Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
Vom Netzwerk:
herumtrödeln. Verzweifelt hoffte sie darauf, dass Lord Donnington schon bedient worden wäre, als sie auf den Gang hinaustrat.
    »Miss Stephanie!« Rose verließ Lady Blythes Zimmer und winkte ihr.
    Folgsam ging Stephanie den Gang hinunter. »Ich kann mich nicht lange aufhalten. Ich habe schon verschlafen.«
    »Mylady ist krank, Miss Stephanie.«
    Sie glaubte, ihr würde das Herz bis zu den Zehen sinken.
    »O nein. Was fehlt ihr denn?«
    »Ich glaube nicht, dass es etwas Ernstes ist. Ihr ist elend.
    Lady Blythe hat Schnupfen und einen scheußlich schlimmen Hals.« Rose trat wieder in das Zimmer zurück.
    Stephanie folgte ihr niedergeschlagen. Sie hatte gehofft, ihre Mutter und Rose hätten heute für Lady Eugenias Wohl Sorge tragen können. Wegen dieser Sache war das jetzt gewiss nicht mehr möglich. Nun, dann würde Lord Donnington sich selbst um sein Mündel kümmern müssen. Schließ-
    lich war das Personal des Gasthauses nicht dazu da, Kindermädchen zu spielen. Immerhin unterstand das kleine Mädchen seiner Obhut.

    »Meine liebe Stephanie«, krächzte Lady Blythe und streckte ihrer Tochter die makellos manikürte Hand entgegen, »ich bin eine solche Last.«
    »Nein, Mama, niemals. Du bist nur ein wenig unpässlich.« Stephanie setzte sich auf die Bettkante und ergriff die Hand ihrer Mutter. Sie konnte nicht umhin, den Unterschied zwischen ihren Händen zu bemerken. Die Fingernä-
    gel ihrer Mutter waren lang und wohl geformt, ihre hingegen von der Arbeit in Mitleidenschaft gezogen und abgebrochen.
    Kein Mann würde eine solche Hand wie die ihre halten wollen.
    »Du meine Güte, Mädchen«, stieß ihre Mutter aus, die den Unterschied auch sah. »Deine Hand! Sie ist so rau und schwielig!«
    »Mach dir darüber keine Gedanken, Mama. Konzentriere dich darauf, wieder gesund zu werden. Was möchtest du zum Frühstück haben?«
    »Nichts.«
    »Du musst etwas essen, um wieder zu Kräften zu kommen«, mahnte Stephanie.
    »Nun, also dann etwas Toast und Gelee. Und eine Tasse heißen Tee mit Honig.«
    »Sehr gut.« Stephanie erhob sich. »Ich werde so schnell wie möglich zurück sein.«
    »Ich werde hinunterkommen, um das Tablett zu holen«, erbot sich Rose.
    »Wir werden auch für dich einen Teller fertig machen.«
    »Danke, Miss Stephanie.« Die Zofe folgte ihr auf den Gang hinaus. »Miss, ich bezweifle, dass ich heute eine sehr große Hilfe bei der jungen Lady sein werde.«

    »Das weiß ich doch. Mutter ist immer so hilflos, wenn sie unpässlich ist.«
    Rose ließ den Kopf hängen. »Es tut mir Leid.«
    »Das ist schon in Ordnung. Wir werden es schon irgendwie schaffen.«
    »Es ist zu dumm, dass Eure Tante die beiden Mägde nach Hause geschickt hat.«
    Stephanie zuckte die Schultern. »Es schien zu der Zeit das Beste zu sein. Wie hätten wir das ahnen können?«
    »Ja, Miss.« Rose kehrte ins Krankenzimmer zurück.
    Armer Lord Donnington, dachte Stephanie, während sie die Treppen hinunterging. Er würde sich heute selbst um sein Mündel kümmern müssen. Fluffy würde vielleicht als Ablenkung ein wenig helfen, aber wie lange würde das vor-halten? Kinder wechselten rasch von einer Beschäftigung zur nächsten. Heute Abend würde der Marquis völlig erschöpft und Eugenia ganz und gar außer Kontrolle sein. Sie beschloss, Fluffy während der Mahlzeiten zu verstecken. Diese Maßnahme würde zumindest die Möglichkeit weiterer Sze-nen beim Essen verringern. Solange Lord Donnington seine Nichte hütete, würden die Mahlzeiten ohnehin sein einziges Vergnügen sein. Deshalb würde sie dafür sorgen, dass er etwas wirklich Köstliches serviert bekam.
    Als Stephanie die Schankstube durchquerte, sah sie, dass die Dienstboten des Marquis schon dabei waren, ihr Frühstück herunterzuschlingen. Ihr schlechtes Gewissen wurde noch größer. Oh, warum war sie nur wieder ins Bett gegangen? Sie beschleunigte ihre Schritte, fast lief sie den Gang zur Küche hinunter. Onkel George und Tante Caroline saßen an dem zerkratzten Eichentisch, während Betsy am Herd stand und in einer langstieligen Pfanne Speck briet.
    »Es tut mir so Leid! Ich habe verschlafen«, gab Stephanie bekümmert zu.
    Tante Caroline kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, du hättest im Bett bleiben sollen. Du siehst noch immer recht müde aus, mein Liebes.«
    »Sie packt sehr hart mit an, obwohl sie die Arbeit nicht gewohnt gewesen ist«, warf Onkel George ein. »Ich will nicht, dass du wie eine Sklavin schuftest, Steffy.«
    Da sie sah, dass die beiden ihr nicht

Weitere Kostenlose Bücher