SAM
Kreatur, die auf Erden wandelte.“ Stellt er befriedigt fest und starrt mich aus eiskalten Augen an. Plötzlich ist mir eine Tatsache gänzlich bewusst: Wenn ihn niemand stoppt, wenn sich ihm niemand entgegenstellt, dann wird er ein unfassbares Blutbad unter den sterblichen Menschen anrichten. Alle Kriege dieser Welt zusammen waren nicht annähernd so brutal und grausam, wie der Krieg, den er beabsichtigt zu führen.
„Bringen wir es endlich zu Ende“, fordert er gereizt und packt mich am Arm. Ich schreie kurz auf, mehr vor Schreck, als vor Schmerz und schon vernehme ich wieder das tiefe Knurren aus Alexanders Richtung. Er sieht Balthasar aus hasserfüllten Augen an und zieht mit aller Kraft an seinen Fesseln. Sie schneiden sich nur noch tiefer in sein Fleisch. Ein kaltes Lächeln spielt um Balthasars Mundwinkel als er sich von einem seiner Männer ein langes, scharfes Schwert geben lässt und sich zwischen Alexander und mir stellt.
„Du sollst genau zusehen, wenn ich deinem ach so geliebten Mann die Kehle durchtrenne und seinen Kopf abschlage. Du sollst beobachten, wie sein Blut an meinem Schwert klebt und er langsam und qualvoll verblutet. Schau genau hin, wenn sein Puls langsamer wird und er dir einen letzten verzweifelten Blick schenkt. Genieße den Moment in dem sein Herz sich ein letztes Mal krampft, um das wenige Blut, das sich noch in seinem Körper befindet durch seine Adern zu pressen. Lausche seinem letzten Atemzug. Spürst du es? Fühlst du seine Schmerzen? Fühlst du seine unerträglichen Qualen? Hörst du sein Flehen und Winseln in deinem Kopf?“ Balthasar stellt sich mit dem Schwert nah zu mir und wiegt es bedrohlich in seiner Hand, als er mir leise zu zischt: „Oder hörst du seine Stimme in dir, wie er dich verflucht? Wie sehr er es bereut dich kennengelernt zu haben, wie sehr er deine Sterblichkeit verachtet. Du bist es. Du bist es immer gewesen. Du bist Schuld an seinem Untergang. Du wirst auf ewig die Last seines Todes mit dir herumtragen. Und noch aus den Tiefen der Hölle heraus wird er dich dafür verfluchen.“ Tränen rinnen mir heiß die Wangen hinunter und eine unbeschreibliche Kälte erfasst mich. Balthasars Gesicht verzieht sich zu einer grässlichen Fratze, seine Augen sind tiefschwarz und er hat seine schmalen Lippen zurückgezogen um seine langen Fänge zu präsentieren. Speichel läuft an seinem Mundwinkel herab und mit einem zischenden Laut wendet er sich von mir ab und widmet sich wieder seinem Erzfeind. Ich stehe nur starr vor Angst und Entsetzen da und sehe zu. Ich habe den Eindruck, alles geschieht plötzlich in Zeitlupe. Ich versuche mich zu bewegen, aber es will mir nicht gelingen. Panik macht sich in mir breit. Balthasar manipuliert mich. Er war in meinem Kopf. Es ist dieses taube Gefühl zwischen meinen Schläfen, genau das gleiche Gefühl wie damals bei meiner Hochzeit, als dieser Mann mit den ungewöhnlichen grünen Augen Besitz von meinem Verstand nahm. Plötzlich höre ich lautes Rufen und Geschrei. Ich will schauen, wo der Lärm herkommt, aber ich kann meinen Kopf nicht bewegen. Balthasar lässt das Schwert sinken, mit dem er noch vor einer Sekunde vor Alexander stand, um ihm die Kehle aufzuschlitzen. Er wirbelt herum und schaut mit wutverzerrtem Gesicht an mir vorbei. In diesem Moment gelingt es Rhys sich von seinen Bewachern loszureißen und mit einem wilden Kampfschrei stürzt er sich auf Balthasar. Sofort entsteht noch mehr Unruhe und ein wildes Durcheinander. Endlich gelingt es auch mir mich umzusehen. Offensichtlich ist Balthasar in seiner Konzentration gestört worden und löst die geistige Umklammerung, mit der er mich eben noch festhielt. Die von Rhys angeforderte Verstärkung stürmt nun von allen Seiten herein und eine wilde Schlacht beginnt. Balthasar schreit wild Befehle durch den Raum und hetzt an mir vorbei, um gegen Rhys zu kämpfen. Ich nutze den Moment der Verwirrung und des Chaos. Ich stürze mich auf Alexander und werfe mich mit aller Kraft gegen ihn. Ich blende alles was um mich herum geschieht aus. Ich habe nur diese eine verzweifelte Chance.
Er hebt den Kopf, sieht mich erstaunt und ungläubig, aus tiefschwarzen Augen an.
„Vertrau mir! Bitte! Vertrau mir!“, ist alles, was ich ihm zuflüstere. Ich blicke in sein Gesicht, in dem sich plötzlich Entsetzen und maßlose Enttäuschung wiederspiegelt.
„Sam? Warum? Ich …“ Dann senkt er den Blick und starrt auf meine Hand, in der ich den magischen Dolch halte. Ich spüre, wie sein
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