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Sams im Glück

Sams im Glück

Titel: Sams im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Maar
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Er starrte den Scheich an, schüttelte ungläubig den Kopf, ging auf ihn zu und nahm ihm die Sonnenbrille ab.

    »Anton?«, fragte er, ging dann zur Frau des Scheichs und lüftete deren Schleier.
    »Annemarie! Anton! Wie seht ihr denn aus? Was soll diese alberne Verkleidung? Spielt ihr Karneval oder was?«, rief er.
    Herr Mon zog sich verlegen das weiße Gewand über den Kopf, blieb dabei an dem Tuch hängen, das die Maschine halb verdeckt hatte, und riss es so zu Boden. Nun war zu sehen, dass der ganze obere Teil der Maschine fehlte.
    Auch seine Frau befreite sich aus ihren arabischen Gewändern und stand betreten neben ihrem Mann.
    »Darf ich vorstellen: Herr und Frau Mon, meine Nachbarn«, sagte Herr Taschenbier.
    Frau Mon ging mit ausgestreckter Hand auf Herrn Oberstein zu. Der beachtete sie nicht.
    »Taschenbier!«, rief er zornig. »Taschenbier, das werde ich Ihnen nie verzeihen! Das war Betrug! Arglistige Täuschung! Ich habe kein Interesse mehr an dieser lächerlichen Maschinenruine. Die dürfen Sie gerne beim nächsten Sperrmüll vor die Tür stellen.«
    Als Herr Oberstein die Treppe hinabstürmte, kam Frau Taschenbier gerade ins Haus. Sie war wegen des Lochs im Dach bei einem Dachdecker gewesen. Aber der hatte ihr gesagt, dass er frühestens Ende der Woche Zeit habe, zu kommen und das Dach zu reparieren.
    Herr Oberstein blieb vor ihr stehen und rief: »Ihren Mann habe ich gerade entlassen! Fristlos! Er soll sich nie mehr in der Firma blicken lassen, sonst lasse ich ihn vom Hausmeister hinauswerfen, den Betrüger. Wollte mich mithilfe seiner kriminellen Freunde um sechzigtausend Dollar prellen, dieser Schwindler!«
    Ehe sie etwas fragen konnte, war er schon türeknallend aus dem Haus gerannt.
    Herr Taschenbier kam mit Herrn und Frau Mon sehr, sehr langsam die Treppe herunter. Herr Mon trug immer noch einen Turban und hatte sein weißes Gewand über dem Arm.
    »Bruno, was war denn?«, fragte sie. »Anton, Annemarie, warum habt ihr euch verkleidet? Warum ist Herr Oberstein derart böse?«
    »Er hat entdeckt, dass die Maschine kaputt ist«, sagte Herr Taschenbier. »Warum Anton und Annemarie sich allerdings verkleidet haben, verraten sie mir nicht.«
    »Im Grunde weiß ich es selber nicht«, sagte Frau Mon. »Es war so ein starker Drang.«
    »Ein ganz starker Wunsch«, ergänzte Herr Mon.
    »Ich hatte plötzlich so große Lust, mich zu verschleiern«, sagte Frau Mon. »Das verstehst du doch, Mara? Oder nicht?«
    Frau Taschenbier schüttelte den Kopf.
    »Wollen wir nach Hause gehen, Täubchen?«, fragte Herr Mon. »Ja, das wollen wir. Ganz schnell.«
    Das taten sie dann auch.
    »Betty ist im Garten mit ihrem Schaf. Aber wo ist eigentlich das Sams?«, fragte Frau Taschenbier eine Weile später, als sie und ihr Mann sich ein wenig von ihrem Schock erholt hatten. »Hier unten ist es nicht. Ich dachte, es sei bei dir oben im Erfinderzimmer?«
    »Nein, da war es nicht«, sagte Herr Taschenbier. »Es wird doch nicht wieder mal spurlos verschwunden sein, ohne sich zu verabschieden?«
    »So was macht das Sams doch nicht!«, sagte Frau Taschenbier.
    »Es wäre nicht das erste Mal«, antwortete Herr Taschenbier. »Vielleicht war ihm das Chaos hier einfach zu groß?«
    »Das sagst du so dahin?«, rief Frau Taschenbier. »Das Sams hat fünfzehn Jahre bei uns gewohnt. Es war fast so was wie unser Kind. Und du sagst einfach: Vielleicht ist es weg?!«
    »So war das doch nicht gemeint!«, sagte Herr Taschenbier. »Natürlich hoffe ich, dass unser Sams nicht für immer weg ist. Vielleicht ist es nur spazieren gegangen.«
    »Das wäre das erste Mal, dass das Sams spazieren geht«, sagte sie.
    Wie um das Unglück noch größer zu machen, bezog sich der Himmel mit dunklen Wolken, und es fing an, heftig zu regnen. Es war ein richtiger Wolkenbruch. Es nützte wenig, dass Herr Taschenbier, seine Frau und Betty Berge von Handtüchern auf dem Boden des Erfinderzimmers ausbreiteten. Das Wasser schoss durch das Loch im Dach und lief wie ein Sturzbach die Treppe hinunter. Es war einfach nicht zu stoppen.
    Später am Abend hörte der Regen auf. Aber das Haus war inzwischen so nass, dass im Esszimmer das Wasser von der Decke tropfte.
    Herr Taschenbier, seine Frau und Betty saßen mit aufgespannten Regenschirmen um den Abendbrottisch. Alle waren verstört und aßen kaum. Dann ging auch noch das Licht aus, und die drei saßen im Dunkeln.
    »Was ist denn jetzt los?«, rief Betty.
    »Ein Kurzschluss«, sagte Herr Taschenbier. »Das Wasser hat

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