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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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hereinkam, aber ihre Anwesenheit genügte, um Aliks aus ihrem unruhigen Halbschlaf zu wecken. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als sie sich auf die Ellbogen stützte, und sah zu, wie ihr das Tablett gebracht wurde. Die Fesseln hatte man ihr wieder abgenommen, aber die schwarzen Blutergüsse an Hand- und Fußgelenken waren deutlich zu erkennen. Er war gewalttätig geworden, und was er ihr angetan hatte, stand ihr so lebhaft vor Augen wie die Striemen auf ihrer Haut.
    Die Frau, die das Tablett neben das Bett stellte, war eine Russin wie sie. Ihr Gesicht zeigte die stumme, gleichgültige Maske, mit der Bedienstete seit Tausenden von Generationen ihre wahren Gefühle verbargen. Aliks spürte dennoch ihre Verachtung.
    Sie sank zurück aufs Bett. Sie wusste, dass sie etwas essen musste. Sie hatte nur nicht die Kraft, einen Happen zum Mund zu führen. Später , dachte sie. Später werde ich es vielleicht versuchen.

67
    Jack Grantham traf sich mit Dame Agatha Bewley zu einem kollegialen Frühstück im Kaffeesalon des Travellers Club auf der Pall Mall. Das 1832 von Charles Barry erbaute Haus, das einem italienischen Renaissancepalast gleicht, war seit langem der traditionelle Treffpunkt für Diplomaten und Gasthonoratioren.
    Als MI6-Beamter war Grantham theoretisch ein Angestellter des diplomatischen Dienstes. Seine Mitgliedschaft in dem Club bot eine nützliche Ergänzung zu seiner Tarnung, aber er war eigentlich kein typischer Clubgänger, sondern verachtete die Atmosphäre fest verankerter Privilegien, die über den Räumen schwebte wie der dichte Londoner Nebel. Er musste jedoch zugeben, dass ihm das Haus bisweilen sehr gelegen kam. Er brauchte keine Restaurants zu suchen oder Tische zu reservieren. Er aß einfach im Travellers. Das sparte Zeit und Energie und erhöhte die Effizienz, welches Prinzipien waren, die Grantham schätzte.
    »Es tat mir leid, als ich von Ihren beiden Leuten in Genf hörte«, sagte Dame Agatha, die ein Stück von ihrem Croissant abbrach und es mit dicker, dunkler Marmelade bestrich. »Es ist nie leicht, Angestellte auf diese Weise zu verlieren, besonders wenn sie jung sind. Wie ich höre, sind keine Kinder betroffen. Das ist immerhin ein Gutes.«
    Grantham drückte die Gabelzinken in ein Würstchen. Er hatte sich für das englische Frühstück entschieden, wie immer. »Sicherlich«, pflichtete er bei. »Etwas Gutes mag zumindest dabei herausgekommen sein. Wir kommen allmählich an Namen und Gesichter. Es ist bloß noch nicht ganz klar, wie sie alle zusammengehören.«
    Dame Agatha nahm es mit den Manieren sehr genau. Sie kaute sorgfältig, schluckte und erst als ihr Mund leer war, fragte sie: »Irgendetwas, das Sie mir mitteilen möchten?«
    Grantham stopfte sich Rührei und Speck in den Mund. Er redete beim Kauen, indem er die Worte an den Bissen vorbeizwängte.
    »Hmmm …« Er nickte.
    Dame Agatha legte das Messer ab und ignorierte ihr Frühstück. Sie saß ganz still da, während sie Grantham über den Brillenrand hinweg anblickte. »Sprechen Sie.«
    Grantham erwiderte ihren Blick. »Sie scheinen skeptisch zu sein. Brauchen Sie nicht. Ich versuche nicht, Sie hinters Licht zu führen.«
    »Was haben Sie denn bisher?«
    »Zwei Namen: einen Engländer namens Samuel Carver und eine Russin, Aleksandra Petrowa.«
    »Woher stammen diese Namen?«
    »Sagen wir einfach, Percy Wake hat ein paar Fäden gezogen und alte Gefälligkeiten eingefordert. Ich habe ihn gebeten, er hat geliefert. In diesem Fall frage ich nicht, wie.«
    Dame Agatha bedachte ihn mit einem Blick, der zum Ausdruck brachte, dass sie seine Antwort vernommen hatte, aber immer noch skeptisch war. Dann fragte sie: »Carver und Petrowa. Was wissen wir über sie?«
    »Nicht viel. Carver muss ein Deckname sein. Es gibt keinen Eintrag zu einem britischen Pass auf diesen Namen. Er hat keine Kreditkarten. Er erscheint auf keiner Passagierliste der Fluggesellschaften, und wir können keine Bankkonten finden. Petrowa war mal eine kleine KGB-Agentin in Moskau. Sie fing kurz vor dem Mauerfall damit an. Sie wurde für Honigfallen eingesetzt.«
    Er nahm einen braunen Umschlag heraus, öffnete ihn und reichte ein paar Schwarz-Weiß-Fotos über den Tisch.
    »Hübsches Ding, nicht wahr?«, bemerkte Dame Agatha.
    »Zumindest damals, als sie aufgenommen wurden, vor sieben Jahren. Sie hat keinen von unseren Leuten reingelegt, aber einige Geschäftsleute haben mehr gesagt, als gut war.«
    Dame Agatha zog eine Augenbraue hoch. »Die Männer sind so

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