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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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ihn. Mir nützt er jetzt nichts mehr. Da ist ein Haufen Geld drin. Im Deckel des Werkzeugkästchens stecken Inhaberobligationen. Wenn ich nicht wiederkomme, gehört es dir. Keine Widerrede. Das ist das Mindeste, was ich dir schuldig bin.«
    Carver gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    »Na gut«, sagte Larsson. »Muss los. Mach’s gut.«
    Larsson sah zu, wie der Hubschrauber in den Himmel stieg, nach Norden abdrehte und über die Bergsättel ins reiche Skigebiet von Gstaad flog. Auf dem Luftweg konnte man geradewegs ins Nachbartal hinüber. Mit dem Auto musste man um die Berge herumfahren. Das würde eine gute Stunde dauern. Larsson lief mit dem Aktenkoffer zu seinem Wagen. Carver mochte ja keinen Fluchtweg geplant haben, doch er würde sein Möglichstes tun, um einen vorzubereiten.

74
    Carver fühlte sich, als würde sein Leben bereits zurückgespult. Vor fünf Tagen war er in einem Hubschrauber über Gebirge geflogen und in einen Jet umgestiegen. Jetzt war er hier auf der anderen Seite der Welt, stieg aus einem Jet, schnallte sich in einem Hubschrauber an und flog wieder über Berge. Damals war die Sonne aufgegangen, jetzt ging sie unter. Damals sollte er jemanden umbringen. Würde nun er umgebracht werden?
    Der Pilot tippte ihm auf die Schulter und zeigte zu einem breiten weißen Turm, der wie ein Burgfried mitsamt seinen vier Spitzdachtürmchen das Tal überragte.
    »Das Palace Hotel!«, rief der Pilot. »Beeindruckend, nicht wahr?«
    Carver nickte. An den Turm war ein wenig niedrigeres Haus mit Zimmern und Suiten angebaut, und große Chalets standen im schützenden Halbkreis um das Hauptgebäude herum, während der Rand des Geländes mit dem staubigen Rotbraun der Tennisplätze und dem stechenden Türkis der Pools gesprenkelt war.
    Der Hubschrauber ging auf dem hoteleigenen Landeplatz nieder. Carver stieg aus. Er hatte mit der Hubschraubergesellschaft die übliche Abmachung getroffen. Der Pilot würde eine Stunde lang warten und ihn dann ohne Zusatzkosten wieder mitnehmen. Aber in der einundsechzigsten Minute würde er abheben, komme was wolle.
    »Bis später!«, schrie der Pilot.
    »Hoffentlich!«, schrie Carver zurück. Dann ging er auf den Hotelturm zu.

    Es war wie ein Wiedersehen unter Freunden. Da stand Kursk mit seinem falschen Swisscom-Van. Und bei ihm seine drei Stooges, jeder mit seiner persönlichen Kollektion frischer Nähte, Pflaster und Verbände dekoriert. Sie starrten Carver drohend an und verströmten unterdrückte Rachegelüste. Noch hatten sie Befehl, sich zurückzuhalten, doch die kleinste Provokation würde die Zurückhaltung kippen lassen. Carver beschloss, ihnen keinen Vorwand zu liefern. Er reagierte nicht, als sie ihn umzingelten, einer an jeder Seite und einer direkt hinter ihm.
    »Sie sprechen Englisch?«, fragte er Kursk.
    »Wenig«, brummte der große Russe.
    »Na gut. Ich bin mit Ihrem Boss, Mr Schukowski, verabredet. Ich sollte um 19 Uhr hier sein. Ich bin da. Also gehen wir.«
    Kursk sah ihn nur an; seine Augen waren so tot wie die Glasknöpfe eines ausgestopften Elchs. »Leck mich«, knurrte er.
    Carver bekam einen heftigen Schlag gegen den Hinterkopf. Dann spürte er nichts mehr.

    Auf der Ladefläche des Vans kam er wieder zu Bewusstsein. Sein Kopf dröhnte, und hinter dem rechten Ohr pochte ein stechender Schmerz.
    Carver wusste, dass er in dem Van war, weil er die Fahrgeräusche hörte und das Schlingern spürte, wenn der Wagen rechts oder links abbog. Sehen konnte er nichts, denn sie hatten ihm etwas über den Kopf gestülpt. Es lag am Hals eng an wie eine Tüte mit Zugband.
    Carver wollte hinaufgreifen, konnte es aber nicht. Er hatte Handschellen an. Auch die Füße steckten in Eisen. Beide Fesseln saßen so eng, dass sie ihm in die Haut schnitten und die Durchblutung störten. Außerdem waren sie durch eine kurze Kette miteinander verbunden, sodass er die Hände nicht mehr als ein paar Zentimeter über die Hüfte heben konnte.
    Um die Taille spürte er eine Art Gürtel und im Rücken einen harten, eckigen Kasten, der ihn drückte, wenn er sich an die Wagenwand lehnte.
    Aber es gab noch mehr festzustellen. Carver spürte das Metall der Ladefläche hart und kalt an Oberschenkeln, Gesäß und Rücken. Seine Hände steckten in weichen Boxhandschuhen, sodass er unmöglich etwas ertasten konnte. Aber das war auch gar nicht nötig. Er wusste auch so, dass er bis auf die Handschuhe vollkommen nackt war.

    Der Van fuhr bergauf, legte sich dann scharf in die Kurve, wurde

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