Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
Extremsituationen überlebt, so viel steht fest. Der alte Sauknochen.« Sie klang fast ein bisschen wehmütig.
Warlord konnte das inzwischen gut nachvollziehen.
Karens Beziehung zu Jackson Sonnet war seit jeher konfliktbehaftet und nicht unbedingt von Zuneigung geprägt. Sie hasste Jackson Sonnet dafür, dass er ihr nie ein liebevoller Vater und Freund gewesen war. Andererseits war er ihr einziger Elternteil, die einzige Konstante in ihrem Leben. Es war bestimmt ein herber Schlag unter die Gürtellinie gewesen, als ihr Dad erfahren musste, dass seine Frau fremdgegangen war - noch dazu mit seinem besten Freund. Karen war klar, dass Jackson darüber tief verletzt und verbittert war, und irgendwie hatte sie auch Mitleid, aber das mochte sie natürlich nicht zugeben. »Du vermisst ihn.«
Sie nickte zaghaft. »Ja, irgendwie schon.«
»Wenn das hier vorbei ist, fahren wir zu ihm.« Er steckte sein Messer in den Ärmel. Befestigte ein Seil an seinem Gürtel. Dann öffnete er ihre Tasche und sagte: »Nimm die Ikone mit.« Er rührte das Bild nicht an. Er hatte noch die Brandblasen vom ersten Mal.
»Wir nehmen nicht alles mit?« Sie durchwühlte eben ihre Sachen.
»Nein, wir müssen uns beeilen. Überflüssiger Ballast würde uns bloß behindern.« Er stellte ihre Schneeschuhe vor das Zelt.
Sie diskutierte nicht. Sie argumentierte nicht. Sie hielt ihm keinen Vortrag über die Umweltsünden, die sie begingen, weil sie ihre Ausrüstung zurückließen. Sie fand die Ikone und das Bild von ihrer Mutter und steckte beides in die Innentasche ihrer Jacke, drückte den Klettverschluss fest zu. Dann steckte sie ihr Messer und die Campingaxt in den Gürtel.
Er schnallte sich die Schneeschuhe um.
Sie folgte seinem Beispiel. »Ich bin fertig.«
»Super. Andere Frauen hätten erheblich länger gebraucht.« Nach einem Blick auf sein tragbares GPS zogen sie los.
Die Route führte zunächst bergab, über felsiges Terrain. Sie blieben, so gut es eben ging, in Deckung, wichen tiefen Schneeverwehungen aus, beobachteten den Himmel und lauschten auf verdächtige Geräusche.
»Wohin gehen wir?«, wollte sie wissen.
»Zu unserem Rendezvous mit Jasha.«
»Und wenn er nicht da ist?«
»Ich hab mich für den entsprechenden Treffpunkt entschieden, weil ich natürlich immer im Hinterkopf hatte, dass da unter Umständen die Post abgeht. Und die Stelle eignet sich optimal für meine Kampfstrategie.«
»Du hast das alles vorab genau geplant?«
»Mmh, ich hab mental jedes Szenario durchgespielt.« Er blickte sich zu ihr um. »Wenn du meinen Vater kennen lernst, verstehst du das.«
»Lern ich ihn denn kennen?«
»Logo. Er will ja schließlich meine Braut vorgestellt bekommen.«
»Ich hab noch nicht Ja gesagt.«
»Ich geb die Hoffnung nicht auf.« Er grinste über ihre schmollend aufgeworfenen Lippen und schaute wieder nach vorn.
»Wie weit ist es noch?«
»Müde?« Die Wirkung des Schlangengifts war immer noch spürbar. Er fühlte sich zwar gut, trotzdem war die dünne Höhenluft eine Herausforderung für
seine Lungen. Karen mochte hart im Nehmen sein, aber sie war eine Normalsterbliche und als Frau gewiss weniger belastbar.
»Quatsch, ich bin fit wie ein Turnschuh.«
»Wenn du willst, ich kann dich tragen.«
Sie schloss zu ihm auf. »Hör mal. Ich bin in den Rockies groß geworden, dagegen ist die Sierra Nevada eine sanfte Hügellandschaft.« Sie fiel zurück. »Also, kümmern Sie sich um sich selbst, Mister!«
»Überredet.« Er schmunzelte.Wenn sie sich aufregte, sah sie besonders süß aus. »Wir sind ungefähr zwanzig Meilen von dem Flugzeugwrack entfernt. Der Vogel hat uns noch nicht gefunden.«
»Der Vogel? Du meinst den Falken? Ich dachte, du hättest ihn getötet.«
»Tröste dich, es gibt noch andere. Die Varinskis haben bei ihren Verfolgungsjagden immer mindestens einen dabei, der sich sofort in einen Raubvogel verwandeln kann. Sobald der uns lokalisiert, sind wir Beute, und der Rest von dem Rattenpack erledigt den Job schnell, effizient, leise. Wenn wir es schaffen, vorher zum Rendezvous zu kommen, und Jasha ist da, haben wir eine Chance.Wenn er Verstärkung mitgebracht hat, ist das noch besser für uns.«
»Verstärkung?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Meinen Bruder Rurik.«
»Oh.« Sie klang enttäuscht.
»Unterschätz meine Brüder nicht. Mein Vater hat sie gecoacht. Er hat uns alle gecoacht. Rurik und Jasha sind gewiefte, heimtückische Kämpfer.«
»Demnach haben wir eine Chance?«
»Klar haben wir eine
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