SAM
Winston ist Alexander offensichtlich nicht auffindbar und die Stimme des Haushälters klingt besorgt. Schweren Herzens stimme ich zu und fahre gegen Mittag ins Schloss. Die ganze Zufahrt ist vollgeparkt mit Lieferwagen aus London.
Ach ja, die Möbel! Ich zwänge mich mit meinem Käfer an den großen Wagen vorbei und stelle mein Auto im Wald ab. Ich gehe die großen Stufen zum Eingang empor und werde fast von den Möbelpackern über den Haufen gerannt. In der Eingangshalle herrscht das totale Chaos. Überall stehen riesige Kartons und Kisten, Folien und Verpackungsmaterial herum. Ich bahne mir einen Weg und versuche Mr. McFinley oder Winston zu finden. Als ich beide ausfindig gemacht habe, bitte ich sie ins Arbeitszimmer. Da ich die einzige bin, die die gelieferten Möbel kennt und weiß in welche Räume sie gehören, gebe ich beiden Männern entsprechende Anweisungen und wir gehen gemeinsam zu den Fahrern und Möbelpackern und zeigen ihnen in welches Zimmer jeweils welche Stücke zu stellen sind.
Es dauert bis in den Abend hinein, bis alle Lieferwagen wieder die Zufahrt verlassen haben und die anderen Handwerker mit Anweisungen für die nächsten Tage versorgt sind und ebenfalls das Schloss verlassen. Erschöpft, aber auch froh, mal einige Stunden abgelenkt gewesen zu sein von den eigentlichen Problemen, die ich noch zu lösen habe, verlasse ich gegen 21:00 Uhr das Anwesen, um nach Hause zu fahren. Auf der Heimfahrt denke ich natürlich wieder an Alexander. Als ich mit meinem Käfer in die kleine Zufahrt zum Cottage einbiege, sehe ich vor meinem Haus ein schwarzes Motorrad stehen. Die große, in schwarzen Lederklamotten gekleidete Gestalt neben dem Motorrad ist Alexander. Ich überlege kurz, ob es nicht besser wäre umzukehren und davon zu fahren, denn ich weiß nicht, ob ich einer Begegnung mit ihm bereits wieder gewachsen bin. Ich beschließe trotzdem mich ihm zu stellen, parke hinter seinem Motorrad und steige aus. Er bleibt stehen, kommt nicht auf mich zu, hält Abstand. Er sieht müde aus und blass und unter seinen Augen sind dunkle Schatten zu erkennen. Sein Gesicht bleibt ausdruckslos, als er fragt: „Können wir reden?“
Ich nicke ihm zu und gehe an ihm vorbei zur Tür. Nachdem ich aufgeschlossen und das Licht angeschaltet habe, gehen wir hinein und stehen uns sekundenlang etwas unbeholfen in der Mitte des Wohnzimmers gegenüber. Ich wage nicht ihn anzusehen, denn ich fürchte mich davor, in seinem Gesicht etwas zu sehen, das einer endgültigen Entscheidung gleichkommt. Ich spüre wieder dieses Vibrieren der Luft zwischen uns, stärker als jemals zuvor.
„Möchtest du dich setzen?“, unterbreche ich endlich diese belastende Stille. Er geht auf das Sofa zu und nimmt Platz. Langsam gehe ich um das Sofa herum, um mich in Grannys alten Sessel zu setzen. Ich hebe meinen Blick und sehe schließlich in sein Gesicht. Er sitzt mir gegenüber, die Beine angewinkelt, einen Arm auf die Sofalehne gelegt, der andere Arm liegt auf seinem rechten Oberschenkel. Er sieht absolut umwerfend aus in seinem schwarzen Lederoutfit. Seine dunklen Augen sind auf mein Gesicht gerichtet, als er mit leiser Stimme beginnt: „Ich habe viel über dich und mich nachgedacht in den letzten Tagen und Nächten. Ich dachte ich könne die Tür zu dir schließen und die Zeit mit dir hinter mir lassen. Aber ich kann es nicht.“ Er blickt auf seine Hand, als er fortfährt: „Die Ewigkeit ist lang, Samantha, elend lang. Seit du in mein Leben getreten bist, hat sich alles geändert. Es schien alles so leicht mit einem Mal. Du hast mir das Gefühl gegeben ein Mensch zu sein. Du hast mich erlöst von den quälenden Fragen und der Unsicherheit, ob ich jemals in der Lage wäre einem Menschen zu vertrauen und…zu lieben.“ Wieder schaut er mich an. Sein Blick ist bittend, fast flehend.
„Lass es nicht enden, Sam! Ich weiß, dir scheint das Leben mit mir schwierig, gefährlich und kompliziert. Aber letztlich geht es doch nicht darum, ob du eine Sterbliche bist und ich ein Vampir. Es geht um uns! Um unsere Gefühle füreinander, jetzt und hier.“ Er räuspert sich kurz, ehe er fortfährt: „Ich war ein Monster, Sam. Aber ich bin nicht mehr das, was ich einmal war.“ Wieder senkt er den Blick, wagt es nicht mir in die Augen zu sehen. „Ich weiß, es klingt vielleicht anmaßend, aber ich bitte dich von ganzem Herzen, den Mann in mir zu sehen und nicht den Vampir. Den Mann, der sein Leben für dich geben würde, ohne auch nur eine Sekunde zu
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