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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Haken hat. Wenn er sie nun wiederhaben will?«
    »Dann verfolgt er die Russen.«
    »Vielleicht weiß er aber nicht, wer die sind. Vielleicht ist er so ratlos wie wir, weil er seine Befehle aus London bekommen hat. Also muss er, wenn er die schöne Verführerin wiederfinden will …«
    »Nach London kommen.«
    »Genau«, sagte Grantham. »Und hier könnte der MI5 ins Spiel kommen.«
    Dame Agatha wollte soeben darauf eingehen, als einer der Clubbediensteten neben Granthams Sessel erschien, diskret hüstelte, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen, und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Grantham nickte und entließ den Mann, dann sagte er: »Entschuldigen Sie mich, Agatha. Ich bin gleich wieder da«, und folgte dem Bediensteten aus dem Raum.
    Nach knapp fünf Minuten kam er wieder zurück. Seine Laune schien sich deutlich gebessert zu haben. Er setzte sich und goss sich aus der Silberkanne frischen Kaffee ein. »Das war das Büro«, berichtete Grantham. »Wir haben soeben etwas mehr aus Moskau erfahren. Einem unserer Leute dort kam Petrowa vage bekannt vor. Darum hörte er auf, in der polizeilichen Datenbank zu fischen, und widmete sich ein paar Zeitungsausschnitten. Es stellte sich heraus, dass Grigori Kursk nicht der Einzige ist, der mächtige Freunde hat.«

68
    Einen knappen Kilometer vor der Einfahrt von Chichester Harbour an der Küste von West Sussex ließ Carver das Schlauchboot der Tamarisk zu Wasser. Er schaltete den Außenbordmotor ein – der wenigstens startete sofort – und fuhr auf die Küste zu. Der Hafen war eine natürliche Bucht, die ihre vier Hauptarme kilometerweit ins Land streckte und so eine große Fläche geschützten Gewässers schuf, die für Jachtfahrer das Paradies war. Segelclubs und Jachthäfen waren bei den wenigen Dörfern rund um die Bucht entstanden. Um acht Uhr an einem feuchten Septembermorgen war es für Carver kein Problem, einen freien Platz am Anleger zu finden, sein Schlauchboot neben Dutzend anderen festzumachen und an Land zu gehen, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Er kaufte eine Busfahrkarte nach Chichester, eine Tasse Kaffee, ein Sandwich und ein Zugticket nach London. Im Bahnhofscafé las er die Morgenzeitung. Die Royals bekamen eins aufs Dach. Augenscheinlich trugen sie nicht genügend Trauer zur Schau. Mittlerweile bauten die Leute kleine Altäre vor dem Kensington-Palast, die sie mit Photographien, Kerzen und Blumen versahen.
    Carver kam sich vor wie ein Ausländer. Das ganze Land war verrückt geworden. Es herrschte eine kaum unterdrückte Hysterie, ein Nachholbedarf an Verzückung.
    Er las weiter. George Clooney glaubte offenbar, man müsse die Sensationspresse zur Verantwortung ziehen. Tiger Woods meinte, es sollte etwas unternommen werden, damit die Presse nicht mehr so aggressiv agierte. Madonna glaubte felsenfest, wir alle hätten Blut an unseren Händen.
    »Nein, Schatz, nur ich«, murmelte Carver in sich hinein. Es fiel ihm plötzlich schwer, sich auf die Sätze zu konzentrieren. Er war die ganze Nacht wach gewesen. In der Nacht davor hatte er nur vier Stunden Schlaf bekommen. Es gibt einen Punkt, wo die Auswirkungen der Erschöpfung von denen des Alkohols kaum mehr zu unterscheiden sind. Die Reaktionen verlangsamen sich; das Urteilsvermögen lässt nach, und das Temperament ist schwerer zu zügeln. Carver steuerte genau darauf zu.
    Sein Zug fuhr in den Bahnhof, und er stieg ein. Die Fahrt dauerte eine Stunde fünfzig Minuten, und er schlief die ganze Zeit über. Das genügte gerade, um seine Erschöpfung ein wenig abzumildern, erfrischte ihn aber nicht nachhaltig. Als er die Hauptstadt erreichte, war es 11 Uhr vormittags. Faulkner würde inzwischen seine Aussagen gemacht haben. Wenn Trenchs Leiche noch nicht gefunden war, würden die Schiffe auf dem Ärmelkanal gebeten werden, danach Ausschau zu halten. Solange sich Faulkner ans Drehbuch hielt und ihn nicht verriet, gab es für Carver keinen Grund zur Sorge. Noch nicht. Aber seine Zeit lief ab, und Aliks’ ebenfalls. Sie war seit über sechsunddreißig Stunden in Kursks Gewalt. Carver wollte nicht daran denken, was das hieß.
    Laut Leclerc war die Anweisung zu dem fingierten Geldtransfer von Lord Malgrave gekommen. Unter normalen Umständen hätte Carver sich tagelang an seine Fersen geheftet, um seinen Alltagsablauf kennenzulernen und dann Zeitpunkt und Methode für seinen nächsten Schritt zu wählen. Aber das kam jetzt nicht in Frage. Er würde den Banker sofort mit der Sache konfrontieren müssen.
    Die

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