttäuschung darin zu erkennen.
„Es heißt, du könntest seine Kinder gebären und somit den Fortbestand unserer Art sichern.“ Rockertyp sieht mich herausfordernd an. Ich konzentriere mich und hole tief Luft, um ihm zu entgegnen: „Ich habe sein Kind bereits in mir getragen und es verloren als Anhänger Balthasars mich entführt haben.“
„ Vorsicht !“, höre ich Alex Stimme in meinem Kopf.
„Woher weißt du, dass es Balthasars Anhänger waren? Haben sie sich zu erkennen gegeben?“, hakt Rockertyp mit zusammengekniffenen Augen nach.
„Nein, haben sie nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass es seine Anhänger waren, denn sie wollten durch mich an Alex herankommen.“
„ Vorsicht, Sam! Du spielst ihm die Karten zu, die er braucht um dich bloßzustellen und zu zeigen, dass du ein Schwachpunkt in unserer Gemeinschaft sein könntest.“
„Also stimmt meine Vermutung: Alexander wird durch dich erpressbar, du bist sein wunder Punkt. Durch dich könnte unsere gesamte Bewegung scheitern.“ Rockertyp… Rhys scheint nicht locker lassen zu wollen.
„Ich denke nicht, dass ich eine Gefahr darstelle für irgendjemanden, weder für Alexander noch für die Gemeinschaft und deren Ziele. Denn bevor dies eintritt, bevor ich meinen Ehemann gefährde oder die Sache, für die er einsteht gar verrate, werde ich die letzte endgültige Konsequenz ziehen. Im Gegensatz zu euch Vampiren, bin ich noch in der Lage meinem Leben selbst ein Ende zu setzen, wenn es die Situation erfordert.“ Eisiges Schweigen hüllt den Raum in eine wahre Grabkammer.
„ Touché !“, bemerke ich Alexanders Stimme in meinem Kopf. Rhys sieht mich mit seinen fast schwarzen Augen eindringlich an und ich glaube so etwas wie Anerkennung in seinem Blick zu erkennen. Ich werde etwas mutiger: „Ich möchte auf deine Frage noch weiter eingehen, Rhys. Ja, ich beabsichtige Kinder mit Alex zu haben, aber das geht ausschließlich ihn und mich etwas an und ich werde auf gar keinen Fall eine Gebärmaschine für den Fortbestand der vampirischen Rasse sein.“ Rocker-Rhys kann sich ein kurzes amüsiertes Aufblitzen in seinen dunklen Augen nicht verkneifen und Luca grinst dreist.
„Da die alten Schriften nicht gefunden wurden, wissen wir nicht, ob wir dir vertrauen können. Wir kennen nicht alle Merkmale, die eine Auserwählte haben muss. Woher sollen wir wissen, dass du wirklich das
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