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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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erst jetzt so richtig bewusst, wie groß er tatsächlich ist. Er nimmt die Sonnenbrille ab und sieht mich an. Sein Gesicht zeigt keine Regung, seine Augen jedoch sind dunkel und es scheint, als wenn ein Feuer in ihnen lodert. Er kommt auf mich zu. Ein Schritt, zwei Schritte. Seine Augen immer noch fest auf mich gerichtet. Unfähig etwas zu sagen oder mich zu bewegen, sehe ich ihn nur an, sein Gesicht, seine Augen. Er legt seine Hand um meine Hüfte und zieht mich zu sich heran. Immer noch keine Regung in seinem Gesicht, nur dieser Blick, der mich nicht loslässt, mich erstarren lässt. Nein, ich will das nicht, ich will nicht, dass er mich kontrolliert. Sekunden vergehen, in denen er versucht in meinem Gesicht meine Gedanken zu lesen, in meinen Augen nach Antworten sucht. Antworten worauf? Schließlich kann ich mich ihm irgendwie entziehen. Ich bin aufgewühlt, diese Dinge, die er mit mir tut, diese Macht, die er über mich zu haben scheint, das alles ist unheimlich und beunruhigt mich sehr.
    „Wie geht es deiner Schulter?“, fragt er schließlich, fast beiläufig.
    „Es geht“, antworte ich knapp.
    „Was ist los, Sam? Warum bist du nicht bei mir geblieben? Winston sagte mir, du wärst regelrecht geflüchtet.“ Ich setze mich auf das Sofa, er setzt sich mir gegenüber in Grannys Lieblingssessel. Er lässt mich nicht aus den Augen.
    „Ich wollte nur nach Hause und einen Arzt anrufen“ antworte ich leise.
    Draußen dämmert es bereits. Ich sehe auf die antike Standuhr: schon nach 18:00 Uhr. Er schüttelt den Kopf. „Nein, Sam, das nehme ich dir nicht ab. Das ist nicht der wahre Grund, warum du gegangen bist und dich den ganzen Tag nicht gemeldet hast. Habe ich etwas falsch gemacht? Sam, bitte, ich muss  es wissen!“
    Ich sehe ihm an, das es ihm ernst ist. Ich hebe die Beine auf das Sofa und umklammere sie mit meinen Armen. Ich wage kaum ihn anzusehen, als ich leise sage: „Gestern Nacht, da bin ich zu dir, zu deinem Zimmer gekommen, weil ich furchtbare Schmerzen hatte und dich um eine weitere Schmerztablette bitten wollte. Und da habe ich gehört, wie du mit jemandem telefoniert hast.“ Ich schaue auf und blicke ihn an.
    „Ich wollte dich bestimmt nicht belauschen, aber ich habe gehört, was du gesagt hast und…und das hat mich, naja, verletzt.“
    Er sitzt immer noch bewegungslos da, seine Augen sind weiterhin starr auf mich gerichtet.
    „Was genau hast du gehört?“, will er dann wissen und seine Stimme klingt schneidend. Ich sage es ihm und er nimmt es regungslos zur Kenntnis. Dann senkt er den Blick und scheint kurz zu überlegen, bevor er sich mir zuwendet.
    „Sam, ich möchte nicht, dass du denkst ich würde dir absichtlich wehtun. Du musst mir vertrauen. Es gibt Dinge, die kann ich dir beim besten Willen nicht sagen. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich sehr mag. Ich möchte mit dir zusammen sein. Das, was du gestern gehört hast, bitte vergiss es, so als wäre nichts gewesen.“
    „Wie soll ich vergessen, was du gesagt hast, wenn ich den Eindruck habe, du manipulierst mich, spielst mit mir und meinen Gefühlen? Und warum habe ich plötzlich das Gefühl, alles war von Anfang an geplant“, platzt es wütend aus mir heraus. Er steht auf und kommt auf mich zu. Vor dem Sofa bleibt er stehen und kniet sich vor mich. Er nimmt meine Hand in seine Hände. Wieder Kribbeln. Er schaut auf unsere Hände und flüstert:
    „Sam, ich kann dir nicht sagen, worum es bei dem Gespräch ging.“ Er sieht mir flehend in die Augen. „Ich bitte dich von ganzem Herzen mir zu vertrauen. Ich werde dich niemals wieder verletzen, ich verspreche es dir. Bitte gib mir die Chance dir zu beweisen, wie viel du mir bedeutest.“ Wir sehen uns tief in die Augen. Die Erkenntnis, dass er offensichtlich genauso für mich empfindet, wie ich für ihn, trifft mich wie ein Schlag. Er hält immer noch meine Hand und sieht mir tief in die Augen. Ich will ihn! Ja, ich will mit ihm zusammen sein! Aber kann ich ihm wirklich vertrauen? Bin ich in der Lage zu vergessen, was ich gestern gehört habe? Alex beugt sich zu mir und nimmt mir mit einem zärtlichen Kuss jegliche Chance mich ihm zu widersetzen. Ich werde ihm vertrauen und bete, dass ich es nie bereuen werde.
     
     
     
     
    Es ist 9:00 Uhr morgens und ich fahre zum Schloss. Ich freue mich darauf, Alexander wiederzusehen. Meine Schulter schmerzt immer noch, ist aber im Vergleich zu gestern deutlich weniger geschwollen und der Arm lässt sich auch schon wieder fast ohne

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