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SAM

SAM

Titel: SAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Caspary
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nichts. Ich entschließe mich, so lange hier zu bleiben, bis er kommt. Ich gehe zum Fenster und sehe hinaus. Dunkelheit. Ich traue mich kaum noch meine Augen zu schließen, vor Angst wieder in diesen schmerzhaften Zustand zu fallen. Ich gehe zurück zum Sofa. Setze mich. Nach wenigen Minuten stehe ich wieder auf. Laufe vor dem Kamin auf und ab. Ich gehe zum Tisch, nehme das Handy. Viertel vor Elf. Immer noch keine Nachricht von Alex. Ich kaue nervös auf meiner Unterlippe. Wieder gehe ich zum Fenster und schaue hinaus.
    Endlich ein Geräusch! Ich drehe mich um. Habe ich mich getäuscht? Ich lausche. Angespannt schaue ich auf die Wohnzimmertür. Da, ganz deutlich, die Schlosstür wird geöffnet. Ich laufe erwartungsvoll hinaus in die Halle und schaue erleichtert zur Eingangstür, die gerade krachend ins Schloss fällt. Ich sehe Alex, wie er nach vorne gebeugt auf die Treppe zustolpert. Ist er betrunken? Ich gehe langsam auf ihn zu. Mein Herz rast. Er steht gekrümmt vor der Treppe, den Kopf nach vorne geneigt. Er hat eine schwarze Lederjacke an und seine Arme sind unter der Jacke um seinen Körper gelegt. Ich stehe jetzt neben ihm. „Alex, was ist los?“, frage ich leise. Er hebt langsam den Kopf, sehr langsam und dreht sich schließlich zu mir. Sein Gesicht ist schmerzverzerrt, er ist leichenblass. Seine Lippen sind zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Aber es sind seine Augen, die mich einen Schritt zurücktreten und erschauern  lassen. Schwarz, wie Kohlen. Kalt. Eiskalt. Schweiß rinnt von seiner Stirn. Er löst seinen linken Arm von seinem Körper und greift zum Geländer. Ich schreie kurz auf, als ich seine blutverschmierte Hand sehe, wie sie sich in das Holz krampft. Er ist verletzt. Er blutet. Sehr sogar. „Oh, mein Gott, was ist passiert?“, entfährt es mir. Ich gehe auf ihn zu, um ihn zu stützen. Sein Körper ist eiskalt.
    „Geh, Sam, bitte geh!“,  presst er mühsam durch seine Lippen hervor.
    „Nein, du brauchst dringend Hilfe, einen Arzt. Ich bleibe bei dir.“
    „Keinen Arzt!“ Seine Worte sind stechend.
    „Okay“, sage ich leise und verwirrt über die Strenge in seiner Stimme. „Ich helfe dir. Was soll ich tun?“
    „Nach oben, mein Zimmer!“ Seine Stimme klingt rau und krächzend. Ich lege meinen Arm um seine Hüfte und versuche ihn zu stützen. Langsam erklimmen wir jede einzelne Stufe. Er muss furchtbare Schmerzen haben, denn auf der Hälfte der Treppe scheint er fast das Bewusstsein zu verlieren. Er stöhnt kurz auf und sackt für den Bruchteil einer Sekunde zusammen. Ich habe Angst ihn nicht halten zu können, so dass er die Treppe hinunterfällt und mich mitreißt. Er muss ins Krankenhaus, er braucht dringend einen Arzt, versuche ich ihm noch einmal ins Gewissen zu reden. Aber erneut prallen meine bittenden Worte auf eisige Ablehnung. Schließlich schaffen wir es doch irgendwie die Treppe hinauf und den Gang entlang zu seinem Zimmer. Auf mich gestützt, öffnet er mit der rechten Hand den Raum. Die letzten Meter bis zu seinem Bett wird er immer schwächer und ich spüre bald sein ganzes Gewicht. Ich beiße die Zähne zusammen und schaffe es schließlich ihn zum Bett zu bringen, auf das er sich sogleich mit einem heftigen Stöhnen fallen lässt. Er hat die Augen geschlossen und krümmt sich zur Seite.
    „Alex, hörst du mich, du darfst jetzt nicht das Bewusstsein verlieren, Alex?“ Ich drehe ihn vorsichtig auf den Rücken. Wieder schreie ich kurz auf, als ich auf seinen Körper sehe. Überall ist Blut. Mit zitternden Händen taste ich nach der Nachttischlampe. Als es endlich etwas heller ist, sehe ich, dass er aus verschiedenen Wunden blutet. Ich spüre, wie das Adrenalin in meinen Körper strömt. Handeln! Nicht lange warten, sondern alle Gefühle ausschalten und rational denken und handeln. In meinem Kopf spielen sich die gelernten Abläufe ab. Nie hätte ich im geringsten daran gedacht, dass mir der Erste Hilfe Kurs, den ich an der Uni vor einem Jahr abgeleistet habe jemals so von Nutzen sein könnte.
    „Alex, Alex!“ Ich schreie ihn an, versuche ihn aus seiner Bewusstlosigkeit zu reißen. Seine Augenlider flackern. „Alex, du musst bei mir bleiben, hörst du?  Ich werde dir helfen, du musst mir aber auch helfen. Bitte, Alex, hilf mir!“ Verzweiflung schwingt in meiner Stimme. Schließlich öffnet er langsam seine Augen.
    „Ich werde jetzt deine Jacke ausziehen, das wird schmerzhaft werden, ich muss sehen woher das viele Blut kommt.“ Unter aller Kraftanstrengung

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