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Sams im Glück

Sams im Glück

Titel: Sams im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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wohl einen Kurzschluss verursacht. Keine Angst, Betty, ich hole eine Kerze!«
    Dann saßen sie alle beim trüben Schein einer Kerze am Tisch.
    »Jetzt bin ich endgültig ein Hans im Glück«, sagte Herr Taschenbier.
    »Wieso im Glück?«, fragte Betty.
    »Kennst du nicht das Märchen?«, fragte er. »Hans hat erst einen Klumpen Gold, dann nur noch eine Kuh, und am Ende hat er gar nichts mehr. Ich hatte eine Anstellung in der Schirmfabrik und ein festes Gehalt, ein trockenes Haus mit Dach, eine Maschine, die lief, wir hatten elektrischen Strom. Und vor allen Dingen: Wir hatten ein Sams. Jetzt habe ich nichts mehr. Es gibt allerdings einen großen Unterschied zwischen dem Märchen-Hans und mir.«
    »Welchen denn?«, fragte Betty.

    »Der Märchen-Hans sitzt ohne alles da, ist völlig zufrieden und ruft: ›So glücklich wie ich ist kein Mensch unter der Sonne.‹«
    »Und du?«, fragte Betty.
    »Ich würde am liebsten rufen: So unglücklich wie ich ist kein Mensch unter der Sonne!«, sagte Herr Taschenbier.
    »Nimm’s nicht so schwer, Opa«, sagte Betty und umarmte ihn. »Es wird bestimmt wieder besser.«

Einmal Samswelt und zurück
    Das Sams stand in der Samswelt vor dem Übersams. Das saß wie üblich auf dem dicken Sams-Regel-Buch, hatte die Beine übereinandergeschlagen und betrachtete das Sams mit einem breiten Grinsen.
    »Oh, Taschenbiers Sams ist wieder mal da«, sagte es. »Ich kann mir schon denken, weshalb du gekimm-gekamm-gekommen bist.«
    Alle Samse in der Runde nickten.
    »So, kannst du«, sagte das Sams. »Dann sag mir doch: Was muss man tun, damit ein Mensch nicht zum Sams wird?«
    Das Übersams lachte. Die meisten anderen Samse lachten mit. Nur das Mini-Sams wollte erst von den anderen Samsen etwas wissen.
    »Ich hätte da mal eine Frage«, sagte es. »Warum lacht das Übersams so laut?«
    Das Übersams sagte: »Weil unser Sams so dumm ist. Die Antwort ist doch ganz einfach: Es muss weg von dem Menschen. Es muss ihn verlussen, verlossen, verlassen. Es muss zurück in die Samswelt. Ist das Sams bei Samsen, bleibt sein Mensch ein Mensch. Ist das Sams beim Menschen, wird der Mensch ein Sams.«
    »Ich verstehe«, sagte das Mini-Sams.
    Das Übersams wandte sich an das Sams, tippte ihm mit seinem langen Zeigefinger an die Brust und sagte: »Du hast wohl nie zugehört, wenn ich die Samsregeln aus dem Buch vorgelesen habe? Bleib hier, dann bleibt dein Papa Taschenbier ein Mensch.«
    Das Sams schüttelte den Kopf.
    Das Mini-Sams sagte zum Sams: »Ich hätte da mal eine Frage: Warum willst du denn unbedingt zu deinem Taschenbier?«
    Das Sams antwortete trotzig: »Weil er mein Papa ist!«
    Über so viel Widerspenstigkeit konnte das Übersams nur den Kopf schütteln. »Du hast die Wahl!«
    Das Sams überlegte. Dann lächelte es plötzlich in sich hinein.
    »Was ist?«, fragte das Übersams. »Was gibt’s zu grunsen, gransen, grinsen?«
    »Ich bleibe hier«, antwortete das Sams.
    Alle Samse klatschten Beifall.
    In der Samswelt schläft man nicht in Betten. Der Boden dort ist so wolkenweich, dass sich Samse, wenn sie müde sind, einfach fallen lassen und einschlafen.

    Gegen Abend kippte auch das Sams einfach um und schloss die Augen. Es schlief aber nicht. Es wartete.
    Als es nach einer Weile ganz sicher war, dass alle Samse schliefen, stand es leise auf und ging zum Übersams. Das schlief auch, auf dem Sams-Regel-Buch.
    Unendlich langsam und vorsichtig zog das Sams das Regel-Buch unter dem Übersams hervor. Das Übersams schnarchte unbeeindruckt weiter.
    »Schnarch nur schön, Übersams«, murmelte das Sams. »Oder, wie du sagen würdest: Schnirch, schnurch, schnarch weiter!«
    Mit dem dicken Regel-Buch unter dem Arm rief es halblaut: »Trofos! Ich will in die Menschenwelt! Trofos!«, und war im selben Augenblick aus der Samswelt verschwunden.
    Betty durfte in dieser Nacht im Schlafzimmer von Herrn und Frau Taschenbier übernachten. In Bettys Zimmer hatte es heftig von der Decke getropft. Deswegen hatte Frau Taschenbier eine Matratze für Betty neben das Doppelbett auf den Boden gelegt.
    Mitten in der Nacht wurden alle drei gleichzeitig wach, weil es im Treppenhaus heftig polterte.
    »Hast du es auch gehört, Bruno?«, fragte Frau Taschenbier leise. »Was war das?«
    »Ich weiß auch nicht«, sagte Herr Taschenbier. »Jemand scheint im Haus zu sein.«
    »Ein Einbrecher!«, flüsterte Betty und verkroch sich vorsichtshalber unter ihrer Bettdecke.
    »Wie sollte der hereinkommen? Die Haustür ist abgeschlossen«,

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