Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
gefährlich.“ Er griff nach seinen Hosen. „Die Tatsache, dass ich das trotz deiner Maske erkennen kann, macht mir etwas Angst.“
Entschlossen unterdrückte sie ihre Nervosität und stand auf. Zunächst versuchte sie, ihre Röcke glatt zu streichen, was ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen war. „Ich brauche den nächsten Hinweis“, teilte sie ihm dann mit und erklärte ihm den Grund.
Er hob die Augenbrauen. „Ist Georgiana so klug?“ Als sie seine Frage mit einem Nicken beantwortete, schüttelte er den Kopf. „Erstaunlich. Ist dir klar, dass du dich wirst auspeitschen lassen müssen, um den Hinweis zu bekommen?“
„Was?“
„Der weibliche Teil eines jeden Paares wird gefesselt und ausgepeitscht, während der dazugehörige Gentleman gleichzeitig zulassen muss, dass einige Huren Analspiele mit ihm treiben.“
Georgiana hatte sie hierher bestellt, damit sie ausgepeitscht wurde?
„Willst du immer noch einen Hinweis, Süße?“
„Ich will nicht ausgepeitscht werden!“
„Wenn ein Experte die Sache in die Hand nimmt, kann das eine sehr sinnliche Erfahrung sein.“
„Du bist verrückt! Nein!“
„Ich habe noch nie eine Kurtisane erlebt, die eine durchaus gängige Praktik so unverblümt ablehnt, meine Liebe.“
Womöglich beging sie einen Fehler. Vielleicht waren Frauen nur allzu gerne bereit, sich auspeitschen zu lassen, wenn der Vorschlag von einem Mann wie Lord Swansborough gemacht wurde.
Was, wenn Georgianas Leben davon abhing, dass sie sich der Peitsche unterwarf?
„Mach dir keine Sorgen, Liebste.“ Da war es wieder, sein großzügiges Lächeln, das sich dieses Mal auch in seinen Augen spiegelte.
Er hatte leicht reden.
„Ich werde dir einen Hinweis besorgen.“
„Wie …“
„Schließ die Tür hinter mir ab, mein Mädchen“, fuhr er fort, ohne sich unterbrechen zu lassen. „Verbarrikadiere dich, falls du dich dann sicherer fühlst. Wenn ich zurückkomme, werde ich dreimal klopfen und dir ein Ständchen bringen.“ Er kämpfte mit den Knöpfen seiner Hose.
„Du bist betrunken.“
„Nicht genug, um mit dem Denken aufzuhören.“ Er griff nach einem Ohrensessel und trug ihn zur Tür. Inzwischen trug er außer seinem Hemd auch Hosen, Schuhe und eine offene Weste. „Schieb die Lehne unter den Türknauf“, wies er sie an.
Sie wusste allerdings sehr genau, wie man eine Tür verbarrikadierte, denn sie hatte sowohl eine ältere als auch eine jüngere Schwester.
Im selben Moment, in dem er das Zimmer verlassen hatte und sie allein war, lief Maryanne zur Tür, drehte den Schlüssel um und zerrte den Sessel an die richtige Stelle.
Nun konnte sie nur noch warten.
Und daran denken, wie wunderbar es sich angefühlt hatte, seinen breiten, nach unten schmaler werdenden Rücken zu umschlingen und sich unter ihm aufzubäumen, um seinen zustoßenden Schwanz noch tiefer in sich aufzunehmen.
Oder sie konnte daran denken, dass sie ihren Ruf für alle Zeiten ruiniert hatte. Darüber nachdenken, ob sie vielleicht schwanger war.
Daran denken, wie glorreich sie ihr Leben weggeworfen hatte.
Er hatte ihr den Hinweis versprochen, und nun musste er alles Nötige tun, um sein Versprechen zu halten. Außerdem brauchte auch er selbst den Hinweis.
Der Nachgeschmack des Cognacs in seinem Mund war plötzlich sauer, und sein Kopf brummte, während die Wirkung der erotischen und alkoholischen Höhenflüge langsam nachließ.
Er hatte gedacht, sein Cousin wüsste es nicht.
Mörder.
Das Wort hallte immer noch in seinem Kopf nach. Sein Cousin Robert glaubte, er sei für den Tod eines unschuldigen Mannes verantwortlich – für den Tod von Roberts älterem Bruder Simon.
Dash musste diese Gedanken verdrängen. Sofort wünschte er sich, er könnte bei Verity sein, um seine Erinnerung durch Ekstase auszulöschen. Um sein Hirn auszulöschen.
Auf Schritt und Tritt gab es in diesem Haus Alkohol – auf Silbertabletts von halb nackten Dienern dargeboten. Er schüttete sich zwei Gläser Champagner in die Kehle. Das dumpfe Getöse in seinem Kopf wurde erneut lauter und übertönte die quälenden Gedanken.
Die Verse des Hinweises, der ihn hierhergeführt hatte, tanzten in seinem Kopf.
Dunkle Lust am Rande von Mayfair,
für die Mutigen, die Kühnen,
gebunden an Hand und an Fußgelenk,
durch Peitschenhiebe zu sühnen,
bis Pein und Ekstase die lüsterne Dame lassen stöhnen,
während willige Huren mit kundigen Zungen
des Gentlemans Hintern verwöhnen.
Die letzte Zeile war grob und unverblümt und sollte
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