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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Hauptadresse der Bank stand im Londoner Telefonbuch. Carver rief an und fragte nach dem Vorsitzenden. Es hieß, Lord Malgrave sei den ganzen Vormittag auf Sitzungen. Das war alles, was er wissen musste.
    Carver nahm die U-Bahn. Sie war stickig, überfüllt und schmutzig, aber schneller als ein Taxi. Er tauchte ins Herz der Innenstadt ein, das Finanzviertel, dessen weltweite Macht und Bedeutung nur noch von der Wall Street übertroffen wurde. Die Glastürme überragten ein Netz enger, kurviger Straßen und beherbergten Institute, die über tausend Jahre alt waren.
    Die Verwaltungszentrale von Malgraves Bank befand sich hinter einer glänzenden schwarzen Eingangstür mit zwei Säulen an der Seite, über der ein Familienwappen prangte. Das Haus verströmte Zuversicht und Sicherheit. Carver schätzte, dass es zu Beginn des Jahrhunderts erbaut worden war, in der Zeit des florierenden Welthandels und des nationalen Wohlstands, deren Illusionen vom unaufhaltsamen Fortschritt im Blutbad des Ersten Weltkriegs zerschlagen worden waren.
    Carver ging um den Block und sah sich den Personaleingang an, der auf eine schmalere Straße an der Rückseite führte. Er überlegte, auf diesem Weg einzudringen und über die Hintertreppe zum Büro des Vorsitzenden zu gelangen. Doch er wusste nicht, wo dieses Büro lag, und er hatte nicht die Zeit, um sich Pläne auszudenken oder das Gebäude auszukundschaften. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er würde zur Vordertür hineingehen müssen. Und das hieß, entsprechend auszusehen.
    Carver fand einen Friseur und ließ sich rasieren. Er kaufte sich eine Rolex, einen Mont-Blanc-Füllfederhalter und eine elegante schwarze Aktentasche. Er hatte sein Bargeld in einer Harrods-Tüte gehabt. Jetzt wanderte es in die Aktentasche, die dadurch fast voll war. Es blieb gerade noch Platz für seinen Geldgürtel und die Pistole: Carver wollte die Silhouette seines Anzugs nicht verderben.
    Zwanzig Minuten bei einem Herrenausstatter bescherten ihm einen klassisch geschnittenen anthrazitgrauen Nadelstreifenanzug, ein rosa gestreiftes Oberhemd aus ägyptischer Baumwolle, das einem New Yorker Banker zu bunt wäre, in London aber vollkommen akzeptabel war, einen dunkelblauen Schlips, schlichte goldene Manschettenknöpfe und schwarze Derbys.
    Er betrat ein Geschäft, um Briefpapier und Umschläge zu kaufen, und ging anschließend einen Kaffee trinken. Dort nahm er den Mont Blanc heraus und schrieb auf ein Blatt Papier: Carver ist tot, Trench ebenfalls. Umstände noch unbekannt. Alle Verbindungen kompromittiert (brit. Reg. unter Verdacht) – Telefon- und E-Mail-Verkehr unbedingt einstellen. Erbitte sofortiges Treffen, um Notinstruktionen persönlich weiterzugeben.
    Jetzt brauchte er nur noch eins: einen kleinen, netzunabhängigen Videorecorder. Er kaufte sich ein digitales Sony-Gerät, das auch computerlesbare Discs aufnahm. Damit waren die Einkäufe erledigt. Die Requisiten standen, das Skript war geschrieben, der Vorhang konnte hochgehen.
    Carver schritt durch die offene Vordertür und nickte dem uniformierten Portier knapp zu, der sofort den Rücken straffte und zurückgrüßte, da er instinktiv den Offizier in ihm erkannte. Am Rezeptionspult setzte Carver für die makellos frisierte Brünette ein kurzes liebenswürdiges Lächeln auf und reichte ihr den Briefumschlag. »Bitte, lassen Sie das sofort zu Lord Malgrave bringen. Es ist außerordentlich dringend.«
    Die Rezeptionistin wählte eine Nummer und führte ein kurzes, eindringliches Gespräch. Dabei blickte sie ein paar Mal auf Carver, um seine Achtbarkeit einzuschätzen. Schließlich hielt sie die Hand über den Hörer und sagte zu ihm: »Es tut mir sehr leid, Sir, aber Lord Malgrave befindet sich in einer Sitzung.«
    Carver blieb gelassen. Er klang nicht im mindesten gekränkt. »Ich verstehe durchaus. Er ist heute Morgen sehr beschäftigt. Aber ich würde gern selbst mit seiner Assistentin sprechen, bitte.«
    Die feine Falte zwischen ihren ordentlich gezupften Augenbrauen vertiefte sich kurz. Dann gab sie ihm den Hörer. »Natürlich, Sir.«
    »Vielen Dank«, sagte Carver zu ihr und dann zu der Assistentin: »Mein Name ist Jackson. Ich habe eine dringende Nachricht für Lord Malgrave. Sie betrifft unsere Geschäfte in Paris, und ich kann Ihnen zweifelsfrei versichern, dass er dankbar sein wird, sie zu lesen. Falls er es nicht für nötig hält, etwas zu unternehmen, werde ich verschwunden sein, ehe Sie es merken.« Er wartete, was die Assistentin darauf

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