Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
und blies vorwurfsvoll die Backen auf. »Hast du dir den etwa als Kampfplatz ausgesucht?«
Er warf ihr Seil und Befestigungshaken zu. »Ungefähr auf der Hälfte der Strecke ist eine Höhle. Versteck dich da.« Er riss die geliebte Frau in seine Arme, küsste sie lange und leidenschaftlich. Dabei schmeckte sie die tiefe Verzweiflung, die aus seinem Herzen sprach. »Egal, was du machst, bleib in Deckung. Bring dich in Sicherheit, Karen. Und tu nichts Unüberlegtes. Nicht auszudenken, wenn dir etwas passieren würde! Ich brauche dich. Ohne dich will ich nicht mehr leben, Prinzessin.«
31
K aren war klar, dass dieser Kuss ein Abschiedskuss war. Hoffentlich nicht für immer …
Warlord schob sie von sich.
Sie packte ihn an seinem dünnen T-Shirt und riss ihn abermals an sich. Sie küsste ihn hart, legte ihre ganze Sehnsucht in diesen einen Kuss. »Pass auf dich auf.Viel Glück.« Sie wirbelte herum und setzte den Hügel hinunter - ließ ihren Liebsten zurück.
O Gott, wie war er bloß auf die wahnwitzige Idee verfallen!?
» Ein Abhang«, seufzte sie. »Wenn das mal gut geht, Warlord.« Natürlich, aus rein strategischen Gesichtspunkten betrachtet war die Idee gar nicht so verkehrt.
Sie schaute auf den schneebedeckten, von hohen Zedern gesäumten Bergpass, der steil vor ihr abfiel und tief unten ein sanftes Tal bildete.Wenn sie und Warlord es bis in dieses Tal schaffen könnten, bevor Innokenti mit seinen Leuten den Bergpass überquerte, wären sie fein raus. Warlord war jedoch nicht bei ihr, das Tal war noch weit weg, und wie sollte sie sich ohne fremde Hilfe mit dem Seil absichern? Sie hatte das erst einmal auf Anweisung ihres Vaters gemacht, und das war an einer vergleichsweise harmlosen Kletterwand gewesen. Sie ging schneller, ihr Blick starr auf den Rand der Klippe geheftet. Hoch konzentriert versuchte sie sich an Jackson Sonnets wütend gebrüllte Anweisungen zu erinnern: »Los, Karen, komm in die Gänge. Soll ich hier Wurzeln schlagen, oder was? Stell dich nicht so an, du packst das!« Hoffentlich reichte das als Motivationshilfe aus …
Ein Mann trat hinter einem Baum hervor und baute sich vor ihr auf.
Ein Varinski.
Sie erkannte ihn an seiner Größe, der muskelbepackten Statur - und dem rötlichen Flackern in seinen Pupillen.
Mit einer schnellen Bewegung riss sie die Pistole aus dem Holster.
Er nahm die Hände hoch. »He, ich bin Rurik!«
Sie hielt die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet.
»Rurik Wilder.«
»Das kann jeder sagen.« Er sah Warlord schon ein bisschen ähnlich, fand sie, allerdings mit braunen Haaren.
»Hat er Ihnen von mir erzählt?« Der rötliche flackernde Glanz in seinen dunklen Tiefen wurde schwächer, und der Typ versuchte einen auf harmlos zu machen.
Es funktionierte nicht.
»Ja, er hat mir von Ihnen erzählt.« Der Typ hatte nur das Nötigste an, genau wie Warlord. Demnach rechnete er ebenfalls damit, kämpfen zu müssen.
»Jasha wird Adrik helfen.«
Sie hörte einen Schuss, gefolgt von dem schrillen Kreischen eines Vogels, der wild flatternd talwärts kreiste.
Der angebliche Bruder straffte sich, und das Feuer in seinen Augen intensivierte sich abermals.
»Und wieso helfen Sie Adrik nicht?«, fragte sie eisig.
»Weil Jasha meinte, dass ich mich um Sie kümmern soll.«
» Sie sind Adriks Bruder.« Sie steckte die Pistole zurück ins Holster.
»Ja.« Zwischen seine Brauen schob sich eine steile Falte. »Was hat Sie überzeugt?«
»Ihr Denken. Sie denken nämlich, ich bin bloß ein Mädchen und kann mich nicht wehren, folglich wollen Sie mich beschützen. Sie könnten mir ruhig ein bisschen mehr zutrauen. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Los, unterstützen Sie Ihre Brüder.«
»Sie klingen wie meine Frau«, versetzte er leicht geschockt.
»Muss eine bemerkenswerte Frau sein.«
»So kann man es auch sagen«, grummelte er.
Sie lief weiter.
Als sie sich noch einmal nach ihm umschaute, war er verschwunden.
Sie stürmte das letzte Stück den Pass hinauf, so schnell, dass sie fast ausgerutscht wäre - damit hätte sich ihr Problem von selbst gelöst, denn der Pass fiel steil in die Tiefe, die mit bizarr ausgezackten Felsnadeln gespickt war.
Hinter ihr ertönte ein weiterer Schuss, dann ein Schrei und das tiefe, kehlige Heulen eines Wolfs.
»Dumm gelaufen«, seufzte sie. Allerdings war jetzt nicht der richtige Moment für Sarkasmus.Warlord und seine Brüder kämpften ums nackte Überleben. Karens Hände zitterten, als sie sich einhakte und das Seil an einem
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