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Samarkand Samarkand: Roman (German Edition)

Samarkand Samarkand: Roman (German Edition)

Titel: Samarkand Samarkand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Politycki
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aufgehängt, viele klatschten im Vorbeigehen mit der Hand darauf.
    Am Ende der Gasse tatsächlich das Zelt, in dem Menschen verkauft wurden, wegen des Überangebots angeblich zu Spottpreisen. Daneben das Geschäft mit den Hochzeitsbären, das man ihm gewiesen; kaum hatte Kaufner den Namen erwähnt, den man zu erwähnen hatte, nickte der Verkäufer, winkte einen kleinen Jungen herbei, betuschelte ihn kurz, nickte Kaufner erneut zu.
    Der Junge ging mit ihm durch das Geschäft hindurch in ein weiteres Geschäft, von dort in einen Lagerraum, in dem große Blöcke braunen Zuckers gestapelt waren, durch einen Hof, eine Wohnung und in eine weitere Wohnung hinein. In deren rückwärtigen Räumen das Waffenlager; der Mann, dessen Namen Kaufner wie ein Losungswort hatte fallenlassen, stand schon bereit (falls er’s denn war), gewiß war er vom Bärenhändler angerufen worden. Der kleine Junge durfte seine Hand ergreifen und küssen.
    Die Sammlung, die zum Verkauf stand, war exquisit, der langjährige Waffenkämmerer in Kaufner erfaßte es sofort. Der größte Teil aus den Beständen zentralasiatischer Armeen oder der NATO , vieles von den Russen, sogar Kalaschnikows aus sowjetischer Zeit. Aber auch Berettas und andere Dienstpistolen, israelische Uzis, Panzerfäuste, Granatwerfer, dazu die jeweils passende Munition. Je länger sich Kaufner umsah, desto mehr Männer bevölkerten das Zimmer, in dem er sich gerade aufhielt. Als er den Haufen an G 3 s entdeckte, begleiteten sie ihn bereits ohne weiteren Vorwand.
    Unter den G 3 s, die meisten uralt, nicht mal mit Lochkimme, gab es eines mit verstellbarem Zielfernrohr, 1 , 5 - bis 6 fache Vergrößerung, allerdings eingerostet bei der Maximalvergrößerung. Schon aus nostalgischen Gründen entschied sich Kaufner auf den ersten Blick, er beherrschte die Waffe im Schlaf. Der Händler nahm das Leuchten in seinen Augen zur Kenntnis, griff nach dem Gewehr, lobte es, zog den Verschluß zurück, ließ ihn einrasten und dann wieder zurückschnalzen, ein sattes Geräusch, das Kaufner noch im Traum erkannte. Es lag gut in der Hand, das G 3 , der Blick in den Lauf zeigte klare saubere Züge, vor allem war es mittels Zielfernrohr – und das wußte Kaufner natürlich – werkseitig als ein Exemplar klassifiziert worden, das besonders genau schoß.
    Der Waffenhändler war ein ganz normaler Tadschike: Er spuckte oft aus und war sehr neugierig. Gern hätte er herausgefunden, wofür Kaufner ausgerechnet ein solch teures Stück brauche, ob er Heroinschmuggler sei? Die hätten ja immer die besten Waffen. Statt eine Antwort zu geben, zeigte Kaufner auf den einzigen Mangel des teuren Stücks, das eingerostete Zielfernrohr. Umgehend nannte der Händler seinen Preis. Die anderen lauschten im Halbkreis, wie sich das Gespräch entwickeln würde, sie jammerten, lachten, schimpften, drohten, sobald Kaufner sein Gegenangebot gemacht hatte. Sogar der kleine Junge wartete gespannt, wahrscheinlich entschied sich die Höhe seines Trinkgelds erst mit dem erzielten Verkaufspreis.
    Eine Weile ging es zäh hin und her, der Händer rief ein paarmal bei jemandem an, um von Kaufners Geboten zu berichten und sich die Höhe neuer Gegengebote diktieren zu lassen. Er war also nur der Zwischenhändler, der sich seine Kommission erarbeiten wollte, umlagert von anderen Zwischenhändlern, die auf ihn aufpaßten und mit ihm gemeinsam zum Besitzer der Ware gehen würden, damit jeder seinen rechtmäßigen Anteil bekam.
    Plötzlich hatte Kaufner eine Idee und gönnte sich das Vergnügen, kniete am Rand des Teppichs ab und zerlegte das Gewehr auf Zeit, am Ende hob er den Schlagbolzen empor, wie’s ihm eingedrillt worden, nachdem er bei der Bundeswehr angefangen, und ohne sich auch nur eine Sekunde Verschnaufpause zu gönnen, baute er alles wieder zusammen. Die Vorführung verfehlte ihre Wirkung nicht, die Männer umlagerten ihn dicht gedrängt, der Preis fiel. Kaufner mußte das Ganze zweimal wiederholen, er wurde dabei stets schneller, die Männer feuerten ihn an.
    Der Händler telephonierte, gewährte einen allerletzten Preisnachlaß. Kaufner behauptete, er habe bereits Kopfweh vom Feilschen, stellte das G 3 ins Eck, ging hinaus, blickte sich nicht um. Erst vor dem Zelt mit den Menschenhändlern wurde er von jemandem angesprochen, den er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte: Kaufner solle zurückkommen, der Preis gehe in Ordnung.
    Allerdings schlug der Händler bei den Magazinen und Patronen alles wieder auf, was er beim Gewehr

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