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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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die Schuldige hielt.
    Doch dann war Stephen geboren worden. Zunächst hatte Kenwick das Kind ignoriert, hatte keinerlei Stolz über diesen Beweis seiner Männlichkeit gezeigt. Erst später, als Stephen älter wurde, begann Kenwick, sein väterliches Interesse an dem kleinen Jungen zu bekunden. Nach einem schrecklichen Sturz zeigte Stephen wenig Begeisterung für das Reiten und noch weniger für die Jagd und das damit verbundene Töten von Tieren. Burton warf seiner Frau vor, Stephen zu einem Muttersöhnchen gemacht zu haben. Im letzten Jahr vor dem schrecklichen Unglück hatte Kenwick immer wieder darauf bestanden, dass der Junge ihn bei seinen Unternehmungen begleitete. Der Bootsausflug war ein weiterer Versuch gewesen, »einen Mann« aus dem Jungen zu machen, der zu jener Zeit kaum sieben Jahre alt gewesen war.
    Die eheliche Glückseligkeit hatte nach der Fehlgeburt angefangen, schal zu werden. Aber nach der Art vieler Ehen der guten Gesellschaft hatten die Ehegatten sich miteinander arrangiert. Meghan erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem sie zu der Gewissheit gelangt war, dass das Interesse ihres Ehemannes an anderen Frauen über harmlo-ses Flirten bei gesellschaftlichen Anlässen weit hinausging.
    Auf einem Ball, einige Monate nach Stephens Geburt, war Meghan Burtons Benehmen leid geworden - und auch die neugierigen Blicke, mit denen man sie bedachte, während man ihre Reaktion darauf abwartete. Sie hatte sich in den hinteren, abgeschieden gelegenen Bereich des L-förmigen Zimmers zurückgezogen, das den Damen diente, um sich darin frisch zu machen, als zwei Frauen den Raum betraten.
    »Die arme Meghan.« An der Stimme und deren unaufrich-tigem Klang erkannte Meghan Lady Ardith Ponsonby, die sich schon als Schulmädchen mit Vorliebe dem Klatsch hin-gegeben hatte.
    Sobald die andere Frau das Wort ergriff, erkannte Meghan Susan Buckley, die einst eine Rivalin um die Aufmerksamkeit Burtons gewesen war. »In der Tat. Du weißt, dass ich diese schlechte Eigenschaft Kenwicks frühzeitig genug erkannt habe. Ich habe nicht gezögert, ihm keine Hoffnungen zu machen, als er anfing, mir den Hof zu machen.«
    Meghan fühlte sich wie in einer Falle und biss die Zähne zusammen. Sie wusste genau, dass Susan dem damaligen Junggesellen Kenwick eine ganze Saison lang recht schamlos nachgelaufen war - bis zur Verkündung seiner Verlobung.
    Offensichtlich wusste Lady Ponsonby das auch. »Nun, es zählt nicht weiter, wann du diese Entdeckung gemacht hast.
    Aber über Kenwicks Affäre mit la belle Beatrice beginnt man allmählich die Augenbrauen hochzuziehen.«
    »Ich vermag nicht zu sehen, warum. Schließlich hat es eine ganze Reihe anderer Frauen gegeben, mit denen er das Bett geteilt hat, seit seine Flitterwochen vorbei sind. Das heißt für ihn vorbei, nicht für Meghan«, sagte Susan.
    »Aber die meisten waren irgendwelche Frauenzimmer vom Covent Garden. La belle hingegen hat einen eifersüchtigen Ehemann.«
    »Nun ... Das könnte dann noch recht interessant werden.«
    Meghan hörte das Rascheln der Röcke und das nichts sagende Geplaudere, als die Damen sich weiterunterhielten.
    Meghan fühlte sich so gedemütigt, dass sie sich tief in ihren Sessel drückte und inständig hoffte, sie würden nicht in diesen Teil des Zimmers kommen. Zu ihrer Erleichterung geschah dies nicht, nichtsdestotrotz blieb sie zitternd zurück, nachdem die beiden wieder gegangen waren. Sie wusste, dass es die Wahrheit gewesen war. All die Anzeichen waren vorhanden gewesen - wenn sie diese denn hätte sehen wollen. Die langen Abwesenheiten ihres Mannes, seine Ausflüchte, der Parfümduft, der seinen Kleidern dann und wann anhaftete.
    Seine übliche - und oft auch der Wahrheit entsprechende
    - Erklärung für seine Abwesenheit war, dass er mit seinen Freunden einer der zahllosen sportlichen Aktivitäten nachging, mit denen sie sich beschäftigten. Der bekannteste unter diesen Freunden war der mächtige, einflussreiche Justin Wingate. Meghan war bewusst, dass Kenwick für diesen Mann eine Art fast schon übertriebener Heldenverehrung hegte, in die sich aber auch ein gewisses Maß an Neid mischte. Und Wingate schien ihn, wie es aussah, ständig zu ermutigen, denn Burton war ständig unterwegs, mal einer Einladung Wingates Folge leistend, mal der eines Freundes Wingates. Eine Verabredung zu einem Rennen. Ein paar Ta-ge im Jagdhaus der Familie Wingate. Ein Abend zum Kartenspielen im Club. Und - später dann - der Segelausflug.

    Verletzt und gekränkt

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