Samtschwarz - Page, S: Samtschwarz
zurückgestrichen, aber einzelne rote Strähnen klebten ihr im Gesicht. Ihre Haut war gerötet, und auf ihren Wangen glänzte Schweiß. Ihr weißes Unterkleid war ebenfalls durchnässt und bis zu ihren Hüften hochgeschoben.
Sprachlos vor Entsetzen, unfähig, sich zu bewegen, stand Maryanne in der Tür. Das Stöhnen ihrer Schwester verwandelte sich in spitze Schreie, dann kam ein entsetzter Aufschrei.
Venetia!
„Oh! Oh! Es tut mir leid … ich wollte nicht … es kam einfach so heraus.“ Venetia stöhnte. „Oh, es ist mir so peinlich.“
Was war herausgekommen? Das Baby? Nein, das wohl nicht.
„Machen Sie sich keine Gedanken, Mylady“, beruhigte Mrs. Collins sie. „Das ist der Druck, den das Baby ausübt. Atmen Sie jetzt. Entspannen Sie sich, bevor Sie wieder pressen müssen.“
Ein Körper schob sich zwischen sie und das Zimmer und nahm ihr die Sicht. Maryanne blinzelte, erkannte ein schlichtes graues Kleid und machte einen Schritt rückwärts. Es war Mrs. Dorset.
Bevor die Haushälterin die Tür schließen konnte, stellte sie einen Fuß in die Tür. „Wie … wie lange wird es noch dauern?“
Mrs. Dorset runzelte die Stirn. „So lange, wie es eben braucht, Miss Hamilton. Beim ersten Kind kann es eine langwierige Angelegenheit sein, aber jetzt sollte es nicht mehr sehr viel länger dauern. Nun müssen Sie aber gehen.“
Das wollte sie tun – wollte sich mit einem Buch und einer schönen Tasse Tee zurückziehen. Aber in nur sechs Monaten würde sie das hier tun müssen!
Und trotz Mrs. Dorsets Beschwichtigungen schnürte sich ihr bei diesem Gedanken vor Angst die Kehle zu.
Das Keuchen ihrer Schwester wurde erneut zu einem gellenden Schrei. Durch den schmalen Spalt zwischen Mrs. Dorset und der Tür sah Maryanne, wie Dr. Plim sich über Venetias gespreizte Beine beugte. Sie brachte es nicht über sich, länger hinzusehen. Marcus drückte Venetias Hand.
„Geschafft“, erklärte Dr. Plim zufrieden.
Mrs. Collins trat etwas zurück und zog Venetias nackten Fuß an ihre Hüfte. „Und jetzt pressen Sie kräftig, Mylady. So stark Sie können.“
Himmel, Mrs. Collins wies Marcus an, Venetias anderen Fuß an seine Hüfte zu ziehen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht spannte Venetia sich an und stieß einen entschlossenen Schrei aus.
Maryanne schlug sich die Hand vor den Mund. Das sollte sie ebenfalls tun? Aber sie würde keinen liebenden Ehemann an ihrer Seite haben, der ihr die Stirn streichelte und ihr feuchtes Haar zurückstrich.
Doch das hatten viele Frauen nicht, machte sie sich klar.
Bebend trat sie zurück, sodass Mrs. Dorset die Tür wieder schließen konnte. In sechs Monaten würde sie so leiden, wie Venetia jetzt litt, und würde den hohen Preis für ihre einzige verrückte Nacht des Abenteuers, der Freude und der Lust bezahlen.
Es war nicht fair, Dash zur Ehe zu zwingen, aber sie konnte auch nicht zulassen, dass Venetia und Marcus sich wegen ihrer Zukunft stritten. Konnte sie sich ganz allein der Aufgabe stellen, ein Kind zur Welt zu bringen und es großzuziehen?
8. KAPITEL
„Du solltest dich jetzt ausruhen, du solltest … das nicht tun.“
Während sie ihrer Schwester zum Salon im Westflügel folgte, zupfte Maryanne an ihrem bestickten Schultertuch herum. Es wärmte nicht sonderlich gut, aber die warmen Farben – Rotbraun, Gold und Pink – standen ihr, und sie wusste, dass ihr Gesicht schrecklich blass war.
„Baby Richard hält jetzt sein Nickerchen.“ Venetia gähnte, und ein sanftes Lächeln spielte um ihre Lippen. „Und ein Heiratsantrag ist ein sehr wichtiges Ereignis.“
Ein Schauer glitt an Maryannes Rückgrat entlang. Dash würde ihr keinen Antrag machen. Weshalb sollte er, nachdem man ihm gesagt hatte, er solle sich an einem bestimmten Tag in der Kirche bereithalten, um eine Frau zu heiraten, die ihm einen Haufen Lügen erzählt hatte.
So viele Lügen. Dash wusste nicht, dass sie erotische Romane herausgab. Glücklicherweise hatte auch Marcus keine Ahnung davon. Nur Venetia war eingeweiht und stimmte mit Maryanne darin überein, dass es selbst in einer glücklichen und harmonischen Ehe besser war, einige Geheimnisse vor dem Mann zu haben.
Als sie sich der Flügeltür zum Salon näherten, erhaschte Maryanne im Vorübergehen in einem Spiegel einen Blick auf sich selbst. Sie sah so schrecklich durchschnittlich aus. Ein Mädchen mit langweiligen braunen Haaren und großen braunen Augen, in denen die nackte Angst stand. Ihre runden Wangen glühten. Und vor sich her trug sie
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