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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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werden.
    Ihr war zu Mute, als schwebe ein unsichtbarer Strudel von Gefühlen drückend und schwer über ihr. Nichts hatte sie je so berührt wie dies - weder der Weggang von Blythe Manor, noch die Pflichten, die sie hier hatte, noch der gesellschaftliche Abstieg. Und die Ursache dafür war - natürlich -
    der Marquis. Er hatte diesen Aufruhr in ihr angerichtet, ebenso wie bei ihrer Mutter. War diese Einladung seine Art, seine vorherige kränkende Bemerkung wieder gutzumachen?
    »Stephanie«, sagte Lady Blythe entschlossen, »ich werde nicht zulassen, dass du dir diese Gelegenheit entgehen lässt.

    Wer weiß denn, wann oder ob überhaupt je wieder ein Gentleman wie dieser deinen Weg kreuzen wird! Du musst versuchen, sein Herz zu erobern. Deine Heirat mit einem reichen Mann ist unsere einzige Chance, hier herauszukommen.
    Diese Art zu leben war Carolines Entscheidung und nicht meine und deine. Warum also sollten wir so leben müssen wie sie?«
    Eine Welle von Schuldbewusstsein drohte Stephanie zu ersticken. Sie konnte nicht tun, was ihre Mutter von ihr wünschte. Tante Caroline und Onkel George brauchten ihre Hilfe. Und außer dem Marquis, dessen Mündel und Lady Blythe waren auch noch Rose, die Stallburschen, Betsy und die Dienerschaft Seiner Lordschaft zu versorgen.
    Sie breitete eine hübsche Decke auf dem Tisch aus und begann, ihn zu decken. Sie stellte die Teller hin, einen für den Marquis, einen für Lady Eugenia und einen für ihre Mutter. Lady Blythe sah schweigend zu, während Stephanie die Servietten auflegte und das Silberbesteck und die Trink-kelche arrangierte. Sie konnte ihre Mutter kaum ansehen.
    »Mama«, sagte sie ruhig, als sie fertig war, »ich werde über das, was du gesagt hast, nachdenken. Aber heute Abend ...
    heute Abend ist es ganz und gar ausgeschlossen.«
    David war überrascht, nur Lady Blythe im Salon anzutreffen und den Tisch lediglich für drei Personen gedeckt zu sehen.
    Vielleicht hatten ja die Blythes seine Einladung angenommen, und niemand hatte bedacht, dass Eugenia mit den Erwachsenen essen würde. Genau genommen hatte er ge-wünscht, sie würde in ihrem Zimmer bleiben und dort essen. Sicherlich hätte sie bei dieser Gelegenheit auch kleine Häppchen an die Katze verfüttert. Doch als er das Kinderzimmer betreten hatte, war Eugenia bereits für das Abendessen umgezogen gewesen, und Lady Blythes Zofe hatte völlig entnervt ausgesehen. David hatte nicht die Unverfrorenheit gehabt, die Zofe darum zu bitten, bei dem Kind zu bleiben.
    Eugenia musste einen Wutanfall gehabt haben. Die wenigen Kleidungsstücke, die sie in der Reisekutsche mitgebracht hatten, lagen im ganzen Zimmer verstreut. Die Tages-decke war vom Bett gerissen worden und lag unordentlich zusammengeknüllt am Boden. Die Waschschüssel und der Krug waren in Stücke zerbrochen, und überall war Wasser verspritzt. Jemand würde hier ziemlich zu tun haben, alles wieder in Ordnung zu bringen.
    David dachte an Miss Blythes Bemerkung über Dienstboten. Ihnen unnötige zusätzliche Arbeit aufzubürden war nicht fair. Aber was sollte er tun? Wenn er ehrlich war, so sah er in Eugenia eine ungezogene Göre, die niemand in den Griff bekam. Das war eine beklagenswerte Tatsache.
    Mit einem entschuldigenden Blick auf Lady Blythes Zofe hatte er ihr Eugenia abgenommen. Das Kind hatte darauf beharrt, Fluffy mitzunehmen. Dem Marquis gefiel der Gedanke an eine Katze im Speisezimmer ganz und gar nicht, aber er wollte keinen weiteren Aufruhr heraufbeschwören.
    Also stand er jetzt hier samt Kind und Katze und hoffte auf das Beste. Und verdammt, wenn Miss Blythe lächelte und plauderte, würde es wahrscheinlich die Anstrengung wert sein.
    Lady Blythe musste bemerkt haben, dass sein Blick den Tisch überflogen hatte. »Heute Abend werden es nur Ihr, La-dy Eugenia und meine Person sein, Mylord. Die anderen lassen sich entschuldigen. Es scheint, dass sie zurzeit recht knapp an Personal sind.«
    »Ich verstehe.« Lady Blythe sah so bedrückt aus, dass David hinzufügte: »Ich werde Eure Gesellschaft sehr genießen.«
    »Danke, Mylord.« Sie seufzte. »Meine arme Tochter! Sie war ganz besonders enttäuscht. Aber sie ist eine so außeror-dentlich verantwortungsvolle junge Dame, dass sie bereit ist, ihr Wohlergehen dem der anderen zu opfern. Oh, welch Abgrund, in den wir hinabgesunken sind.«
    »Was für ein Abgrund?«, fragte Eugenia und warf den Kopf in den Nacken.
    »Ohne finanzielle Mittel zu sein, liebes Kind, und gezwungen, an einem solchen Ort

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