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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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langsamer und fuhr bergab. Das Motorgeräusch hallte, als der Wagen in eine Garage gelenkt wurde, dann wurde er abgestellt. Von rechts hörte Carver ein metallisches Rasseln und das Klappern der Seitentür; dann spürte er einen scharfen Ruck an der Kette, und er suchte hektisch nach irgendeinem Halt, als er aus dem Van gezerrt und wie ein Sack auf den Boden geworfen wurde.
    Es gab einen neuerlichen Ruck an der Kette, und er wurde auf die Beine gestellt, sodass ihm die Handschellen noch tiefer ins Fleisch schnitten. Er wurde blind und kaum gehfähig durch eine Tür und einen Gang entlanggeführt. Er hörte, wie eine weitere Tür geöffnet wurde. Noch ein paar schlurfende Schritte, und er bekam einen Stoß in den Rücken, dass er ein Stück weit taumelte, bis er endgültig das Gleichgewicht verlor und hilflos stürzte. Hinter ihm wurden energisch zwei Riegel vorgeschoben.
    Also war das Urteil gefällt. Er war für schuldig befunden worden. Jetzt galt es nur noch die Verkündung der Strafe abzuwarten.

75
    Carver wusste nicht, wie lange er schon allein im Dunkeln war. Um sich ein Bild von den Ausmaßen seiner Zelle zu machen, stemmte er sich auf die Beine und schlurfte geradeaus bis zur Wand, dann daran entlang und um den ganzen Raum. Es ergab sich der Eindruck eines Quadrats mit der Kantenlänge von etwa zwanzig seiner kurzen Schritte. Schließlich kauerte er sich in eine Ecke und zitterte, weil ihm die Kälte des Betonbodens in die steifen Glieder drang.
    Es war ziemlich unbequem, aber noch nichts Ungewöhnliches. Die Methoden, die sie bisher anwandten, waren reichlich primitiv: Reizentzug, es gab kein Licht und kein Geräusch in dem Raum, der vollkommen schallisoliert sein musste, verbunden mit körperlicher und sexueller Erniedrigung durch die aufgezwungene Nacktheit. Wenn das schon alles war, würde er damit klarkommen. Doch eingedenk Schukowskis KGB-Ausbildung konnte das eigentlich nur der Anfang sein. Sie gaben ihm viel Zeit, damit er sich ausmalen konnte, was als Nächstes käme. Seine Angst würde ihnen die Arbeit erleichtern.
    Carver befahl sich, keine Bilder aufkommen zu lassen, optimistisch zu bleiben und sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
    Es verging eine Ewigkeit, bis die Riegel zurückgezogen wurden und er ein paar barsche russische Sätze zu hören bekam. Er wurde auf die Beine gezerrt. Sie führten ihn an der Kette aus der Zelle und gingen mit ihm den Korridor entlang. Dann spürte er Hände auf der Schulter, die ihn um hundertachtzig Grad drehten, bis er wieder vorwärtsgezogen wurde.
    Er stieß mit den Zehen gegen etwas Hartes, was ihm einen überraschten Schmerzensschrei entlockte. Das erzeugte ringsum Gelächter. Er bekam einen Tritt in den Rücken und wurde an den Armen aufwärts gezogen, begleitet von einem englischen Wort: »Treppe.«
    Er hob den linken Fuß so hoch, wie es die Fesseln zuließen, und konnte knapp die raue Kante der ersten Stufe erreichen. Er stemmte das linke Bein gerade. So ging es entwürdigend langsam hinauf, während er unter dem polternden Gelächter seiner Gefängniswärter mit regelmäßigen Schlägen und Tritten ermuntert wurde.
    Endlich kam er oben an. Bald ging er über glatteren Fußboden, zunächst über kalte Steinfliesen, dann über warme Holzdielen, bis er schließlich weichen Teppich unter den Füßen spürte. Es ging eine Reihe flacher Stufen hinab, wo er am Ende stolperte und beinahe hinfiel, ehe ein Ruck an der Kette ihn wieder aufrichtete.
    »Halt!«, wurde ihm befohlen.
    Carver blieb stehen. Jemand griff ihm an die Handgelenke, um ihm die Fäustlinge abzunehmen. Als Nächstes spürte er Finger am Hals. Ein scharfer Ruck und die Kapuze wurde ihm vom Kopf gezogen. Er blinzelte in die Helligkeit. Nach und nach konnte er wieder klar sehen.
    Er stand in der Schreibtischecke am Ende eines großzügigen, mehrteiligen Wohnzimmers. Er spürte die Wärme eines Feuers auf der nackten Haut. Hinter ihm befand sich ein nach allen Seiten offener Kamin. Die Stufen, die er hinuntergegangen war, reichten bis an die Steinumrandung.
    Vor ihm lag ein Perserteppich. Links gab es eine große schokoladenbraune Ledersitzecke in der Form eines kurzen U, die an die Wand gerückt war und einem enormen Flachbildfernseher gegenüberstand. Dort saßen die drei Stooges. Einer von ihnen, der Rothaarige, hielt eine altmodisch aussehende Fernbedienung in der Hand. Kursk stand neben Carver und sagte kein Wort. Er wartete.
    Carvers Blick war jedoch auf den Mann in dem Ledersessel

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