Samachson, Joseph - CF14 - Invasion der Sverd
Er befand sich allein auf einem kleinen Hügel und bot ein geradezu ideales Ziel. Er stellte grobe, unebenmäßige Drähte aus dem gewonnenen Kupfer her und umwickelte den Baum mehrmals damit, um sicherzugehen, daß der elektrische Strom bei einem Blitzeinschlag auch wirklich in sein Gemisch geleitet werden würde.
Das Gemisch füllte er in eine Aushöhlung mitten im Baum. »Ab nun hängt alles von den Blitzgöttern ab«, sagte er zu Joan. »Und da Kuru mir sagte, daß sie sich schon seit längerer Zeit ruhig verhalten haben, haben wir eine gute Chance, daß sie sich bald wieder melden werden.«
Er merkte, daß Lherr, der noch immer von böser Magie sprach, ihr seltsames Treiben am Baum beobachtet hatte. Curt furchte die Stirn. »Dieser Mann wird uns noch mal viel Ärger machen. Du solltest ihn im Auge behalten, Joan.«
Doch abgesehen von seinem Gemurmel stellte Lherr sich ihnen nicht in den Weg und versuchte auch nicht, ihr Tun zu behindern. Curt fuhr mit seinen Vorbereitungen fort, während er auf den nächsten Blitzsturm wartete.
Eines Nachts kam er dann: Ein Donnergrollen riß Curt aus dem Schlaf. Er sprang auf und sah, wie die Vardri entsetzt und voller Furcht zum Himmel emporstarrten. Kuru und einige andere Stammesälteste wiederholten magische Formeln, mit denen sie die gefürchteten Blitze von sich abhalten wollten.
Nach dem ersten Donnern folgte eine Periode absoluter Stille. Doch der ganze Himmel wurde von grellen, gezackten Blitzen durchzuckt. Eine Lichtaura umspielte den alten, toten Baum, obwohl er bisher noch nicht getroffen worden war.
»Eine Art Elmsfeuer«, murmelte Curt.
Die ganze Luft wirkte wie elektrisch aufgeladen. Dann fiel sanfter Regen. Die Lichtaura verschwand, und einen kurzen Augenblick lang war der Himmel finster. Dann erscholl mit unerwarteter Plötzlichkeit der Donner aufs neue. Ein greller Lichtstrahl fuhr vom Himmel herab und schlug in die Hügelspitze ein. Kuru brach seine magische Beschwörung ab und heulte entsetzt auf.
»Kein Wunder, daß sie Angst haben«, sagte Joan aufgeregt. »Ich fühle mich auch nicht gerade sicher hier.«
»Das liegt nur daran, daß du dich in Varras Körper befindest und ihr ganzes System von Angstreflexen übernommen hast.«
Nun blitzte es immer heftiger am Himmel. Einmal schlug ein Blitz genau zwischen Kuru und Lherr in den Boden ein, und die beiden Männer sprangen entsetzt zur Seite. Dann begannen die Lichtblitze am Himmel weiterzuziehen.
»Dann verfehlen sie den Baum doch noch«, stöhnte Curt. »Jetzt müssen wir erst auf den nächsten …«
Ein ohrenbetäubendes Krachen erstickte seine Worte. Plötzlich erglühte der Kupferdraht am Baum, und sofort darauf stand der ganze Baum selbst in Flammen. Mitten im knackenden Holz begann das Kupfergemisch im Stamm wie eine winzige Sonne zu erglühen.
»Geschafft!« rief Curt aufgeregt. »Wir haben unsere Kernkraft! Der Rest ist ganz einfach. Jetzt kann ich endlich ausreichend Eisen und andere wichtige Metalle schmelzen!«
»Aber wirst du damit ein Raumschiff bauen können?«
»Natürlich kein Schiff wie die Comet, aber ein kleines, einfaches Schiff stellt keine große Schwierigkeit dar. Wenn man erst einmal Atomkraft zur Verfügung hat, dann hält man auch das Geheimnis der Metallverarbeitung in den Händen, Joan.«
*
Schließlich ließ das Donnern nach. Mit besorgtem Ausdruck kam der alte Kuru, dicht gefolgt von Lherr und dem Rest des Stammes, auf sie zu.
»Captain Future«, sagte er. »Deine Magie ist nicht gut.«
»Meine Magie?«
»Die Götter haben zu dicht bei unserem Stamm zugeschlagen. Das ist eine Warnung. Sie verlangen ein Opfer.«
»Das hat doch nichts mit meiner Magie zu tun!«
»Und ob!« unterbrach Lherr zornig das Gespräch. »Es war deine Magie, die Varras Geist verändert und den Donner der Götter in den alten Baum gerufen hat. Sie ist böse und muß ein Ende finden.«
»Meine Magie«, erwiderte Curt wütend, »fängt gerade erst an. Geh, Lherr, und laß uns in Frieden. Wir wollen nicht mehr über Menschenopfer für die Götter reden. Sonst wird dein Geist auf Reisen gehen, so wie Varras Geist gerade die Sterne bereist.«
Lherrs Augen funkelten wütend. »Töten wir diesen Magier, bevor er uns noch alle verhext!« schrie er und rannte mit wirbelnder Keule auf Curt zu.
Curt trat ihm mit einem schnellen Schritt in den Weg und packte den Griff der Keule, bevor sein Gegner sie auf ihn herabschwingen konnte. Einen Sekundenbruchteil lang versuchte Lherr verzweifelt,
Weitere Kostenlose Bücher