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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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bedeckte. Der Feuerschein fing sich in dem Glitzerstoff, wenn er sich über Bauch und Brüsten bewegte, und machte offensichtlich, dass sie nichts darunter anhatte. Als sie sich halb herumgedreht zu Schukowski herabbeugte, um ihm kichernd etwas ins Ohr zu flüstern und einen spöttischen Blick in Carvers Richtung zu werfen, der ihn traf wie ein Peitschenhieb, sah er, dass das Kleid den Rücken völlig frei ließ und nur den nackten Hintern mit einem Hauch von Silber bedeckte.
    Das also war die echte Aleksandra Petrowa, eine erfahrene Kokotte, ein wertvolles Besitzstück, das von seinem Eigentümer verwöhnt, befummelt und benutzt wurde, wie er es wünschte. Carver schnürte es die Kehle zu, als er seine Demütigung hinunterschluckte. Soeben war die letzte Säule seiner Zuversicht zum Einsturz gebracht worden. Jetzt war keine mehr übrig. Die Liebe, die ihn hatte erlösen sollen, hatte sich als Täuschung erwiesen.
    Carver hätte eigentlich wütend sein müssen. Er wünschte, er könnte es sein. Das würde ihm wenigstens Energie geben. Doch wie er so vor ihr stand, aller Würde beraubt, war das Einzige, was er empfand, Vergebung. Ein letzter Rest Selbsttäuschung verbot es ihm, Aliks einen Vorwurf zu machen. Er flüsterte ihm ein, dass es nicht ihre Schuld sei und dass die hochmütige Prostituierte, die er vor sich hatte, die eigentliche Täuschung sei und nicht die Frau, die er liebte. Er wollte sich Gründe geben, um den Beweisen nicht glauben zu müssen. Und als er das tat, verstand er zum ersten Mal in seinem Leben, was es hieß, sich einem anderen Menschen restlos zu verschreiben, sich an den anderen zu verlieren.
    Aber wie auch immer, er war nicht bereit, ihr Befriedigung zu verschaffen, indem er vor ihr auf dem Bauch kroch. Er straffte die Schultern, hob den Kopf und fragte Schukowski: »Wie geht das Landminengeschäft? Seit Sonntag schon welche verkauft?«
    Schukowski nickte. »Sie sind also darauf gekommen. Nun, ich habe eine Bitte an Sie.«
    Er beugte sich in seinem Sessel vor.
    »Entschuldigen Sie sich.«
    »Ach wirklich?«, erwiderte Carver. »Warum sollte ich das tun?«
    »Sie haben mir viele Ungelegenheiten beschert. Doch dazu kommen wir später. Zuerst bestehe ich darauf, dass Sie sich bei Miss Petrowa entschuldigen. Sie haben sie gezwungen, Ihre unbeholfenen Versuche im Bett zu ertragen. Schlimmer noch, Sie haben sie gelangweilt. Jetzt sollten Sie sagen, dass es Ihnen leidtut.« Er drehte den Kopf, um Aliks anzusehen. »Findest du nicht, meine Liebe?«
    »Vollkommen«, sagte sie, schloss die Augen und schüttelte sich angewidert, sodass ihr Kleid bei jeder Bewegung glitzerte.
    Carver blickte sie traurig an. »So bist du nicht«, sagte er. »Das weiß ich.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, dass ein leises Bedauern – oder war es Mitleid? – ihren Blick verdunkelte. Dann blinzelte sie, und ihre Augen waren so steinhart wie zuvor und drückten nur Verachtung aus. »Zwinge ihn, sich zu entschuldigen«, sagte sie. »Das würde mir sehr gefallen.«
    Carver rührte sich nicht.
    Schukowski nickte.
    Titow grinste Carver höhnisch an und drückte auf dem schwarzen Kästchen in seiner Hand einen runden weißen Knopf.
    50000 Volt brandeten durch Carvers Leib, ließen jeden Nerv aufschreien, jeden Muskel schlottern wie eine epileptische Marionette, warfen ihm den Kopf hin und her und entrissen seiner Kehle ein tierisches Heulen.
    Titow drückte eine … zwei … drei Sekunden lang.
    Unfähig, seine Bewegungen unter Kontrolle zu bringen, fiel Carver nach vorn auf den Boden, ohne dass er sich mit den gefesselten Händen abfangen konnte. Hilflos wand er sich dort und riss unwillkürlich Hände und Füße auseinander, sodass er sich die Gelenke an den Fesseln blutig scheuerte. Der elektrische Strom, der durch sein zentrales Nervensystem fuhr, hatte ihn restlos in seiner Gewalt. Seine Haut war schweißnass. Sein Herz hämmerte. Er stand kurz vor einer Ohnmacht.
    Endlich nickte Schukowski, und Titow nahm den Finger vom Knopf. Der Strom hörte auf zu fließen, und Carver blieb in seliger Reglosigkeit liegen.
    Allmählich ebbte sein Puls wieder ab. Eine volle Minute lang lag Carver bewegungslos da, während das russische Publikum über seine unfreiwillige Vorstellung Kommentare austauschte. Die Männer auf der Couch schüttelten sich vor Lachen, wenn sie abwechselnd seine zuckenden Bewegungen nachahmten. Carver kam derweil zu Atem, zog die Knie unter den Leib, sodass er, den Kopf am Boden, auf den

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