Samtpfoten im Schnee
die Leute weggehen?«, schluchzte das kleine Mädchen.
David hatte die Worte verstanden und machte allen das Zeichen, sie allein zu lassen.
»Sie sind jetzt fort«, sagte Stephanie, trocknete Eugenias Augen mit einer Serviette und hielt sie ihr dann an die Nase.
Das Mädchen schnäuzte sich laut.
»Besser jetzt?«, fragte Miss Blythe.
Das Kind nickte.
»Gut! Jetzt, da alles gut ist, wird Euer Onkel sich erwei-chen lassen und Euch erlauben, am Tisch sitzen zu bleiben, um etwas von dem wunderbaren Dessert zu essen, das wir zubereitet haben.« Sie schaute zu David auf.
»Ja«, stimmte er zu und verlor sich in ihren wunderschö-
nen Augen.
»Darf Fluffy bleiben, bitte?«, bat Eugenia.
»Wenn Ihr sie nicht füttert.«
»Ich verspreche es.«
»Also gut.« Miss Blythe erhob sich. »Wenn alle fertig sind, werde ich den Tisch abräumen.«
Alle nickten.
»Das Essen war mehr als ausgezeichnet«, lobte David Stephanie. »Aber noch mehr als das weiß ich Euer Eingreifen zu schätzen.«
Sie errötete. »Oh, das war nicht der Rede wert.«
»Nichtsdestotrotz...« Sein Blick hielt ihren fest. Er erkannte, dass er nichts mehr sagen musste. Sie verstand auch ohne Worte.
»Onkel David, warum siehst du Miss Blythe so an?«, fragte Eugenia.
Seine Wangen brannten. Miss Blythe errötete noch heftiger und begann rasch die benutzten Teller und Bestecke abzuräumen. David wusste nicht, was er seinem Mündel antworten sollte.
Lady Blythe kam ihm zu Hilfe. »Kind, Euer Onkel hat nur den Gesprächsfaden verloren.«
»Er hat so komisch ausgesehen.«
Lady Blythe überhörte es. »O Stephanie, verrate uns, was es als Dessert gibt. Ich bin so neugierig. Ich liebe Süßes über alles!«
Stephanie richtete sich im Bett auf und blinzelte in das düstere Morgenlicht. Es war Zeit zum Aufstehen, und sie fühlte sich noch müde. Sie wünschte sich zutiefst, sich auf die andere Seite drehen und noch ein wenig weiterschlafen zu können, aber im Zimmer war es empfindlich kalt geworden.
Im Kamin glühten nur noch ein paar Kohlen. Sie verließ den warmen Kokon ihres Bettes und ging über den eiskalten Boden zum Kamin, um das Feuer anzufachen. Dann trat sie ans Fenster und zog die Gardinen zurück. Es schneite noch immer! Sicherlich würde keiner der Gäste heute sehr früh aufstehen. Es gab also nichts zu tun. Sie traf kurz entschlossen eine Entscheidung und huschte zurück ins Bett, um sich unter die warmen Decken zu kuscheln.
Im Kopf war sie hellwach, aber körperlich fühlte sie sich müde. Und das, obwohl sie ausreichend Schlaf bekommen hatte. Onkel George hatte sie, ihre Mutter und Tante Caroline nach oben geschickt, während er unten geblieben war, um sich Lord Donningtons und dessen Dienstboten anzunehmen. Und Rose hatte sich, außer um ihre Herrin, auch um Lady Eugenia gekümmert.
Fluffy sprang auf das Bett, schlüpfte unter die Decken und schmiegte sich gegen die Schulter ihrer Herrin. »Ich hoffe, du bist Lady Eugenia noch nicht leid geworden«, murmelte Stephanie. »Es scheint, dass du ihre einzige Freude bist. Aber das Essen muss ihr auch geschmeckt haben, denn sie hat beim Abendessen tüchtig zugelangt.«
Fluffy begann laut zu schnurren.
»Ja, du weißt, dass du etwas Besonderes bist, nicht wahr?«
Stephanie schloss die Augen. Nur ein paar Minuten, vielleicht eine halbe Stunde, dann würde sie aufstehen. Sie sank in einen leichten Schlummer.
Als sie wieder aufwachte, hörte sie die leisen Morgengeräusche im Gasthaus. Sie sprang aus dem Bett, brachte ihre morgendliche Toilette hinter sich und kleidete sich an. Da die beiden Mägde heimgeschickt worden waren, war Stephanies Waschwasser eiskalt. Das bedeutete, dass sie den Gästen heißes Wasser würde bringen müssen und die Feuer anzufachen hatte - Aufgaben, die sonst den Mägden oblagen.
Rose würde sich um ihre Mutter kümmern, aber was war mit dem Marquis und dessen Mündel? Stephanie pochte das Herz bis zum Hals. Hoffentlich hatten Tante Caroline oder Onkel George die Arbeit der Mägde inzwischen getan. Sie könnte es einfach nicht. Was, wenn Lord Donnington noch im Bett lag? Oder nur mit einem Morgenmantel bekleidet war? Oje! Vielleicht sollte sie noch ein bisschen länger in ihrem Zimmer bleiben.
Sie ließ sich ein wenig mehr Zeit als sonst für ihr Haar, bürstete es, bis es glänzte, und schlang es zu einem schlichten Knoten. Nachdem sie fertig war, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Onkel George und Tante Caroline brauchten sie.
Sie durfte nicht länger
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