Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
Vom Netzwerk:
bringen. Er hatte wenig Ver-trauenerweckendes an sich.
    »Sehr gut.«
    Mit einer entschlossenen Bewegung wandte Alexander sich wieder der Treppe zu und stieg bis zum ersten Absatz hinauf. Dann ließ er sich von seiner vagen Erinnerung leiten, die ihn bis zur Tür des Schlafgemaches des Hausherrn führte. Er wünschte dringend ein Bad zu nehmen und die Kleider zu wechseln, bevor er wieder mit Mr. Wallace zusam-mentraf. Ihn schauderte. Einen ganzen Monat mit diesem Mann verbringen zu müssen würde ihn ohne Zweifel verrückt werden lassen.
    Alexander stieß die Tür auf und betrat das dämmrige Zimmer, vor dessen Fenstern bereits die Läden geschlossen worden waren. Er ging ein paar Schritte, blieb stehen und beugte sich langsam nach unten.
    Er hatte in seinen achtundzwanzig Lebensjahren bereits viele Dinge gesehen, aber noch nie hatte er ein Zimmer betreten und als Erstes ein höchst entzückendes Hinterteil erblickt, das unter seinem Bett hervorragte. Mit ungläubigem Blick beobachtete er, wie dieses Hinterteil auf eine höchst faszinierende Weise hin und her wackelte. Alexander zog sich leise zurück. Er konnte immerhin mit Entschiedenheit sagen, dass diese kleine Kehrseite zu einer jungen Frau ge-hörte, die jetzt unter dem Bett hervorgekrochen kam und ein schwarzes Fellknäuel im Arm hielt.
    Jetzt richtete sie sich langsam auf. Als sie die dunkle hohe Gestalt bemerkte, stieß sie einen bühnenreifen Schrei aus.
    Sekundenlang konnte Alexander das Mädchen nur sprachlos anstarren. Auf den ersten Blick war nichts bemerkenswerter an ihr als die zerzausten flammend roten Haare, die ihren Kopf wie eine Aureole umgaben. Ihre Augen waren recht schön, wohingegen das Gesicht eher blass wirkte. Und der Umhang, den sie trug, war von einem ganz abscheulichen Grau. Auf den zweiten Blick jedoch entdeckte er Entschlossenheit in den fein geschnittenen Gesichtszügen und eine Spur von Süße in den vollen Lippen.
    Abrupt schüttelte Alexander das Gefühl der Fassungslo-sigkeit von sich ab, als er an die anderen Frauen dachte, die mit ähnlichen Tricks versucht hatten, seine Aufmerksamkeit zu erregen. Die vorgeblich ach so tugendhafte Debütantin, die ihn wie ein erfahrener General in den Hinterhalt gelockt hatte, um ihn zu einer Ehe zu erpressen; die Witwe, die im Dunkel der Nacht in sein Bett gekommen war; die Frau seines besten Freundes, die sich als Diener verkleidet in sein Haus geschlichen hatte.
    Guter Gott, er war gejagt worden, verführt und bestürmt, seit er in das entsprechende Alter gekommen war. Würden die Frauen denn nie aufhören, ihn zu belästigen?
    »Was zum Teufel tut Ihr da?«, fauchte er.

    Sie spielte die von seinem Auftauchen Überraschte und drückte die Kugel aus Fell an ihre Brust. »Ich kam, um Byron zu holen.«
    Alexander blinzelte. Nun, das war auf jeden Fall ein sehr ausgefallener Vorwand. Vermutete sie etwa, dass er die Werke langweiliger Dichter unter seinem Bett verwahrte?
    »Byron?«
    »Mein Kätzchen.«
    Nun gut, was es mit der Fellkugel auf sich hatte, war dem-nach geklärt. Aber Alexander war kein Dummkopf. Die Katze war nichts anderes als ein vorgeschobener Grund für diese Frau, um in sein Haus einzudringen. »Wirklich äußerst überzeugend.«
    Bei seinen spöttischen Worten runzelte sie die Stirn. »Wie bitte?«
    »Glaubt nicht, dass Ihr das erste Mädchen seid, das zu solchen Mitteln greift, um mit mir allein zu sein.« Seine Na-senflügel bebten vor Missfallen. »Obwohl ich zugeben muss, dass bis heute nicht einmal das frechste Flittchen die Unverfrorenheit besessen hat, sich unter meinem Bett zu verstecken.«
    Er glaubte zu hören, dass sie scharf die Luft einsog. »Ihr glaubt, ich wünsche, mit Euch allein zu sein?«
    »Natürlich.«
    »Warum sollte ich mir etwas so Absurdes wünschen?«

Ihre vorgetäuschte Unschuld amüsierte ihn kein bisschen. Sie war eindeutig ein frühreifes Biest, auch wenn sie eine sehr ansehnliche Rückseite aufzuweisen hatte. »Um mich in die Ehe zu locken, warum sonst.«
    »Ehe?«

    Überraschenderweise überzog plötzlich tiefe Röte ihr Gesicht und machte ihre Wangen fleckig. Ihre smaragdgrünen Augen schleuderten Blitze.
    »Nun, ich würde Euch nicht haben wollen, selbst wenn Ihr der König von England wäret.«
    Alexanders Lachen klang spöttisch. »Ich kann nicht sagen, dass ich Euch das ankreide, wenn ich bedenke, welch schlechten Ruf dieser Herr hat. Ich hingegen habe meine fünf Sinne beieinander und befinde mich in der ständigen Gefahr, von

Weitere Kostenlose Bücher