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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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Mutter.
    »Ein anderes Mal, danke«, wehrte Stephanie freundlich ab und verließ den Salon.
    Lady Blythe und David unterhielten sich über Belanglo-ses, während sie sich dem hervorragenden Essen widmeten.
    Wenn die Auswahl auch nicht groß war, so wusste David nicht, wann er je etwas Schmackhafteres genossen hatte. Allein das Rindfleisch würde seinen teuren Londoner Koch beschämen. Ihm fiel auf, dass auch Eugenia tüchtig zugriff, obwohl sie sich bisher immer sehr wählerisch gezeigt hatte, was ihren Appetit anging. Dafür hatte sie damit begonnen, winzige Häppchen an die Katze zu verfüttern, die ihren Platz vor dem Kamin verlassen hatte und zu dem Kind gegangen war. Da er einen Wutanfall seines Mündels fürchtete, gab David vor, es nicht zu bemerken.
    Unglücklicherweise tat Miss Blythe es. Sie betrat das Zimmer, um die Speisenden nach ihren Wünschen zu fragen, und erspähte, dass Eugenia der Katze einen kleinen Bissen Rindfleisch zuwarf. »Nein, Lady Eugenia! Füttert Fluffy nicht vom Tisch!«
    Eugenia zuckte zusammen. Ihr Gesicht überzog sich mit Zorn. Sie streckte Miss Blythe die Zunge heraus und gab Fluffy ein weiteres Stück.

    »Ich sagte Nein«, wiederholte Miss Blythe, und ihre grü-
    nen Augen blitzten.
    »Stephanie, gewiss ...«, begann Lady Blythe.
    »Mutter, du weißt, was das zur Folge hat. Bisher hast du nicht einmal gestattet, dass Fluffy sich im Speisezimmer aufhält!«
    »Ja, ich weiß, welche Folgen das hat, und du solltest das auch wissen«, erwiderte ihre Mutter warnend.
    Davids Wangen röteten sich. Lady Blythe sprach nicht von den schlechten Gewohnheiten, die die Katze sich dadurch angewöhnte. Vielmehr spielte sie auf Eugenias schlechtes Benehmen an.
    »Eugenia«, wies er sein Mündel an, »wenn du mit Fluffy spielen willst, wirst du dich an die Regeln halten müssen.«
    Voller Trotz warf das Kind einen weiteren Fleischbrocken auf den Boden.
    Ehe die Katze ihn vertilgen konnte, stürzte Miss Blythe vor und nahm Fluffy auf den Arm. »Ich habe Euch gewarnt, Lady Eugenia. Ich werde sie jetzt mit hinausnehmen.«
    Eugenia kreischte schrill.
    »Seid still!«, befahl Miss Blythe. »Regeln müssen befolgt werden. Ganz egal, wie wütend Ihr auch werdet, Ihr werdet mich nicht umstimmen. Ihr werdet Euch nur müde schreien und einen rauen Hals bekommen.«
    »Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe! Du bist nur eine Magd!«
    »Vielleicht bin ich das, aber ich bin auch die Besitzerin der Katze.«
    »Mein Onkel ist ein Marquis!«
    »Oh, dessen bin ich mir bewusst.« Miss Blythe nickte gelassen. »Aber noch schützen Englands Gerichte rechtmäßigen Besitz, ganz egal, welchen gesellschaftlichen Rang der Besitzer bekleidet.«
    »Onkel David, lässt du zu, dass sie mich so behandelt?«, schrie Eugenia und trommelte mit den Fäusten auf den Tisch.
    David reckte das Kinn vor. Ihm war kein Wort des Schlagabtausches entgangen. Miss Blythe hatte eben gerade dieser Tyrannin in Kindergestalt Paroli geboten und den Sieg da-vongetragen! Ihre entschlossene Strenge gab ihm Hoffnung.
    Vielleicht würde man sein Mündel doch noch in den Griff bekommen können.
    »Ja, Eugenia, ich glaube, das werde ich«, erwiderte er mit einer Ruhe, die er nicht empfand. »Miss Blythe hat in dieser Angelegenheit Recht, weißt du.«
    Aufgebracht fuhr das kleine Mädchen zu Lady Blythe herum. »Ihr seid ihre Mutter! Sagt ihr, sie soll Fluffy zurückge-ben!«
    Die Lady zuckte zusammen. »O nein, Kind, das kann ich nicht.«
    »Onkel David!«, kreischte Eugenia.
    David nahm an der Tür eine Bewegung war und schaute hinüber. Dort standen der Wirt und dessen Frau sowie alle Dienstboten versammelt, aufgeregt und außer Atem, als wä-
    ren sie alle zu diesem Schauspiel herbeigerannt gekommen, als sie die lauten Stimmen gehört hatten. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass du den Tisch verlässt, Eugenia. Du wirst dich still an den Kamin sitzen und warten, bis ich mit dem Essen fertig bin. Mein Gott, du hast uns allen ein abscheuliches Spektakel geliefert.«

    Als sie die Blicke aller Erwachsenen auf sich gerichtet sah, gab Eugenia klein bei. Eine Träne glitt über ihre Wange.
    Jeder blieb wie erstarrt an seinem Platz, bis Miss Blythe die Katze auf den Boden setzte und vortrat. Sie kniete sich neben Eugenia, legte den Arm um sie und drückte den Kopf des Kindes an ihre Schulter. »Es wird alles wieder gut, Lady Eugenia. Großwerden ist schwer. Mir ist es selbst so ergangen vor gar nicht so langer Zeit.«
    »Könnt Ihr machen, dass

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